Neuanfang nach Unfall Die schwere Suche nach dem neuen Job

BONN · Ein Motorradunfall vor 22 Jahren veränderte sein Leben: Seitdem kann Wolfgang Horvath nicht mehr richtig laufen und verlor seinen Job. Ein Beispiel, wie sich die Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg um Arbeitslose kümmert, die besondere Unterstützung benötigen.

 Inga-Vermittler Martin Michalke (links) und Wolfgang Horvath beim Beratungsgespräch.

Inga-Vermittler Martin Michalke (links) und Wolfgang Horvath beim Beratungsgespräch.

Foto: dpa

Viele Operationen, starke Medikamente, doch Wolfgang Horvaths Knie bleibt kaputt: "Die Schmerzen sind immer da", sagt Horvath. Als Folge verlor er seinen Job. Etliche Versuche, weiterhin als Koch zu arbeiten, scheiterten. Nun hat er mit 46 Jahren seinen Traumberuf aufgeben müssen und sucht seit Juli nach einem anderen Beruf, in dem er wenig stehen und laufen muss. Am liebsten wäre Horvath eine Bürotätigkeit. Doch das ist nicht so einfach. Die Konkurrenz ist groß, die Arbeitserfahrung fehlt, vor allem seine gesundheitlichen Probleme erschweren ihm die eigenständige Suche.

Die Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg leitete den Arbeitslosen daher an den Inga-Arbeitsvermittler Martin Michalke weiter. "Der Vermittler vor Ort entscheidet, ob erschwerte Bedingungen bestehen", erklärt Martina Deus, Teamleiterin von Inga. Das neue NRW-weite Vermittlungskonzept Inga ist für solche schwierigen Fälle gedacht, und soll für eine intensivere und engere Betreuung der Arbeitslosen sorgen. Pro Vermittler sind 65 Klienten vorgesehen, damit ein direkter Kontakt zwischen den Vermittlern und den Arbeitslosen besteht.

In einem ausführlichen Gespräch ermittelt Michalke Stärken und Kompetenzen seines Gegenübers. Zusammen suchen sie nach Berufen, die Horvath trotz seiner Handicaps ausüben kann. Zudem erhält Horvath Aufgaben, wie selbstständig zu Firmen zu gehen, sich initiativ zu bewerben und über die Jobbörse nach exotischen Berufen zu suchen. Um seine körperlichen Einschränkungen genauer zu ermitteln, meldet Michalke ihn für die ärztliche Begutachtung und den berufspsychologischen Dienst an. Die erledigten Schritte und die vereinbarten Teilziele werden gegen Ende der Beratung in der Eingliederungsvereinbarung festgehalten und von beiden unterschrieben. Auf diese Weise soll die Eigeninitiative des Arbeitslosen gefördert werden. Daran mangelt es Horvath nicht, denn die Arbeitslosigkeit setzt ihm sehr zu: "Wenn ich nicht arbeite, fehlt mir etwas."

Erika Kloß wurde ebenfalls an Inga weitergeleitet. 30 Jahre arbeitete sie in einer Buchbinderei. Als der Betrieb Insolvenz anmeldete, wurde sie mit 52 Jahren das erste Mal in ihrem Leben arbeitslos. Jedoch dauerte es nicht einmal zwei Monate, bis sie über ihr Profil bei der Arbeitsagentur wieder eine Stelle in einer Troisdorfer Druckerei fand. "Es war sehr hilfreich, dass keinerlei Druck ausgeübt wurde und ich stattdessen viel Verständnis und Rückhalt erhielt", erinnert sie sich.

Der gelernte Bäcker Ulrich Dowideit gehört auch zu den Vermittelten. Er war zehn Jahre im Verkauf tätig, bevor er die Kündigung erhielt. Er wollte wieder in seinem erlernten Beruf arbeiten und erstellte mithilfe seines Inga-Vermittlers aktuelle Bewerbungsunterlagen. Als er bei einer Bäckerei in Sylt Probe arbeiten durfte, übte er mit seinem Berater das Vorstellungsgespräch. "Inga hat mir geholfen, sicherer zu werden und mein Ziel selbstbewusst zu verwirklichen." erklärt Dowideit.

Der 61-jährige arbeitslose Pharmareferent Dirk Mävers hat knapp 30 Jahre für ein großes Pharmaunternehmen gearbeitet. Seit der betriebsbedingten Kündigung sucht er eine neue Stelle, weil er nicht in Ruhestand gehen möchte. Mithilfe des Inga-Teams hat er seine Bewerbungsunterlagen auf Vordermann gebracht und ist zuversichtlich, bald eine neue Stelle zu finden.

Das Konzept befindet sich noch in der Probezeit. Nach zwei Jahren wird geschaut, ob sich dieses System lohnt. Die angestrebte Zahl von 370 Vermittlungen wurde bereits erreicht. Ziel des Vermittlungskonzeptes sei es, laut Martina Deus, die Arbeitsuchenden schnell "in Arbeit" zu bringen und somit das Eintreten in Hartz IV zu verhindern. Die Arbeitsagentur spare somit an Hartz IV und der Kostenaufwand für Inga gleiche sich somit selbst aus.

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Hendrik Hakenes ist Finanzprofessor an der
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