Blätter aus Paraguay Diese Aussteller aus der Region sind auf der Anuga

Köln · Rund 7400 Aussteller präsentierten bei der weltgrößten Ernährungsmesse ihre Produkte. Darunter waren natürlich auch einige Aussteller aus der Region. Wir waren bei der Anuga.

Der Troisdorfer Arne Rohlfs ist ein Mann mit einer Mission. Wenn der 35-Jährige über die Vorzüge des Moringa-Baumes erzählt, kennt er kein Halten mehr. Die Blätter der Pflanze enthielten jede Menge Vitamine und Mineralien. Gemahlen sollen sie im Erfrischungsgetränk „Naturally High“, das Rohlfs entwickelt hat, mit Zitronensaft, Wasser und Agavensirup den Konsumenten „vitaler“ machen, wie der Troisdorfer sagt. Die Kölner Nahrungsmittelmesse Anuga ist für den Start-up-Unternehmer eine Plattform, sein Getränk bekannter zu machen.

In die Supermarktregale hat es der Gründer mit seinem Getränk bereits geschafft. Eine Kette habe die Tetrapaks, die bei einem großen Safthersteller befüllt werden, bereits gelistet. Doch Rohlfs plant mehr: Die gemahlenen Moringa-Blätter, die er von einem Partnerunternehmen in Paraguay bezieht, will er auch an andere Hersteller verkaufen.

Moringa-Joghurt, Moringa-Kosmetik – der Troisdorfer hat viele Ideen. Sein Ziel sei es, so sagt er, „einen Mehrwert für die Menschheit“ zu schaffen. Dafür engagiert sich das in diesem Jahr gegründete Ein-Mann-Unternehmen auch für den Moringa-Anbau in Entwicklungsländern.

Ein schwerer Motorradunfall sei der Auslöser für die Firmengründung gewesen, so Rohlfs. Ihm habe Moringa-Pulver gesundheitlich geholfen, sagt der ehemalige Gastronom.

Auch die Kölner Andreas Siebert und Manoj Jain stellen als Quereinstiger ihre Produkte auf der Anuga vor. Das deutsch-indische Duo lernte sich vor mehr als 20 Jahren im Ingenieurstudium kennen. 2013 hängten sie ihre Management-Karrieren an den Nagel, um vegetarische indische Fertiggerichte in Deutschland zu vertreiben. Die Produkte ihrer Firma Vepura sind heute in den Tiefkühltruhen mehrerer Supermarktketten zu finden. „In städtischen Regionen ist die Nachfrage höher als auf dem Land“, sagt Siebert.

Jain legt Wert auf einen „authentisch indischen“ Geschmack der Snacks und Currys. Nur mit Chili gehe man in Rücksicht auf den deutschen Gaumen etwas sparsamer um. Produziert würden die Gerichte komplett in Indien, da nur dort durch handwerkliche Techniken wie das Falten des Teiges bei den Samosa-Taschen oder dem Tonofen, in dem das Naan-Brot gebacken wird, der Originalgeschmack erreicht werde.

Alle Gerichte sind vegan oder vegetarisch. „In Indien essen rund 40 Prozent der Menschen kein Fleisch“, schätzt Jain. Daher arbeite das Unternehmen auch nicht mit Fleisch-Ersatzprodukten wie Sojawürstchen. „Unsere Rezepte sind ohnehin auf Vegetarier ausgerichtet“, sagt der aus Rajasthan stammende Kölner Familienunternehmer.

An Fleischesser richtet sich der Bad Honnefer Grillhersteller Bee-fer. Das Unternehmen hat vor etwa vier Jahren den ersten Gasgrill auf den Markt gebracht, der mit einem Keramikbrenner das Fleisch auf mehr als 800 Grad erhitzt. Dadurch soll eine knusprige Oberfläche entstehen, das Innere aber saftig und zart bleiben. Knapp 700 Euro kostet das Modell für den Hobbykoch.

„Unser Beefer ist so etwas wie der Thermomix für den Mann“, sagt Unternehmensvertreterin Manuela Zeunges. Ein Ende des Grill-Hypes in Deutschland sei nicht in Sicht. Zwischen Barbecue-Messen, Grill-Wettbewerben und ambitionierter Freizeitküche werde das Unternehmen geradezu von der Nachfrage überrollt.

Produziert werden die Metallgrills in Töpferofen-Optik in Bad Honnef und in Bonner Behindertenwerkstätten. Zuletzt war das von Marc Kirwald, Frank Hecker und Frantz Konzen gegründete Unternehmen 2016 in ein größeres Firmengebäude in Bad Honnef gezogen. Auf der Anuga stellen die Unternehmer auf dem Siebengebirge vor allem größere Geräte für Restaurants vor. „Unser nächstes Etappenziel ist die Internationalisierung“, sagt Beefer-Erfinder Frank Hecker.

Wo das Fleisch auf dem Grill herkommt – damit beschäftigt sich die Bonner Firma Orgainvent. Das Unternehmen bietet Verfahren zum Herkunftsnachweis an. Seit der BSE-Krise ist die Rückverfolgbarkeit bei unverarbeitetem Fleisch Pflicht. Auch wenn der sogenannte Rinderwahnsinn aus der öffentlichen Diskussion verschwunden ist – „die Vorschriften zum Herkunftsnachweis bleiben und wurden 2013 verschärft“, sagt Anja Czekala von Orgainvent.

Auch die Diskussion um einen Herkunftsnachweis für verarbeitete Fleischprodukte wie Wurst gehe weiter, so die Expertin. Technisch sei das möglich. Ob den Herstellern allerdings die höheren Kosten und der Aufwand zugemutet würden, das sei eine politische Entscheidung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort