Buch „Wem gehört die Zeit?" von Martin Seiler „Erfolgreiche Arbeitszeitmodelle fordern Eigenverantwortung“

Bonn · Zeit ist Geld. Arbeitszeit besonders. Der Personalgeschäftsführer von Telekom Deutschland, Martin Seiler, hat ein Buch über die kluge Gestaltung der Arbeitszeit geschrieben.

Durch die Digitalisierung der Arbeitswelt fordern Kunden von Unternehmen eine ständige Erreichbarkeit. Gleichzeitig möchten Beschäftigte zeitlich möglichst flexibel arbeiten. Mit der Frage, wie in diesem Spannungsfeld die kluge Arbeitszeitgestaltung eines Unternehmens aussehen kann, hat sich der Personalgeschäftsführer von Telekom Deutschland, Martin Seiler, beschäftigt. „Wem gehört die Zeit? – Innovative Arbeitszeitgestaltung in der Praxis“ heißt das Buch, das im Verlag Schäffer Poeschel herausgegeben hat.

Eine Herausforderung nicht nur für das Management: „Mehr Eigenverantwortung der Arbeitnehmer ist gefragt“, sagte Seiler bei der Buchvorstellung am Donnerstag in Bonn. Was seiner Erfahrung nach nicht so einfach ist. So hätten sich 2007 die Beschäftigten im Telekom-Kundenservice zwischen drei Arbeitszeitmodellen entscheiden können, nachdem die Arbeitszeit ein jahrelanges Streitthema gewesen sei. Die Modelle bekamen Namen: Fest, flexibel und bedarfsorientiert. Vier Wochen hätten die Beschäftigten für ihre Entscheidung gehabt. Trotzdem hätten viele Beschäftigte hilflos gewirkt, da sie zuvor nie eine derartige Entscheidung treffen mussten.

Seiler und seine Mitautorin Christine Epler berichten detailliert über die Schritte zur Einführung der neuen Arbeitszeitmodelle. Ein „Feuerwerk an Kommunikation“ und eine hohe Verantwortung der Führungskräfte nennen beide als wichtige Gestaltungsfaktoren. „Ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor ist auch die Teilhabe von allen Beteiligten an der Ausgestaltung“, schreiben beide. Lebensumstände ändern sich. Das lässt sich in einem großen Konzern leichter auffangen: Bei der Telekom besteht die Möglichkeit, das passende Arbeitszeitmodell einmal im Jahr neu zu wählen.

Von einem anderen Praxisbeispiel berichtete gestern Corinna Vogt, Abteilungsleiterin für Mitarbeiterprogramme bei der Direktbank ING-Diba mit 4000 Beschäftigten. „Wir haben im Unternehmen die gesamte Palette an Arbeitszeitmodellen“, schilderte sie. Gleitzeit, Jahresarbeitszeit und Vertrauensarbeitszeit bei übertariflichen Kräften seien die wichtigsten Modelle. Für Mitarbeiter und Bewerber werde aber die flexible Wahl des Arbeitsortes und der Arbeitszeit immer wichtiger. „Unser verbindendes Element ist die Unternehmenskultur“, sagte Vogt.

Ein kleines Detail: Die Beschäftigten können sich ihre privat bestellten Pakete an die Poststelle des Unternehmens liefern lassen. Für viele sei das eine Erleichterung des Alltags und für die Poststelle mit abnehmendem Aufgabenvolumen eine Beschäftigungssicherung. Heiko Roehl, Experte für Organisationsentwicklung, der das Konzept des Buches erarbeitet hat, machte gestern auch kleineren Unternehmen Mut, die neue Arbeitszeitmodelle einführen wollen. Es komme darauf an, alle Beteiligten auf dem Weg mitzunehmen. Pilotprojekte vereinfachten die Umsetzung. „Erfolgreiche Modelle setzen auf Eigenverantwortung.“

„Wem gehört die Zeit“, Verlag Schäffer Poeschel, ISBN 987-3-7910-3648-9

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