Studie der Universität Bonn "Fairtrade-Siegel zeigt Wirkung"

BONN · Bananen tragen die Markierung genauso wie Kaffee, Schokolade oder auch Fußbälle: Das Fairtrade-Siegel mit dem blaugrünen Kreis findet sich seit seiner Einführung im Jahr 2003 auf vielen verschiedenen Produkten. Was für eine Wirkung das Logo auf die Verbraucher hat, zeigt nun eine Studie der Universität Bonn.

Deren Ergebnissen zufolge sind Konsumenten bereit, für Produkte mit Fairtrade-Siegel deutlich mehr auszugeben als für solche ohne das Logo.

Forscher am Center for Economics and Neuroscience der Universität sind durch Experimente zu diesem Schluss gekommen. Dabei lagen Testpersonen im Hirnscanner und konnten währenddessen verschiedene Produkte mit und ohne Fairtrade-Siegel kaufen. Im Angebot waren zum Beispiel Kaffee, Bananen, Schokolade und Reis. Wie viel sie für die jeweiligen Produkte zahlen, konnten die Teilnehmer selber bestimmen. Das Ergebnis ist deutlich: Für die fair produzierten Lebensmittel wollten die Studienteilnehmer im Schnitt 30 Prozent tiefer in die Tasche greifen als für die herkömmlich hergestellte Alternative.

Durch den Einsatz des Hirnscanners konnten die Bonner Wissenschaftler des Life & Brain-Zentrums auch einen potenziellen Mechanismus aufzeigen, der erklären könnte, wieso Fairtrade-Produkte positiver bewertet werden. Beim Anblick des Logos werden nämlich bestimmte Hirnzentren aktiv. Das war zum Beispiel bei Teilen des Belohnungssystems der Fall, dort stieg die Aktivität. Außerdem wurden beim Anblick des Siegels Teile des Gehirns aktiv, die abstrakte Attribute zur Entscheidungsfindung heranziehen. Ein abstraktes Attribut kann zum Beispiel die Frage sein, ob ein Produkt ein Fairtrade-Siegel trägt oder nicht und was es bedeutet.

Letztlich verantwortlich für die Berechnung der Zahlungsbereitschaft scheint aber ein Bereich des Stirnhirns zu sein. Ob man also 30 oder 50 Cent für eine Fairtrade-Banane bietet, hängt davon ab, wie dort Informationen verrechnet werden. Je aktiver dieser Bereich des Stirnhirns war, desto mehr Geld gaben die Testpersonen, wie Professor Bernd Weber von der Universität Bonn erklärt.

Die Bonner Forscher haben die Fairtrade-Lebensmittel auch einem Geschmackstest unterzogen. Dafür ließen sie die Testpersonen an zwei Schokoladen-Proben kosten. Eine der beiden Sorten war angeblich ein Fairtrade-Produkt. Dieses bewerteten die Teilnehmer im Vergleich zu der herkömmlichen Schokolade mit deutlich besseren Noten. Dass Fairtrade aber besser schmeckt, ist damit längst nicht bewiesen. Denn beide Schokoladen-Proben stammten von derselben Tafel, die in einem Discounter gekauft wurde. Also "reine Einbildung", wie Laura Enax, Erstautorin der Studie, sagt.

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