Start-up "Felders-Schöne" Eine Tasche für Juristen

Bonn · Die Tasche hat die Maße für ein ganz bestimmtes Buch. Es ist rot, dick und unhandlich: der Schönfelder, das Standardwerk für Juristen. Damit Studenten das Paragrafenmonster besser über den Campus tragen können, hat sich der junge Bonner Josua Lehr gemeinsam mit vier Kommilitonen etwas ausgedacht: eine Tragetasche, zum Großteil aus Kaffeesack geschneidert.

 Der Bonner Josua Lehr hat mit vier Kommilitonen eine Kaffeesack-Tasche für das Jura-Standardwerk entwickelt.

Der Bonner Josua Lehr hat mit vier Kommilitonen eine Kaffeesack-Tasche für das Jura-Standardwerk entwickelt.

Foto: Horst Müller

Im Dezember hat er innerhalb einer Woche bereits Aufträge für 28 Exemplare erhalten. Viel länger gibt es das junge Start-up auch noch nicht. Der Name "Felders-Schöne" ist ein Wortspiel mit dem Titel des Gesetzesbuchs.

"Das Buch kann beim Lesen auch in der Tasche bleiben", erklärt der 21-Jährige, der im dritten Semester Ökonomie an der Universität Erlangen-Nürnberg studiert - praktisch wie ein Umschlag. Dazu sei das Material sehr robust, passend für den Inhalt. Die Kaffeesäcke stellt den jungen Unternehmern die Kölner Kaffeemanufaktur Heilandt kostenlos zur Verfügung. Denn besonders viel Geld für Investitionen hatten die Studenten nicht - genauer gesagt fünf Euro, eher ein symbolisches Startgeld.

Denn das Start-up entstand im Rahmen des 5-Euro-Business-Projekts an der Uni Erlangen-Nürnberg. Träger ist das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft. Die Studenten agieren sechs bis neun Wochen parallel zum Studium als Unternehmer. Sie entwickeln eine Geschäftsidee und erhalten das nötige Fachwissen dazu in begleitenden Seminaren. Allerdings keine Schneiderkenntnisse.

"Die ersten Prototypen haben wir anfangs noch selbst genäht", erinnert sich Lehr und lacht. "Das ging richtig schief." Schnell war klar, dass professionelle Schneider ans Werk mussten.

"Dann haben wir uns Schneider gesucht, die uns die Prototypen umsonst genäht haben." Mit dem fertigen Produkt gingen sie auf Partnersuche und stellten es dem Kaffeemaschinenhersteller Jura vor, der für das Start-up jetzt auch die Finanzierung von Flyern und Plakaten übernimmt. Ab Mitte Januar kann jeder Fahrgast der Nürnberger U-Bahn die Kaffeesäcke in Taschenform auf Plakaten begutachten.

Die Idee der Tasche für das Jura-Standardwerk ist nicht neu: Im Internet gibt es bereits Anbieter, vor allem auf der Online-Plattform DaWanda, die ähnliche Produkte anbieten. Die Taschen bestehen aus unterschiedlichen Materialien - Stoff, Filz oder Leder - und kosten zwischen 13 und 39 Euro. Kaffeesack ist allerdings nicht dabei.

Eine Tasche von "Felders-Schöne" kostet unbedruckt 25,90 Euro. Neben dem Kaffeesack wird auch Biobaumwolle verarbeitet. Sie kann individuell bedruckt werden. Dann steigt der Preis auf 29,90 Euro bei einer einzelnen Bestellung.

"Die Idee war, dass vielleicht Kanzleien ihr Logo auf die Tasche drucken lassen und sie dann als Geschenk für ihre Praktikanten oder Referendare verwenden", erklärt Lehr. Die Jungunternehmer haben errechnet, dass sie bei diesen Preisen einen Gewinn von zehn Euro pro Tasche machen. "Als wir am Anfang nach Schneidern gesucht haben, wollten sie zum Teil pro Tasche 60 Euro", erzählt Lehr.

Jetzt erhalten die Näherinnen zwar deutlich weniger. Trotzdem seien die Kosten für die Produktion in Handarbeit immer noch das Teuerste am ganzen Produkt: Die Anfertigung übernehmen zwei Frauen der Lebenshilfe Nürnberg-Fürth, ehemalige Drogenabhängige, die sich in einer Wiedereingliederungsmaßnahme befinden. Pro Tasche erhalten sie 11,50 Euro. "Aus einem Kaffeesack werden insgesamt sechs bis sieben Taschen, die Muster schneiden wir noch selbst vor. Dann geht das Nähen schneller", erzählt Lehr.

Durch die Hilfe der Kölner Kaffeemanufaktur Heilandt haben sich die Studenten im Gegenzug bereit erklärt, das Orang-Utan-Coffee-Project mit ihrer Idee zu unterstützen: Das Projekt fördert die Erhaltung des Regenwaldes auf Sumatra und somit den Lebensraum der Affenart. Pro Tasche werden 0,50 Cent gespendet.

Da die Studenten mit dem Verkauf erst vor wenigen Wochen gestartet sind, geht vieles noch auf Zuruf. Der 21-jährige Bonner fährt die Taschen zum Teil selbst noch zum Endkunden. Es sei insgesamt viel Aufwand, so Lehr, aber vor allem eine interessante Erfahrung neben der Theorie im Studium.

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