Traditionsunternehmen Mambo in Bonn schließt „Es ist für mich sehr emotional“

Bonn · Der Bonner Unternehmer Peter Kopprasch schließt sein Möbelhaus Mambo mit 70 Mitarbeitern. Das fällt ihm nicht leicht. Deshalb kümmert er sich noch um deren Zukunft.

Es fällt Peter Kopprasch (47) nicht leicht, darüber zu sprechen. Er entschuldigt sich vorab für den Fall, dass seine Stimme zwischendurch dünn wird. „Es ist für mich auch sehr emotional“, erklärt der Geschäftsführer des Bonner Möbelhändlers Mambo im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Der Unternehmer hat sich entschieden, das Traditionshaus, das sein Vater vor mehr als fünf Jahrzehnten eröffnet hatte, zu schließen. Mitte April beginnt der offizielle Räumungsverkauf. Der sei geplant bis etwa Ende Juli. „Das hängt aber davon ab, wie lange wir etwas zu verkaufen haben.“

Kopprasch ist es wichtig zu betonen, dass er nicht insolvent ist. „Ich möchte alles vernünftig abwickeln. Ausstehende Aufträge werden noch erfüllt. Wir nehmen auch noch neue Aufträge an.“ Mambo hat derzeit noch vier Filialen, zwei in Köln und zwei in Bonn, mit insgesamt etwa 70 Mitarbeitern. Einen Standort in Trier betreibt ein Franchisenehmer. Der bleibe auch zunächst weiterhin bestehen.

Am Montagabend informierte Kopprasch die Belegschaft über seine Entscheidung. „Viele haben natürlich bereits etwas geahnt. Aber wenn es nicht mehr geht, geht es einfach nicht mehr.“ Allerdings wollte er immer die Zügel in der Hand behalten und habe deshalb entschieden, lieber rechtzeitig die Notbremse zu ziehen, als die Kontrolle über sein eigenes Unternehmen zu verlieren.

Gerade in den letzten fünf Jahren verspürte er den immer stärker werdenden Druck, wie er heute erzählt. „Zu den besten Zeiten hatten wir noch 180 000 Kunden. In den letzen Jahren hat sich die Zahl halbiert.“ Das liege auf der einen Seite natürlich an den Problemen der Möbelbranche. Schon vor Wochen erklärte Kopprasch, dass die Konkurrenz ständig zunehme und immer mehr kleine Geschäfte schließen müssten, während die großen wachsen. Zu diesem Zeitpunkt wollte er zur Lage seines eigenen Unternehmens noch nichts Konkretes sagen. Es ging um eine allgemeine Einschätzung der Branche. Wann genau er die Entscheidung getroffen habe, dass es besser ist, wenn er aufgibt, behält er für sich.

„Das hat mich sehr berührt“

Für den Unternehmer ist das Hauptproblem allerdings branchenübergreifend: „Das Kaufverhalten hat sich stark verändert und wird sich verändern.“ Er sieht auf der einen Seite die Veränderung der Interessen und der Freizeitgestaltung als Grund für den Schwund: „Für die Kunden werden Dinge wie Essen gehen und Reisen immer wichtiger.“ Dazu hätten es Mittelständler aus allen Branchen zunehmend schwerer: „Gerade erst habe ich mit einem Kollegen aus dem Modehandel gesprochen. Da sind die Probleme die gleichen.“

Auf der anderen Seite spricht er auch über die Konkurrenz, die mit immer utopischeren Rabattaktionen die Wettbewerber ausstechen wolle. Kopprasch spricht von unlauteren Werbemethoden, und dass der Kunde getäuscht werde.

Trotz der traurigen Situation findet der Unternehmer viele positive Worte, vor allem für seine Mitarbeiter, von denen er derzeit viel Unterstützung erfahre. „Das hat mich sehr berührt.“

Deshalb ist es ihm auch wichtig, dass der Großteil seiner Belegschaft künftig nicht auf der Straße steht. Daher versucht er seine Mitarbeiter derzeit an Mitbewerber zu vermitteln. Wenn es nach ihm geht, allerdings nicht an alle: Ja, er müsse schließen. Aber es sei dennoch keine Art, hinter seinem Rücken im Bistro seine Mitarbeiter anzusprechen, um sie zu übernehmen. Über diese Vorgehensweise habe er sich sehr geärgert. Es gebe aber auch andere Konkurrenten: nämlich die, die ihn ganz offen anrufen und fragen.

Sein Vater Gert Kopprasch hatte das Unternehmen 1962 damals noch unter dem Namen GK Möbel gegründet. Der erste Laden eröffnet damals am Markusplatz in Kessenich. Mit der Neueröffnung in Tannenbusch wird 1979 der Firmenname in Mambo umgeändert. Es folgen Vergrößerungen des Lagers und der Geschäftsfläche. Vor allem in den 2000ern kommen immer neue Filialen hinzu – Köln, Kaiserslautern, Koblenz, Wuppertal. „Da war die Welt noch in Ordnung“, lässt Kopprasch die Zeit Revue passieren.

Einige Filialen sind schon länger wieder zu. Wuppertal seit 2015. „Die Filiale dort war die schlechteste Entscheidung meines Lebens. Es war auch die letzte Filiale, die wir eröffnet haben.“

Jetzt geht es allerdings um die Zukunft. Um die Abwicklung des Unternehmens und um seine Mitarbeiter – und irgendwann dann auch um seine persönliche Zukunft. Doch darum hat sich Kopprasch noch wenige Gedanken gemacht, wie er selbst sagt. Nur eins ist sicher: Diese Zukunft wird nichts mehr mit Möbeln zu tun haben.

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