Machtkampf am Köln/Bonner Flughafen Flughafen-Chef Garvens wurde vorläufig beurlaubt

Köln · Schwere Vorwürfe gegen die Geschäftsleitung des Köln/Bonner Flughafens und deren Chef Michael Garvens, der gestern vorläufig beurlaubt wurde. Doch offenbar geht es auch um einen Machtkampf im Aufsichtsrat.

Die gestrige Sitzung des Aufsichtsrats des Flughafens Köln/Bonn war nicht nur außerordentlich, sondern auch außergewöhnlich. Von morgens bis zum frühen Abend tagte das Gremium. Schließlich ging es um mögliche Pflichtverletzungen der Geschäftsführung.

Ein vorläufiger Prüfbericht einer Rechtsanwaltskanzlei und einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wurde vorgestellt. Und obwohl, wie einer anschließenden, dürren Pressemitteilung zu entnehmen war, einige Fragen offenblieben, so dass die Untersuchung fortgesetzt werden muss, und obwohl die Geschäftsführung bisher zu den Vorwürfen noch nicht angehört wurde, wurde deren Vorsitzender, Michael Garvens, „ab sofort bis zum 15.12 2017 (Tag der Aufsichtsratssitzung)“ beurlaubt. Bis zum Ende der Woche soll sich die Geschäftsführung nun schriftlich äußern.

Dabei stehen die Vorwürfe, die jetzt beleuchtet werden, zum Teil schon länger im Raum. Der Flughafen soll etwa einer Cargofirma zu viel für angemietete Flächen bezahlt haben. Auch soll er Rechnungen der Firma beglichen haben, ohne dass es dafür eine erkennbare Leistung gegeben habe, selbst aber Leistungen nicht in Rechnung gestellt haben. Weiterhin soll eine hohe Zahl an Mitarbeitern am Flughafen freigestellt worden sein, teils über Jahre. Angeblich hatte Aufsichtsratschef Kurt Bodewig nach anonymen Hinweisen eine Prüfung auf die Schiene gesetzt.

Richtig hoch her geht es am Flughafen seit dem 6. Oktober. Da wälzte die Rechtsanwaltskanzlei längst Unterlagen. Es sollte nach dem Willen der NRW-Landesregierung aber nicht bei einem Prüfer bleiben. Die von ihr entsandten Mitglieder im Aufsichtsrat haben den Beschluss zur Einleitung der Untersuchung nicht nur befürwortet, so ein Sprecher. „Die weitere Untersuchung durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft neben der durch die Rechtsanwaltskanzlei wurde durch die von der Landesregierung entsandten Mitglieder angeregt“, so der Sprecher weiter. Die wurde auch beauftragt und so gab es jetzt Prüfer, die zu einem Ergebnis kommen sollen.

Inzwischen hatte sich auch der Betriebsrat zu Wort gemeldet und hinter Flughafenchef Michael Garvens und Athanasios Titonis, in der Geschäftsführung vor allem für die Technik zuständig, gestellt. Beide weisen in einem Schreiben die Vorwürfe zurück, Pflichten verletzt zu haben. Erst am 7. November 2017 um 23.30 Uhr waren den Vertretern der Landesregierung und den anderen Aufsichtsräten die vorläufigen Untersuchungsergebnisse zugegangen. Nicht viel später waren die Unterlagen bereits durchgestochen.

Da dürften auch im Aufsichtsrat nicht alle an einem Strang ziehen. Die schwarz-gelbe Landesregierung will das SPD-Mitglied Bodewig durch das CDU-Mitglied Friedrich Merz ersetzen. „Die sukzessive Neubesetzung von Mandaten in Gremien von Unternehmen, an denen das Land beteiligt ist, infolge eines Regierungswechsels ist geübte Praxis“, teilte ein Sprecher mit. Das Land hält wie auch der Bund und die Stadt Köln etwas mehr als 30 Prozent der Anteile am Flughafen, sechs Prozent hält die Stadt Bonn.

Aus Sicht der Landesregierung sei Merz mit Blick auf die notwendige strategische internationale Ausrichtung des Flughafens die richtige Person an der Spitze des wichtigsten Kontrollgremiums, heißt es. Bodewig, so heißt es im Umfeld des Gremiums, wolle aber die Aufklärung zu Ende bringen und nicht weichen. Aufklären will nach eigenem Bekunden auch die Landesregierung. Sollten die Vorwürfe gegen die Geschäftsführung belegt werden, würden sich die von der Landesregierung entsandten Mitglieder im Aufsichtsrat dafür einsetzen, die notwendigen Konsequenzen in der Geschäftsführung zu ziehen.

„Sofern es zu strafbaren Handlungen oder Unterlassungen gekommen sein sollte, sind die Strafverfolgungsbehörden zu informieren“, so ein Sprecher der Landesregierung.

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