Hauptversammlung der Postbank Deutsche Bank will Kleinaktionäre loswerden

BONN/FRANKFURT · Nur 3,2 Prozent halten Kleinaktionäre noch an der Postbank. Der Rest der Anteile ist in Händen der Deutschen Bank. Und die will die Kleinanleger loswerden: am Freitag soll auf der Hauptversammlung der Postbank ein sogenannter "Squeeze-out" beschlossen werden.

 Postbank-Zentrale in Bonn: Das Geldhaus gehört mehrheitlich der Deutschen Bank.

Postbank-Zentrale in Bonn: Das Geldhaus gehört mehrheitlich der Deutschen Bank.

Foto: Volker Lannert

Das will die Deutsche Bank so, denn dann hat sie freie Hand, um die inzwischen ungeliebte Tochter loszuschlagen. 35,05 Euro sollen die Kleinaktionäre je Aktie bekommen - eigentlich ein stolzer Preis, der einen Unternehmenswert der gelben Bank von gut sechs Milliarden Euro zugrunde legt.

Ob die Deutsche Bank im kommenden Jahr aber annähernd so viel für ihre Tochter erhalten kann, das bezweifeln Experten. "Der Unternehmenswert der Commerzbank wird meist mit der Hälfte des Eigenkapitals bewertet", sagt Stefan Bongardt, Analyst von Independent Research.

Ein deutliches Verlustgeschäft

Das Eigenkapital der Postbank dürfte zwischen sechs und 6,5 Milliarden Euro liegen - deshalb erscheine ein Wert zwischen drei und vier Milliarden Euro realistisch. Das wäre aber ein deutliches Verlustgeschäft für die Deutsche Bank, die vor sieben Jahren 6,6 Milliarden Euro für die Postbank bezahlt hatte; hinzu kamen etwa 1,4 Milliarden Euro für die Integration in den Konzern.

Auch wenn die gelbe Bank ehrgeizige Pläne hat, so dürfte es doch schwer sein, für ein Institut mit dieser Struktur interessante Käufer zu finden. Die Postbank ist im Privatkundengeschäft aktiv, ihre 14 Millionen Kunden sind aber im Wesentlichen an einfachen Finanzprodukten interessiert. In Zeiten niedriger Zinsen kann man aber damit kaum Rendite erzielen.

Als mögliche Käufer werden immer zwei Institute genannt: Banco Santander aus Spanien und die französische BNP Paribas. Zu den Spaniern würde die Postbank recht gut passen, meint Analyst Bongardt. Doch dürfte es ihnen schwerfallen, einen solchen Kauf zu stemmen: Das Management bemüht sich, die Kernkapitalquote bis 2017 über die Schwelle von zehn Prozent zu hieven: "Ohne Kapitalerhöhung dürfte das kaum möglich sein", meint Bongardt.

Postbank könnte als zu teuer gelten

Und ob man die Aktionäre dazu bewegen könne, Geld für den Kauf eines margenschwachen Filialgeschäfts bereitzustellen, sei zweifelhaft. BNP Paribas andererseits sei eher eine Investmentbank, deshalb könnte das Interesse auch bei den Franzosen schwach sein. Ein Argument für den Kauf der Postbank könnte aber der Zutritt zum deutschen Markt sein.

Einen Konkurrenten in den Heimatmarkt vordringen zu lassen, das aber dürfte sich die Deutsche Bank mit einem Aufpreis bezahlen lassen. Zu teuer, könnten die Franzosen befinden und ihr Interesse erlahmen lassen. Finanzinvestoren wie Cerberus wiederum hatten, so ist zu hören, nur 4,5 Milliarden Euro für die Postbank geboten.

Ein Börsengang im kommenden Jahr ohne Ankeraktionär aber wäre recht unattraktiv. "Vielleicht entschließt sich die Deutsche Bank, zunächst nur einen kleineren Teil der Aktien zu platzieren, sollte sie auf anderem Weg nicht weiterkommen", vermutet Bongardt. Auf diese Art war etwa auch der Spezialchemiekonzern Evonik an die Börse gebracht worden. Dann könnte die Deutsche Bank sich nach und nach von weiteren Anteilen trennen.

Doch der Verkauf an sich ist fest beschlossen. Dafür gibt es aus Sicht der Deutschen Bank zwingende Gründe: Die Einlagen der Postbank darf die Mutter aus regulatorischen Gründen nur noch zu zehn Prozent zur Finanzierung heranziehen. Außerdem müsste die Postbank als Konzernteil eine höhere Verschuldungsquote einhalten, obwohl sie eigentlich ein relativ risikoarmes Geschäft betreibt.

Das hatte der Vorstand unter dem früheren Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen so erkannt und die Trennung beschlossen. Aber auch Jains Nachfolger John Cryan hält daran fest. Die Postbank zu verkaufen, notfalls auch zu geringerem Preis, dürfte für die Deutsche Bank langfristig schließlich immer noch attraktiver sein, als sie zu behalten.

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