Deutsche Telekom Ermittlungen gegen Mitarbeiter wegen Spionage

Bonn · Ein Mitarbeiter der Deutschen Telekom soll für 150.000 Euro Informationen an chinesisches Unternehmen weitergegeben haben. Die Bonner Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen.

Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt derzeit wegen eines Spionageangriffs auf die Deutsche Telekom. Wie zunächst die Rheinische Post berichtete, sollen Manager des chinesischen Konzerns ZTE einen Telekom-Mitarbeiter bestochen haben, um an geheime Informationen zu gelangen. Sie sollen ihm 150.000 Euro geboten haben. Die Telekom bestätigte auf Anfrage des General-Anzeigers: Es gab „einen Compliance-Verstoß eines Mitarbeiters bei der Einkaufsgesellschaft BuyIn“. Dabei handelt es sich um ein Joint-Venture der Telekom und Orange (ehemals France Telekom). Um welche Art der Information es sich dabei handelt, beziehungsweise wie hoch der Schaden ist, der dem Bonner Konzern dadurch entstanden ist, wollte die Telekom mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht kommentieren.

BuyIn habe Anzeige erstattet und sich von dem betroffenen Mitarbeiter getrennt. „Von dem Zulieferer ZTE erwarten wir eine vollständige Aufklärung des Sachverhaltes sowie Transparenz gegenüber den Ermittlungsbehörden und uns als betroffenem Kunden“, erklärt die Telekom weiter.

Erste unkonkrete Hinweise auf Korruption habe BuyIn bereits im September 2015 bekommen. Der Hinweis sei über das Whistleblower-Portal (Tell Me) von BuyIn gekommen. Im Anschluss habe es Treffen in und außerhalb Europas mit Rechtsanwälten des Hinweisgebers gegeben. Anfang Februar dieses Jahres gestand der betroffene Mitarbeiter nach Konzernangaben selbst die Verfehlung. Erst dann schaltete die Telekom die Justiz ein. Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt jetzt gegen den früheren Telekom-Mitarbeiter und zwei ZTE-Manager, unter anderem wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr.

Spannungen zwischen Ermittlern und Telekom

Die Telekom hat Strafanzeige gegen die beiden ZTE-Manager gestellt. ZTE ist ein weltweit agierender Telekommunikationsausrüster mit rund 70.000 Mitarbeitern. Bereits vor einigen Jahren beschuldigte die US-Regierung den chinesischen Konzern der Industriespionage. Die beiden beschuldigten Manager des Unternehmens sind derweil offensichtlich untergetaucht. Nach Medienberichten seien sie bei der Hausdurchsuchung im Februar überraschend abgereist. Ihre Büros seien auffällig gut aufgeräumt gewesen, heißt es.

Wegen der Abwesenheit der beiden Verdächtigen gibt es auch Spannungen zwischen Ermittlern und Telekom. Hätte der Bonner Konzern früher Anzeige erstattet, hätten die Fahnder die Manager vielleicht noch angetroffen, lautet der Vorwurf seitens der Behörde.

Die Telekom hält dagegen, dass eine Strafanzeige früher nicht sinnvoll gewesen wäre. Das Unternehmen habe bewusst erst Schritte eingeleitet, nachdem der betroffene Mitarbeiter gestanden habe. Aber auch unabhängige Experten schätzen, dass es in diesem Fall sinnvoller gewesen wäre, die Justiz früher einzuschalten. Bei einem Thema wie Bestechung durch Ausländer müsse man klug agieren. Die ZTE-Zentrale in China hat sich bisher insofern geäußert, dass der Konzern in Absprache mit der Telekom alles tun will, um die ganze Affäre aufzuklären. Die Konzernzentrale will erst durch den Bericht der Rheinischen Post erfahren haben, dass es die Bestechungsvorwürfe gegen die beiden Manager gebe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort