Verpoorten in den 50er Jahren Eier aufschlagen im Akkord

Bonn · Ingrid Boshuizen erzählt von ihrem Studentenjob bei Verpoorten in den 50er Jahren.

 Ingrid Boshuizen aus Alfter.

Ingrid Boshuizen aus Alfter.

Die Zeiten ändern sich: Heute stehen bei Verpoorten in der Produktionshalle sechs Eieraufschlagmaschinen, die das Trennen der Eier ohne menschliches Zutun erledigen. In den 50er Jahren war das noch anders: Frauen schlugen die Eier von Hand auf. Die damalige Maschine erledigte nur das Trennen der Eier. Ingrid Boshuizen erinnert sich an ihren ungewöhnlichen Studentenjob:

„In den 50ern verdiente ich mir als junge Studentin in den Semesterferien bei Verpoorten etwas dazu. Ich saß vor der Eieraufschlagmaschine und hatte drei Lagen Eierkartons auf dem Schoß. Jedes Ei wurde von Hand auf einem kleinen Metallsteg aufgeschlagen. Anschließend rutschte es über eine schräge Schiene, die unten einen Spalt weit geöffnet war. Dort lief das Eiweiß hindurch auf eine zweite Schiene und wurde dann in einem Eimer aufgefangen. Das Eigelb plumpste am Ende in einen anderen Eimer. Ich musste höllisch aufpassen, dass das Dotter nicht platzte und sich nicht mit dem Eiweiß vermischte. Dann musste ich einen Hebel umlegen und das Gemisch landete in einem dritten Eimer.

Kritisch wurde es, wenn ein faules Ei dabei war. Ich musste blitzschnell alle „Ausgänge“ sperren und das faule Ei in einem dafür bereit stehenden Behälter auffangen. Das stank bestialisch und meine Maschine musste erst gereinigt werden, bevor ich weiter klopfen konnte. Es kam vor, dass ich nicht schnell genug reagierte und ein faules Ei in meinem Eigelbeimer landete. Jetzt konnten alle Dotter nicht mehr verwendet werden und der Schaden wurde mir vom Lohn abgezogen. Der war ohnehin sehr gering, weil nur Frauen die Eier aufklopften und die Tarife für „Frauenarbeit“ damals wesentlich unter denen für „Männerarbeit“ lag.

Übrigens arbeitete ich im Akkord, bekam meinen zusätzliche Lohn aber nicht bar, sondern in Form von Flaschen mit Eierlikör oder Kosakenkaffee (Eierlikör mit Kaffeezusatz) ausbezahlt. Diese stapelten sich bald in meiner Studentenbude und meine Freunde und Freundinnen freuten sich, wenn ich wieder mal eine „Verpoorten-Party“ steigen ließ.“ (ga)

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