Stromanbieterwechsel sinnvoll? Familien in NRW zahlen 300 Euro mehr als nötig

BONN · Eine vierköpfige Familie aus Nordrhein-Westfalen zahlt pro Jahr knapp 300 Euro zu viel für Strom. Wie das Vergleichsportal Check24 in einer aktuellen Erhebung festgestellt hat, können Kunden ihre Rechnung um einiges senken, wenn sie den Grundversorger gegen einen alternativen Energieanbieter eintauschen.

"Wir haben einen Mittelwert der zehn günstigsten Anbieter aus der Region errechnet und mit dem Tarif des Grundversorgers verglichen", erklärt Check24-Sprecherin Katharina Reichel.

Vor zwei Jahren hatte ein Anbieterwechsel in NRW demnach noch deutlich weniger Auswirkungen auf die Jahresrechnung: 2012 lag das Sparpotenzial hierzulande vergleichsweise niedrig bei 157 Euro. Ähnlich haben sich die Zahlen auch in vielen anderen Bundesländern innerhalb von zwei Jahren verändert.

Das geringste Sparpotenzial haben der Erhebung zufolge die Brandenburger mit 185 Euro, das höchste die Saarländer mit 313 Euro. Im Durchschnitt lohne sich ein Anbieterwechsel für Kunden in den neuen Bundesländern etwas mehr. "Das liegt daran, dass der Strom wegen der hohen Netzentgelte in den östlichen Bundesländern teurer ist", so Reichel. In diesem Zusammenhang sei es überraschend, dass gerade die dortigen Kunden seltener zu einem Anbieterwechsel bereit seien.

Am wechselfreudigsten sind nach Auswertungen des Vergleichsportals die Berliner. Aber auch in Rheinland-Pfalz probierten die Kunden 2014 besonders häufig einen neuen Anbieter aus. NRW landet mit seiner Wechselbereitschaft im Vergleich zu den anderen Bundesländern im guten Mittelfeld auf Platz sieben. Die größten Wechselmuffel leben im Saarland, in Bremen und Sachsen-Anhalt. Die Bereitschaft, statt des Grundversorgers einen alternativen Anbieter auszuprobieren, errechnete Check24 aus den eigenen Kundendaten.

Damit es am Ende tatsächlich billiger wird, und es keinen Ärger mit dem neuen Anbieter gibt, empfiehlt die Verbraucherzentrale NRW keine Verträge mit einer längeren Laufzeit als einem Jahr abzuschließen. Nur so könne der Verbraucher auf aktuelle Preisentwicklungen reagieren. Günstiger seien oft Online-Tarife. Hier gebe es jedoch meist keine Möglichkeit, Fragen und Probleme im persönlichen Gespräch zu klären. Angebote, bei denen Kunden erhebliche Beträge im Voraus zahlen müssen, bergen Risiken: Bei einer Insolvenz des Anbieters sei das Geld meist verloren.

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