"Die Inhaftierten lernen hier für die Zeit danach"

JVA-Leiter Heinz-Jürgen Binnenbruck präsentiert die Arbeit hinter Gittern auch in der Öffentlichkeit

Rheinbach. (ga) Der "Knast" öffnet sich. Bei der Rheinbacher Gewerbeschau erweist sich die Schreinerei als ernstzunehmender Dienstleister und Produzent. Der kostenintensive Justizvollzug verdient Geld, erspart dem Steuerzahler Ausgaben. Welchen Weg geht die Rheinbacher Justizvollzugsanstalt? Mit dem JVA-Leiter Heinz-Jürgen Binnenbruck sprach Werner Meyer.

General-Anzeiger: Die JVA beim einkaufsfreien Sonntag als Anbieter: Ist das die Zukunft?

Heinz-Jürgen Binnenbruck: Sicherlich ein Teil der Zukunft. Das Thema ist vielschichtig. Warum soll der Öffentliche Dienst nicht auch Geld verdienen? Die Bediensteten fertigen mit den Häftlingen qualitativ hochwertige Büromöbel, die wir hauptsächlich an die Justiz verkaufen. Sie sitzen zum Beispiel in einem hier gefertigten Büro.

GA: Alle Achtung, sieht schick aus und ist bequem. Doch wie ist die Nachfrage?

Binnenbruck: Die könnte besser sein, aber wir sind zufrieden. Wir stellen unser Licht nicht unter den Scheffel und betreiben mit einem Stand wie dem jetzt auch Öffentlichkeitsarbeit. Viele wissen nicht, was hinter den hohen Mauern passiert. Das zeigen wir damit. Es wird auch Öffnungen für die Bevölkerung geben. Erst für Familien der Bediensteten, aber auch der normale Bürger soll langfristig Einblick bekommen.

GA: Offene Tür im Knast, das hört sich nicht gut an.

Binnenbruck (lacht): So offen wird es auch nicht. Natürlich muss man bei einer JVA strenge Regeln der Sicherheit einhalten. Aber das lässt sich machen.

GA: Der Auftritt der Schreinerei auf der Hauptstraße hatte große Resonanz.

Binnenbruck: Wir waren auch angenehm überrascht vom großen Interesse der Leute. Die Idee dazu war übrigens nicht von mir, sondern von den Mitarbeitern.

GA: Wie stehzen denn "Mitbewerber" zu Ihren Aktivitäten, also Schreinereien aus der Region? Sehen die in Ihnen vielleicht sogar eine öffentlich subventionierte Konkurrenz?

Binnenbruck: Bisher hat sich niemand beschwert. Es gibt keinen Produzenten in der Nähe, der vergleichbare Möbel herstellt und vertreibt. Außerdem sind unsere Abnehmer fast ausschließlich öffentliche Institutionen, die meisten der Justiz. Der Steuerzahler sollte sich freuen, dass wir auch Geld verdienen.

GA: Und die Gefangenen haben eine sinnvolle Beschäftigung?

Binnenbruck: Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist die Vorbereitung auf "das Leben danach". Viele Insassen haben noch nie regelmäßig gearbeitet, nur in den Tag hinein gelebt. Hier müssen sie wie draußen pünktlich sein, sich im Team einbringen, auch Anweisungen strikt befolgen. Dazu kommt die Ausbildung an modernen Geräten. Das alles zusammen ist für die spätere Zeit ausgesprochen wichtig. Dass es sinnvoll ist, braucht man ja wohl nicht extra zu erwähnen.

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