Gastronomen in der Region Fast alle Branchen erwarten bessere Geschäfte, nur die Gastronomen nicht

BONN · Ist es das Rauchverbot oder sind es ausbleibende Umsätze, weil das WCCB in Bonn immer noch nicht steht? Oder drücken die überproportional steigenden Lebensmittel- und Energiepreise das Geschäft in Hotels und Gaststätten in der Region?

Während alle anderen Branchen einen teilweise sogar kräftigen Konjunkturschub spüren, ist unter den Gastronomen die Stimmung mau. Nur jeder achte erwartet eine Besserung der Geschäftslage in den nächsten Monaten, mehr als ein Viertel glaubt, dass es schlechter wird. Immerhin, es ist ein Jammern auf hohem Niveau: Fast 88 Prozent der Betriebe im örtlichen Gastgewerbe schätzen ihre derzeitige Lage als gut oder befriedigend ein.

Wie geht es mit der Wirtschaft in der Region weiter? Dazu befragt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg dreimal im Jahr ihre Mitgliedsfirmen. Bei der diesjährigen Herbstumfrage waren nur noch im Gastgewerbe die Pessimisten leicht in der Mehrzahl. Champagnerlaune dagegen bei Dienstleistern und vor allem in der Informations- und Kommunikationsbranche: Nie war dort die Stimmung besser als jetzt, konnte IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille gestern verkünden. Auch die meisten Industriebetriebe sind voller Zuversicht, Großhandel und Einzelhandel haben ein Zwischentief überwunden.

Für Hille sind es vor allem die steigenden Strompreise, die nicht nur den Gastronomen, sondern auch dem Einzelhandel große Sorgen bereiten. "Die Energiewende muss bezahlbar bleiben", forderte der IHK-Hauptgeschäftsführer in Richtung Berlin.

Wie angespannt die Lage im Einzelhandel bleibt, zeigt ein genauerer Blick auf die Umfrageergebnisse. So konnte nur jeder fünfte Einzelhändler von gestiegenen Umsätzen in den vergangenen drei Monaten berichten. Und das trotz hoher Kaufkraft in der Region, Lohnerhöhungen in vielen Branchen, niedriger Arbeitslosigkeit und extrem niedriger Zinsen, die "insbesondere bei privaten Haushalten zu einer ungewöhnlich hohen Konsumneigung geführt haben", wie es zu den Umfrage-Ergebnissen heißt.

Ob immer neue zusätzliche Einzelhandelsflächen in Bonn, Sankt Augustin, Meckenheim und anderen Gemeinden tatsächlich die Anziehungskraft erhöhen und nicht etwa Kannibalisierungseffekte verstärken? Hille sprach sich für eine bessere Abstimmung der Kommunen untereinander aus. Insgesamt sei "der Markt noch nicht ausgeschöpft. Die Bonner Innenstadt hat noch Potenzial."

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