Bilanz der Küchenindustrie Deutsche geben immer mehr Geld für Küchen aus

Köln · Bei der Küche darf es in Deutschland inzwischen etwas mehr sein: Der Durchschnittspreis steigt auf 6900 Euro.

Küchen werden immer mehr zum Statussymbol. Seit Jahren sei bereits zu beobachten, dass sie das Auto in dieser Rolle mehr und mehr ablösten, sagte Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche (AMK) am Montag in Köln. Und dabei bekommt die Branche sogar noch Rückenwind. Unsicherheiten über die Abgasnormen beim Auto sollten auch weiter die Investitionen in eine neue Küche unterstützen, meint Irle. Eine harte Konkurrenz um die Budgets der Bundesbürger sind nach einer Studie der GfK freilich noch Urlaubsreisen.

In der Tat greifen die Bundesbürger immer tiefer für eine Küche in die Taschen. Für jede zweite neue Küche werden 10 000 Euro und mehr fällig. Die Kühlgeräte werden größer. Für jetzt 40 Prozent des Umsatzes sorgen Geräte mit einem Fassungsvermögen von 300 Litern und mehr. Auch der Backraum im Ofen legt zu. 47 Prozent des Umsatzes entfällt auf Geräte mit einem Volumen von 70 Litern. Im vergangenen Jahr lag deren Anteil noch bei 42 Prozent.

Induktionsfelder im Trend

Ebenfalls im Trend liegen Kochfelder mit integriertem Abzug. Hier verdoppelte sich der Umsatz. Ein deutliches Plus gab es auch bei flexiblen Induktionsfeldern und smarten Geräten. Das sind etwa Waschmaschinen, Kaffeemaschinen oder Mikrowellen, die sich per App steuern lassen, Kühlschränke mit Kameras, die für einen Überblick über die Bestände sorgen, oder Küchenmaschinen, die sich aus dem Netz gleich die Kochanleitungen ziehen.

Trotz teils imposanter Wachstumsraten sieht Irle noch Nachholbedarf für smarte Küchen. Das Niveau ist noch vergleichsweise niedrig, in Wohnzimmern habe schon mehr intelligente Elektronik Einzug gehalten. Top-Geräte finden sich zunächst im wachsenden Premiumsegment. Hier haben über die Hälfte der Küchen Echt-Lack-Flächen, zunehmend matte. Schubladen und Türen kommen bei jeder vierten Premiumküche ohne Griffe aus.

Verstärkt habe sich auch der Trend zur offenen Architektur. Die Küche werde zunehmend zum Grundpfeiler der weiteren Innenausstattung, so Irle. „Zuerst wird die Küche gekauft und dann das restliche Wohnzimmer drum herum gestaltet“, so der AMK-Geschäftsführer.

Lange Lieferzeiten

Andererseits schafft auch längst nicht alle Musterküchen oder Elektrogeräte, die auf Messen wie der Kölner „Living Kitchen“ bestaunt werden, den Weg zum Kunden. Denn die Durchschnitts-Einbauküche kostet 6900 Euro. Das sind laut GfK immerhin 200 Euro mehr als im Vorjahr. Insgesamt sorgt nicht nur im Premiumsegment eine bessere Ausstattung für das Plus und damit auch dafür, dass der Umsatz im Handel auf 9,7 Milliarden Euro gestiegen ist, bei einer leicht auf 1,4 Millionen gesunkener Absatzmenge. Die deutsche Küchenindustrie hat im abgelaufenen Jahr einen Gesamtumsatz von 11,57 Milliarden Euro erzielt. Das sind 0,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Ein noch besseres Ergebnis hat wohl die Insolvenz des Volumenherstellers Alno verhindert. Da konnte die Branche nicht jeden Wunsch nach einer neuen Küche sofort erfüllen. Die Lieferzeiten schnellten von vielleicht vier bis acht Wochen auf bis zu einem halben Jahr in der zweiten Jahreshälfte nach oben. Bis zum Jahresende dürften sich die Lieferzeiten wieder normalisieren, schätzt die Branche.

Im Inland ging der Absatz um zwei Prozent auf 6,54 Milliarden zurück, im Ausland stieg er um 2,58 Prozent auf fünf Milliarden Euro.

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