Bisher nur in Testgebieten Deutsche Telekom startet landesweite 5G-Offensive

Frankfurt/Bonn · Seit Mittwoch können Millionen Menschen landesweit die neue Übertragungstechnik nutzen. Nun versorge die Telekom bereits ein Fünftel der Deutschen mit 5G, so der Konzernchef. Mitte Juli sollen noch viele mehr folgen.

 Ein Mast für die fünfte Mobilfunkgeneration.

Ein Mast für die fünfte Mobilfunkgeneration.

Foto: dpa/Soeren Stache

Kein Bild, kein Ton – wir kommen schon. Diesen Satz hätten einige Telekom-Mobilfunkkunden in der Nacht zum Dienstag gewünscht. Da nämlich fielen zeitweise die Verbindungen des Branchenführers aus. Der Chef des Magenta-Riesen, Timotheus Höttges, erklärte das mit einem nächtlichen Ausfall der Infrastruktur. „Das hängt damit zusammen, dass wir gerade aktiv das Netz umbauen“. Spätestens jetzt ist klar: Es ging um die Umrüstung von Teilen des Netzes in Richtung des neuen Mobilfunkstandards 5G.

Denn seit Mittwoch können Millionen Menschen landesweit ganz oder teilweise in den Genuss von 5G-Datenübertragungen für ihre Smartphones kommen. Bisher war das nur in Testgebieten möglich. Vorausgesetzt natürlich, die Geräte sind 5G-fähig. Beim Ausbau des neuen Mobilfunkstandards will der Konzern nun mächtig aufs Gas drücken. „Ab heute versorgen wir 16 Millionen Menschen in Deutschland mit 5G, das sind 20 Prozent der Bevölkerung“, sagte Telekom-Deutschlandchef der Telekom, Dirk Wössner. „Ab Mitte Juli dann bereits die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands“. Das sei schneller als geplant.

Um Kunden und jenen, die es werden wollen, die neue Technik schmackhaft zu machen, startet pünktlich zum Tag der Telekom-Aktionärsversammlung in zwei Tagen eine massive Werbekampagne, die für die Vorteile des neuen Standards wirbt und offenkundig auch die Marktführerschaft der Telekom unterstreichen und ausbauen soll. „Während andere reden und viel geredet haben, haben wir uns hingesetzt und die Arme hochgekrempelt und das Netz gebaut; in Corona-Zeiten über die vergangenen Wochen, Monate und sogar Jahre hinweg. Und jetzt ernten wir die Früchte dieser Arbeit“.

So der Plan. Denn an der Umrüstung der herkömmlichen Sendemasten auf die neue Technologiestufe ist als Zulieferer der Telekom und anderer Telekommunikationskonzerne auch der chinesische Technologiekonzern Huawei beteiligt. Der ist umstritten, befürchten Kritiker hierdurch ein mögliches Einfallstor für Spionage aus Peking. Vor allem die USA wirken darauf hin, Huawei aus dem Aufbau der 5G-Netze herauszuhalten, unter anderem mit Sanktionen gegen das Unternehmen.

In einem internen Papier spricht die Telekom nun von einem Milliardenschaden, wie das „Handelsblatt“ zunächst berichtete. Demnach rechnet der Magentakonzern mit Kosten von mindestens drei Milliarden Euro, sollte die Bundesregierung den Einsatz chinesischer Mobilfunktechnologie verbannen. Dirk Wössner vermied auf Nachfrage am Mittwoch eine direkte Antwort auf die Frage, wie stark ein Ausschluss von Huawei die Telekom bei ihren 5G-Ausbauplänen zurückwerfen würde.

„Das Netz besteht aus vielen Komponenten von verschiedensten Herstellern. Und es wird ja nicht ein kompletter Huawei-Bann in allen Komponenten diskutiert. Und wir haben bereits gesagt, dass wir in unseren Kernnetzen auf die chinesischen Hersteller verzichten werden“. Die Regierungskoalition in Berlin streitet seit Langem über die Beteiligung von Huawei am 5G-Ausbau.

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