Konsumklima im freien Fall Deutschlands Verbraucher wegen Corona in Stimmungstief

Nürnberg · Die eingefrorene Wirtschaft und akute Jobängste lassen die Kauflaune auf ein historisches Tief stürzen. Befragt hat Gfk in Nürnberg die Konsumenten in den ersten beiden April-Wochen, als Verbraucher die volle Wucht der Conona-Pandemie erstmals selbst zu spüren bekamen.

 Besucher in der Innenstadt nach der Öffnung der Geschäfte.

Besucher in der Innenstadt nach der Öffnung der Geschäfte.

Foto: Benjamin Westhoff

Einen solchen Wert haben die Konsumforscher der Nürnberger GfK in Deutschland noch nie berechnet. Auf minus 23,4 Punkte taxieren sie nach Umfragen unter Verbrauchern den Mai-Wert für ihren allmonatlichen Konsumklimaindex. Das ist ein historischer Tiefstand nach den noch plus 2,3 Punkten für April. „Angesichts eines weitgehend eingefrorenen Wirtschaftslebens kommt dieser beispiellose Absturz des Konsumklimas nicht ganz überraschend“, räumt Gfk-Konsumexperte Rolf Bürkl ein. Er hat auch für die nahe Zukunft wenig Hoffnung auf eine Trendwende. Weil Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen nur langsam kämen, dürften dem heimischen Konsumklima, das lange eine Stütze der Konjunktur war, auch in den nächsten Monaten schwierige Zeiten bevorstehen.

Befragt hat Gfk die Konsumenten in den ersten beiden April-Wochen, als Verbraucher die volle Wucht der Conona-Pandemie erstmals selbst zu spüren bekamen. Zwei der drei Indexkomponenten hat das diesmal völlig einbrechen lassen. Binnen Monatsfrist ist die Einkommenserwartung so von gut 47 auf minus 19 Punkte gefallen. Noch niemals seit Beginn der Messungen zur Verbraucherstimmung 1980 wurde ein höherer Monatsverlust ermittelt. Weil die heimische Wirtschaft lange Jahre hervorragend gelaufen ist, sei die Fallhöhe auch extrem gewesen, erklären die Forscher.

 Mitgerissen von der abstürzenden Einkommenserwartung wurde die Neigung für größere Anschaffungen als zweiter Indexfaktor. Die hat 36 Zähler auf minus 4,6 Punkte verloren. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres ist das ein Einbruch um 58 Punkte. Neben bereits eingetretenen Einkommensverlusten etwa durch Kurzarbeit gehe nun die Angst vor Jobverlusten um, erklärt Gfk die Heftigkeit der Reaktion. Trotz anhaltender Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank habe die Corona-Krise für einen sprunghaften Anstieg der Sparneigung gesorgt, betont Gfk zudem. Relativ glimpflich davongekommen ist der Indexfaktor Konjunkturerwartung, der gut zwei Zähler auf minus 21,4 Punkte verloren hat. Damit war hier aber der Ausgangspunkt schon relativ niedrig. Einen geringeren Wert für die Konjunkturerwartung hat Gfk nur im Mai 2009 während der Finanzkrise gemessen.

Wenn Verbraucher sich aber unter dem Strich derart auf schwere Zeiten einstellen, ist auch bei wieder öffnenden Geschäften nicht rasch mit großen Sprüngen zu rechnen. Vor allem gilt das für Produkte wie Autos. Die Gfk-Forscher hoffen, dass das schrittweise Öffnen von Läden einen weiteren Absturz der Konsumneigung zumindest etwas abfedern kann.

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