Börse feiert Lufthansa-Chef Fluglinie bei Umbau auf Kurs

FRANKFURT · Mit einem Rekordergebnis kann sich der scheidende Lufthansa-Chef Christoph Franz nicht verabschieden. Das war auch nicht zu erwarten, denn das von ihm eingeleitete Zukunftsprogramm Score, das das operative Ergebnis um 1,5 Milliarden Euro nach oben schrauben soll, wird erst 2015 beendet sein.

 Gut gelandet ist der scheidende Lufthansa-Chef Christoph Franz mit seinen Geschäftszahlen bei den Anlegern.

Gut gelandet ist der scheidende Lufthansa-Chef Christoph Franz mit seinen Geschäftszahlen bei den Anlegern.

Foto: dpa

Dennoch ist Franz, der im Mai als Verwaltungsratsvorsitzender zum Schweizer Pharmakonzern Roche wechselt, mit den bisher erzielten Fortschritten zufrieden und auch davon überzeugt, dass sein Nachfolger Carsten Spohr dann wie geplant die Ernte des Umbaus einfahren kann. Man habe es geschafft, den Prozess des ständigen Wandels im gesamten Konzern als Notwendigkeit zu etablieren, sagte Franz. Daher werde es die Lufthansa auch schaffen, trotz des nach wie vor harten Wettbewerbs ihre führende Position als erfolgreichste Fluggesellschaft Europas zu verteidigen.

Der Umbau in allen Bereichen hinterlässt allerdings auch im Zahlenwerk deutliche Spuren. Unterm Strich fiel der Gewinn mit 313 Millionen Euro fast 900 Millionen niedriger aus als im Vorjahr, doch hatte der Konzern da allein gut 630 Millionen Euro durch den Verkauf von Anteilen am Reservierungssystem Amadeus verdient. Finanzchefin Simone Menne und Franz wollten sich daher auch eher am operativen Ergebnis orientieren, das allerdings auch um knapp 17 Prozent auf 697 Millionen Euro gefallen ist. Rechnet man aber da noch alle einmaligen Posten heraus, ergab sich ein sattes Plus von gut 60 Prozent auf über eine Milliarde Euro.

Diese Rechnung und vor allem die deutliche Ertragsverbesserung im Kerngeschäft, der Lufthansa Passage, ist der Hauptgrund dafür, dass der Vorstand den Aktionären nach einem Jahr ohne Dividende für 2013 wieder eine Ausschüttung gönnen möchte, 45 Cent pro Aktie soll es geben, wenn die Hauptversammlung dem zustimmt. Die letzte Dividende für 2011 lag bei 25 Cent pro Aktie. Anleger stürzten sich auf die Papiere, die um bis zu 7,8 Prozent auf 19,32 Euro nach oben schnellten. Es ist der höchste Kurs seit 2007.

Und in diesem Jahr soll es noch besser werden, versprach Franz. Allein das Geschäft mit Passagieren soll einen mindestens doppelt so hohen Gewinn einbringen wie im vergangenen Jahr, nämlich gut eine Milliarde Euro. Die neuen Sitze in der Business-Klasse sowie eine neue Premium Economy, die auf der Langstrecke von Oktober an eingesetzt wird, sollen zusammen mit einem "spürbar verbesserten Serviceangebot" mehr Fluggäste locken. Die Verlagerung des Europaverkehrs auf die Tochter Germanwings kommt nach Einschätzung des Konzernchefs bei den Kunden sehr gut an - und hat dazu geführt, dass die Lufthansa in diesem Geschäft wieder schwarze Zahlen schreibt.

Man sei für alle Risiken gewappnet, suche ständig nach weiteren Möglichkeiten, die Kostenstruktur zu "optimieren" und könne jederzeit flexibel reagieren, sagte Franz. Das sei das Ergebnis des Umbauprozesses. Ob wirklich alle 118.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konzerns das auch so positiv sehen, wird sich zeigen. Die rund 5000 Piloten stimmen derzeit über einen Streik ab, das Ergebnis soll Ende nächster Woche bekannt gegeben werden.

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