Kleine Stromer aus der Dieselstraße Elektroroller aus Remagen auf dem Vormarsch

Remagen · Mit ihren Elektrorollern treiben drei Unternehmer aus Remagen den Trend voran. Schon bald kann man die Flitzer von Kumpan Electric in einer Stadt in NRW ausleihen. Die Gründer planen ein Sharing-System.

Es ist die unpassendste Adresse für ein Unternehmen, das Elektro-Roller entwickelt: Kumpan Electric (e-bility GmbH) aus Remagen hat seinen Firmensitz in der Dieselstraße 28. Hier werden die kleinen Stromer entworfen, gebaut und verkauft. Doch es kommt noch besser: Nur zweieinhalb Kilometer entfernt liegt der Batterieweg. Dort gab es allerdings keine passenden Räumlichkeiten, witzelt Daniel Tykesson, einer der drei Gründer. Gemeinsam mit seinen beiden Brüdern Patrik und Philipp entwickelt er seit 2010 Roller mit Batterieantrieb. Mittlerweile sind drei Modelle auf dem Markt, inklusive eines Tretrollers mit Straßenzulassung.

Das vierte Modell ist gerade in Arbeit – mit prominenter Unterstützung. Der ehemalige Tesla-Manager Peter Carlsson investiert in das junge Unternehmen und nimmt an einer insgesamt siebenstelligen Finanzierung teil: „Mein älterer Bruder hat Peter beim Tech Festival in Stockholm kennengelernt“, erzählt Daniel Tykesson. Dem Topmanager gefiel die Idee der Brüder gut. „Er hat uns bei der Auswahl von Zulieferern und einzelnen Vertragsbestandteilen geholfen.“ Und auch insgesamt stehe er ihnen beratend zur Seite. Nach seinem Ausstieg bei Tesla hat sich Carlsson das Ziel gesetzt, Europa in Sachen Elektromobilität voran zu bringen. Mit seinem Start-Up Northvolt will er die erste Gigafabrik für Batteriefertigung nach Europa bringen. Die Fabrik soll ab 2020 in Skandinavien produzieren.

Reichweite von 50 Kilometern

Die Batterien, die die Tykesson-Brüder verwenden, sind von LG: „Die gleiche Marke wie auch Tesla sie verbaut“, so Daniel Tykesson. Der günstigere Elektro-Roller von Kumpan inklusive einer Batterie kostet 3849 Euro. Für jeden weiteren Akku kommen 999 Euro dazu. Insgesamt können drei Akkus gleichzeitig für eine Fahrt genutzt werden – jeweils mit einer Reichweite von 50 Kilometern. Insgesamt kann der Fahrer am Stück also eine Strecke von 150 Kilometern zurücklegen, dann müssen Batterien für vier Stunden ans Ladekabel. Der Tretroller liegt bei 1600 Euro. Wer einen Roller bestellt, muss mit einer Lieferzeit von fuenf bis 15 Werktagen rechnen. Derzeit fahren die E-Roller 50 Kilometer pro Stunde, der Tretroller erreicht eine Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde.

Das ZDF-Verbrauchermagazin Wiso hat die Roller von Kumpan gerade erst getestet und mit zwei Konkurrenzprodukten aus Deutschland und China verglichen. Das Ergebnis: Der Roller aus Remagen war am teuersten, fuhr mit einer Akkuladung dafür allerdings am weitesten. Die Wettbewerber Unu und Niu bieten ihre E-Roller mit rund 2700 und 2800 Euro deutlich billiger an. Das chinesische Modell schnitt in Sachen Bremsleistung am besten ab.

Vespa als Inspiration

Den höheren Preis begründen die drei Brüder damit, dass sie ein hochwertiges Produkt anbieten, das in Deutschland entwickelt und zusammengebaut wird: moderne Technik gepaart mit dem Stil der 50’er Jahre. Das Design entstand sichtlich in Anlehnung an die Vespa. Im Vergleich zu einer Vespa koste ein Roller von Kumpan etwa 300 bis 500 Euro mehr: Den Aufpreis habe man „je nach Nutzung schon innerhalb eines Jahres aufgrund der deutlich niedrigeren Betriebskosten herausgefahren“, so Tykesson.

Der Absatz liege im vier- bis fünfstelligen Bereich. 2014 hatten die Brüder angekündigt, jährlich etwa 10 000 Modelle verkaufen zu wollen. Der Umsatz sei siebenstellig, so Tykesson. Den „Break Even“, also ein ausgeglichenes Geschäftsergebnis, haben die Brüder zwar bereits 2012 erreicht, wie Tykesson erklärt, dennoch sei das Ergebnis nicht jedes Jahr positiv. Aber: „Im Gegensatz zu anderen Wettbewerbern haben wir in den letzten Jahren keine heftigen Verluste eingefahren, sondern sehr streng gehaushaltet.“ Rund 40 Mitarbeiter beschäftigt Kumpan, 2014 waren es halb so viele. Ein Team aus acht Mitarbeitern sitzt in Schanghai. Die dort ansässigen Mitarbeiter bereiten derzeit den Einstieg in den asiatischen und australischen Markt vor und betreuen vereinzelt noch Zulieferer aus der Region.

Derzeit testen die Kumpan-Brüder ihre Roller mit einigen Partnern für ein Sharing-System in Deutschland. In einer Stadt in NRW sollen die kleinen Stromer noch in diesem Jahr ausgeliehen werden können. Wo genau ist allerdings noch ein Geheimnis.

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