Geschichte von Haribo in Bonn Die erste Erfindung war der "Tanzbär"

BONN · 1920 hatte Hans Riegels Vater die Firma eintragen lassen. In den letzten Jahrzehnten kaufte die Firma internationale Süßwarenhersteller hinzu

Das Startkapital waren ein Sack Zucker, eine Marmorplatte und ein Kupferkessel: Hans Riegels Vater hatte die Firma am 13. Dezember 1920 ins Handelsregister eintragen lassen - unter der Bezeichnung Haribo, was für "Hans-Riegel-Bonn" steht. Riegel machte sich in der Kessenicher Bergstraße mit einer kleinen Bonbonproduktion selbstständig.

Zwei Jahre nach der Firmengründung erfand Hans Riegel den Vorläufer der Goldbären. Damals hießen sie "Tanzbären" und sollte an dressierte Bären auf dem Markt erinnern. Die Bärenfigur aus Fruchtgummi gab es für je einen halben Pfennig am Kiosk zu kaufen. Heute stellt Haribo neben seinen bekannten Bären alle Arten von Fruchtgummis, Bonbons und Lakritzeerzeugnissen her.

Lediglich ein paar Handvoll Familienmitglieder standen dem Firmengründer zur Seite, als er damit den Grundstein für ein heute weltweit florierendes Unternehmen legte. Schon 1930 waren rund 160 Mitarbeiter bei Haribo angestellt, der Firmensitz in Kessenich wurde ausgebaut: Das Hauptgebäude der heutigen Fabrikation entstand in den Jahren 1930 bis 1933. In den Kriegsjahren lief das Geschäft wie überall auch bei Haribo schleppend. Vor dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte Haribo rund 400 Mitarbeiter. Im Krieg musste das Unternehmen die Produktion wegen Rohstoffmangels zurückfahren.

Hinzu kam der frühe Tod des Gründers mit nur 52 Jahren im Jahr 1945. Das Unternehmen wurde zunächst von seiner Frau Gertrud weitergeführt, bis 1946 die Söhne Hans und Paul aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrten. 1925 begann Haribo mit der Herstellung von Lakritzprodukten. Anfang der 1930er Jahre entstanden die Vertriebsorganisation in Deutschland und der Hauptbau der neuen Fabrikationsanlage. 1935 gründete die Firma in Kopenhagen zusammen mit den Geschäftspartnern Christian und Eckhof Hansen die Haribo Lakrids A/S Kopenhagen.

Die Zahl der Mitarbeiter stieg im Verlauf der Firmengeschichte auf 1350 in Kessenich. 6000 sind es heute in den insgesamt 18 europäischen Niederlassungen. Der Umsatz der Firma wird auf zwei Milliarden Euro geschätzt. Während sich an dem Grundrezept der Goldbären in der gut 80-jährigen Firmengeschichte nur wenig geändert hat, ist deren frühere Herstellung kaum mehr vorstellbar. Von Hand mussten die einzelnen Gipsplatten geschnitzt und dann, um die Negativformen der Bären zu erhalten, in Kisten mit Puderzucker gedrückt werden. Ebenfalls von Hand wurde die handgerührte Masse eingefüllt.

Hans und Paul Riegel setzten auf Expansion: 1957 übernahm Haribo die Godesberger Firma Kleutgen & Meier, wo Hans Riegel senior seinen ersten Arbeitsplatz hatte. 1961 übernahm Haribo die Bonera Industrie en Handelsmaatschappij N.V. im niederländischen Breda. Es ging weiter Schlag auf Schlag: 1967 erwarb Haribo Anteile der französischen Süßwarenfabrik Lorette aus Marseille. 1987 fusionierte diese mit dem südfranzösischen Hersteller Ricqles Zan zur Haribo Ricqles-Zan mit Produktionsstätten in Marseille, Uzès und Wattrelos. 1968 kaufte Haribo Anteile an der Solinger Firma Dr. Hillers AG, 1979 übernahmen die Bonner sie ganz. Ab 1980 entstand am Standort in drei Ausbauphasen eine neue Produktionsstätte. Im Oktober 2011 wurde der Solinger Standort um ein Hochregal-Lager, ein Bürogebäude und eine Warenumschlagshalle erweitert.

1971 kamen Mehrheitsanteile am fränkischen Hersteller Bären-Schmidt, 1972 die Beteiligung an der englischen Firma Dunhills hinzu. Außerdem wurden in den 1970er Jahren Vertriebsorganisationen in Österreich und Schweden aufgebaut.

Im Juli dieses Jahres wurde Felix Theato zum zusätzlichen Geschäftsführer von Haribo bestellt. Theato ist seit April 2012 für das Marketing zuständig, zuvor war der Manager für den Süßwarenkonzern Ferrero tägig. Er sollte Riegel während seiner Erkrankung bei Marketing, Vertrieb, Export und Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland vertreten.

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