Die Bilanzierung der Telekom steht erneut in der Kritik

Bundesrechnungshof bemängelt die Immobilienbewertung des Bonner Unternehmens - Aktie sackt weiter ab

Frankfurt. (rtr) Der Bundesrechnungshof (BRH) hat die Deutsche Telekom nach Angaben von Bundestagsabgeordneten wegen angeblich falscher Bewertungen in ihrer Bilanz kritisiert. In einem als geheim eingestuften Bericht der Behörde für den Haushaltsausschuss sei die Art der Bewertung der Telekom-Bilanz beanstandet worden, sagten die Abgeordneten am Donnerstag in Berlin.

Die "Financial Times Deutschland" hatte berichtet, dass der BRH speziell Zweifel an der bereits seit längerem in der Kritik stehenden Immobilienbewertung der Deutschen Telekom geäußert habe. Ein Telekom-Sprecher wies diese Vorwürfe zurück und bezeichnete sie als "alt und unbegründet". Die T-Aktie notierte am Donnerstag deutlich im Minus.

In dem Zeitungsbericht hieß es unter Berufung auf Kreise des Haushaltsausschusses, der Rechnungshof werfe der Telekom vor ihre Gebäude über Jahre hinweg nicht richtig bewertet zu haben. Bei einer Neubewertung der Telekom im Jahr 2001 seien nur die Grundstücke, nicht aber ihre Gebäude mit einem niedrigeren Wert angesetzt worden.

Die Gebäude stünden indes noch mit ihren Werten von 1995 in den Büchern, die aus heutiger Sicht jedoch viel zu hoch seien. Im Ergebnis soll die gesamte Vermögensbewertung der Telekom angeblich falsch sein, wie es hieß. 2001 hatte die Telekom einen Abwertungsbedarf bei ihrem Immobilienbestand bekannt gegeben und ihre Bewertung für Grund und Boden um insgesamt 4,9 Milliarden DM (2,5 Milliarden Euro) nach unten korrigiert.

Ein Sprecher der Telekom wies die Kritik an der Bewertung des Immobilienbestandes indes zurück. Bereits bei der Anpassung der Grundstücksbewertung 2001 sei durch Analysen von Beratern und Prüfern festgestellt worden, dass sich über die bestehenden üblichen Risikovorsorgeposten hinaus keine Anhaltspunkte für einen Abwertungsbedarf für die Gebäude ergeben hätten. "Diesen Bedarf gibt es auch heute nicht", sagte der Sprecher.

Der CDU-Haushaltsexperte Dietrich Austermann bestätigte indes, dass der Bundesgerichtshof die Bewertungsart der Telekom beanstandet hat. "Er (der BRH) hat falsche Bewertungen kritisiert." Austermanns FDP-Kollege Jürgen Koppelin, auf dessen Initiative der BRH-Bericht angefertigt worden war, sagte dazu, von Größenordnungen sei in dem Bericht aber nicht die Rede gewesen.

Eine konkrete Aussage, ob es dabei um die Bewertungen der Gebäude gehe, machten die Politiker nicht. Der BRH-Bericht ist nach Angaben der Abgeordneten als geheim eingestuft worden. Der Bund ist mit rund 43 Prozent größter Einzelaktionär der Telekom. Vor wenigen Tagen hatte es in Medienberichten bereits geheißen, der Rechnungshof werfe dem Bundesfinanzministerium schwere Versäumnisse bei der Kontrolle der Telekom vor.

Bereits seit Anfang vergangenen Jahres laufen Klagen von Aktionären gegen die Telekom wegen einer angeblich falschen Bewertung des Immobilien- und Anlagevermögens des Bonner Konzerns in der Bilanz. Ziel der gegen die Telekom laufenden Prospekthaftungsklagen ist die Rückzahlung des Kaufpreises für die in den Jahren 1999 und 2000 an die Börse gebrachten Telekom-Aktien.

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