Dutyfree am Flughafen Köln/Bonn Einkaufsbummel an der Landebahn

Köln/Bonn/FRANKFURT · Der Flughafen als Shoppingparadies: Viele der von wachsenden Onlineverkäufen gebeutelten Händler haben Reisende als Zielgruppe im Visier.

 Einkaufen am Flughafen Köln/Bonn: 32 Geschäfte und 21 Gastronomiebetriebe gibt es hier.

Einkaufen am Flughafen Köln/Bonn: 32 Geschäfte und 21 Gastronomiebetriebe gibt es hier.

Foto: Flughafen Köln/Bonn

Ob gestresster Geschäftsreisender oder Urlauber in Ferienstimmung - beim Warten auf den Abflug breitet sich oft ein Gefühl von entspannter Langeweile aus. Eine perfekte Gelegenheit für Spontankäufe aller Art, meinen Handelsexperten.

Die mit Abstand größte deutsche Shopping- und Gastronomiemeile mit angeschlossenem Flughafen ist der Frankfurter Airport. Rund 300 Läden buhlen dort um die Gunst der Flugreisenden - die Mehrzahl davon im Sicherheitsbereich hinter den Kontrollen. Zweitgrößtes deutsches Flughafen-Shoppingcenter ist München, gefolgt von Düsseldorf und Hamburg. Am Flughafen Köln/Bonn gibt es insgesamt 53 Läden - 32 Geschäfte und 21 Gastronomiebetriebe, wie Flughafensprecher Alexander Weise auf Anfrage des General-Anzeigers mitgeteilt hat. "Die Shoppingmeile gehört heute schon genauso zum Flughafen wie die Landebahn", sagt Weise.

Moderne Terminals lassen dem Fluggast kaum noch eine Chance, die Einkaufsversuchungen zu umkurven. "Nach der Sicherheitskontrolle muss man im neuen Terminal des Frankfurter Flughafens direkt durch den Duty-Free durchlaufen", berichtet Marco Atzberger, Handelsexperte des Kölner Forschungsinstituts EHI. Das neue Konzept habe bereits zu einem spürbaren Umsatzanstieg in dem Laden geführt, erklärt Christopher Holschier von der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport.

Die Flughafenbetreiber sind in der Regel an den Umsätzen beteiligt. Zusammen mit dem Immobiliengeschäft ist der Handelsbereich bereits das mit Abstand profitabelste Geschäftsfeld von Fraport. Aus dem Shopgeschäft sind im Jahr 2013 durchschnittlich 3,60 Euro je Passagier allein in die Fraport-Kassen geflossen. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. "Das sich Flughäfen mit dem Thema Handel beschäftigen, ist eine vergleichsweise neue Entwicklung", sagt Atzberger. Experten rechnen mit weiter steigenden Umsätzen. An einigen Flughäfen machten die Handelserlöse bereits mehr als 50 Prozent der Gesamtumsätze aus, stellt etwa Aurelia Bettati von der Managementberatung Arthur D. Little fest.

"Der Flughafen Köln/Bonn hat 2014 im so genannten Non-Aviation-Bereich, das heißt mit Shops, Gastronomie und Parken, rund 90 Millionen Euro Umsatz gemacht", erklärt Weise. "Das macht ein Drittel der Gesamteinnahmen aus und ist doppelt soviel wie noch vor zehn Jahren." Die Flughäfen stehen seit Jahren unter großem Wettbewerbsdruck. Mit dem klassischen Geschäft, wie etwa Start- und Landeengelte oder Abfertigungsgebühren, erwirtschaften sie immer weniger. "Die Flughäfen versuchen das mit anderen Einnahmen zu kompensieren", erklärt Flughafensprecher Weise.

Der Airport Köln/Bonn sei einer der ersten gewesen, die auch einen Supermarkt angesiedelt haben. Neben Markenkleidung, Handys und Sonnenbrillen können Passagiere hier nach der Landung auch noch fürs Abendessen einkaufen. "Unsere Einkaufsmöglichkeiten nutzen nicht nur Passagiere. Auch die Menschen in der Region kommen, insbesondere am Wochenende.", erklärt Weise.

Auch für die Händler ist das Geschäft an deutschen Flughäfen attraktiv: Impulskäufe setzten oft die Wettbewerbssituation außer Kraft, betont Atzberger. Nur wenn der Kunde vorher wisse, was er kaufen möchte, könne er rechtzeitig im Internet nach den günstigsten Preisen suchen.

Vor allem Duty-Free-Läden profitierten dabei von ihrem Billig-Image, ob zu Recht oder zu Unrecht. "Das ist ein gelerntes Versprechen, dass dort der Preis attraktiv ist", so der Experte. Die Verbraucherzentrale NRW warnt dagegen vor einem Verzicht auf Preisvergleiche.

Wichtig sei auch die Lage des Ladens im Flughafen, so Experten. Wo internationale Flüge nach Asien abgefertigt werden, pflastern Shops mit Souvenirs den Weg, die etwa bei Japanern oder Chinesen besonders begehrt sind.

Chinesisch sprechende Verkäufer sind keine Seltenheit. Wo Billigflieger mit ausgehungerten Passagieren landen, die sich die Extraausgaben für die Verpflegung an Bord gespart haben, hat dagegen etwa ein Asia-Gourmet Hochkonjunktur.

Wer am Flughafen Köln/Bonn bis zum nächsten Flug nicht nur Geld ausgeben will, kann seine Zeit noch auf andere Weise nutzen. In einem Ärztezentrum verrichten ein Allgemeinmediziner und ein Zahnarzt ihren Dienst. Hier würden zum einen Notfälle behandelt, sagt Weise, zum anderen könnten Passagiere aber auch zwischen zwei Flügen einen Vorsorgetermin vereinbaren.

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