200 neue Arbeitsplätze Chemiekonzern will in Niederkassel 500 Millionen Euro investieren

Niederkassel. · Auf dem Evonik-Gelände in Niederkassel sollen Anlagen zur Gasherstellung und damit 200 neue Arbeitsplätze entstehen. Der Duisburger Chemiekonzern PCC will in Lülsdorf in den nächsten Jahren 500 Millionen Euro investieren.

 Blick auf das Evonik-Gelände im Niederkasseler Stadtteil Lülsdorf: Hier will der Duisburger Chemiekonzern PCC in den nächsten Jahren 500 Millionen Euro investieren.

Blick auf das Evonik-Gelände im Niederkasseler Stadtteil Lülsdorf: Hier will der Duisburger Chemiekonzern PCC in den nächsten Jahren 500 Millionen Euro investieren.

Foto: Evonik

Nach langem Stillstand gibt es jetzt die erste Meldung zu einer Ansiedlung auf dem Evonik-Gelände. Der Duisburger Chemiekonzern PCC will in Lülsdorf in den nächsten Jahren 500 Millionen Euro investieren und bis zu 200 neue Arbeitsplätze schaffen. PCC wurde 1993 von Waldemar Preussner, dem heutigen Alleinaktionär und Verwaltungsratsvorsitzenden des Chemieunternehmens, gegründet.

Was am Lülsdorfer Standort produziert werden soll, ist hochexplosiv - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ethylenoxid (EO) und dessen Folgeprodukte sollen in den neuen noch zu bauenden Lülsdorfer Anlagen hergestellt werden. Der Standort Lülsdorf sei der Favorit für dieses Projekt und man führe derzeit intensive Gespräche mit Evonik Industries AG und mit der Stadt Niederkassel, heißt es in einer Mitteilung an die Presse.

Ethylenoxid ist ein Gas, das als giftig, krebserregend und hochentzündlich gilt und damit treffen die Pläne bei den Anwohnern auf wenig Gegenliebe. Sie sind von dem Unternehmen zu einer Informationsveranstaltung im Evonik-Kasino am Samstag, 8. Februar, eingeladen, um dort weitere Informationen zu bekommen. Die Veranstaltung beginnt um 12 Uhr.

PCC verspricht Sicherheitskonzept

Die Chemikalie wird zur Produktion von Tensiden benötigt. Diese wiederum sind Bestandteil in Körperpflegeprodukten, Reinigungs- und Waschmitteln oder sie sind Ausgangsstoff für die Produktion von PU-Schaumstoffen für die Möbel - und Automobilindustrie. Ein Folgeprodukt des EO ist das Ethylencarbonat, welches wiederum Vorprodukt für Lithium-Ionen-Akkus ist, wie sie in Elektroautos eingebaut werden. In der neuen Ethylencarbonat-Anlage möchte PCC das Kohlenstoffdioxid (CO2), welches bei der Ethylenoxid-Produktion entsteht, rückgewinnen und binden. Rund 80 Prozent des CO2 sollen so nicht in die Atmosphäre gelangen, verspricht das Chemieunternehmen.

Die Erfahrungen mit den Chemikalien seien umfangreich und PCC verspricht ein „Sicherheitskonzept, das regelmäßig von externen Sachverständigen überprüft und von den zuständigen Behörden überwacht wird“, so die Sprecherin Susanne Biskamp. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf EO-Tanklager des Unternehmens in Polen. „Die beiden großen Tochterunternehmen PCC Rokita SA und PCC Exol SA setzten Ethylenoxid seit mehreren Jahrzenten in der Produktion ein.“ Dort seien die Vorschriften für den Umgang mit Gefahrstoffen in Polen ebenso streng wie in Deutschland.

Bürgermeister Vehreschild bewertet Entwicklung positiv

Aktuell stehe man vor einer intensiven Prüfungsphase, bis zur endgültigen Entscheidung, wo das Projekt umgesetzt werden soll. Vor der Entscheidung durchlaufe das Projekt ein Genehmigungsverfahren. Als erster Schritt dazu gebe es einen so genannte Scoping-Termin mit den zuständigen Behörden und weiteren Vertretern öffentlicher Belange. Dieser diene zur Vorbereitung des Genehmigungsverfahrens. Sollte das Projekt in Lülsdorf schließlich genehmigt werden, würde PCC ab 2021 mit dem Anlagenbau beginnen. Die Bauzeit dauert voraussichtlich drei Jahre.

Niederkassels Bürgermeister Stephan Vehreschild bewertet diese Entwicklung grundsätzlich positiv. „Wir freuen uns, dass Bewegung in die Entwicklung des Evonik-Geländes kommt und begleiten das Ansinnen offen“, sagt Vehreschild auf GA-Anfrage. Angesichts der Gefährlichkeit des Stoffes sagt Vehreschild, dass die meisten Chemikalien für Produkte des täglichen Bedarfs gefährlich seien.

„Ich bin erst mal völlig offen und davon überzeugt, dass die Sicherheitstechnik heute um ein Vielfaches höher ist als noch vor zehn Jahren.“ Man dürfe zudem nicht vergessen, dass das Gelände seit über 100 Jahren ein Standort der chemischen Industrie sei und daher für das Unternehmen geeigneter sei, als eine Fläche auf der grünen Wiese. Angesichts der dichten Besiedelung rund um den Evonik-Standort gebe es genaue Abstandsflächen, die einzuhalten seien. Transportiert wird das Ethylenoxid, welches auch Rohstoff für andere Chemiestandorte des Duisburger Unternehmens sein soll auf der Straße, der Schiene und dem Wasser. Zu dem zusätzlichen Verkehr der durch die Ansiedlung entstehen wird, erinnert Vehreschild daran, dass der Lülsdorfer Chemiestandort vor 25 Jahren in seiner Hochzeit ebenfalls ein Vielfaches an Verkehr hatte.

Trimodales Containerterminal am Rhein geplant

Voraussetzung dazu wird das geplante Trimodale Containerterminal am Rhein sein, welches die Duisport AG bauen will. Hierzu lägen noch nicht alle Genehmigungen vor, das Planfeststellungsverfahren mit der Bezirksregierung dauere an, so Vehreschild.

Aktuell werde zudem eine Studie zum Thema Logistik erstellt, ergänzt Biskamp. „Darin werden mehrere Szenarien simuliert, um eine Lösung zu finden, die die Belastung durch den zusätzlichen Güterverkehr so gering wie möglich hält.“ Natürlich habe man in dem Zusammenhang ein hohes Interesse an einer Industriebahntrasse ebenso wie an der Rheinspange, bekräftigt die Sprecherin die Planungen rund um die Rheinquerung.

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