Neuordnung Deutsche Bank beerdigt Sal. Oppenheim

Köln · Die Deutsche Bank integriert die Geschäfte der Kölner Bank Sal. Oppenheim in den Konzern. Damit stirbt eine Traditionsmarke.

 Das Kölner Traditionsbankhaus Sal. Oppenheim geriet durch die Pleite des Handels- und Touristikkonzerns Arcandor in Schieflage. Seit 2009 gehört es zur Deutschen Bank.

Das Kölner Traditionsbankhaus Sal. Oppenheim geriet durch die Pleite des Handels- und Touristikkonzerns Arcandor in Schieflage. Seit 2009 gehört es zur Deutschen Bank.

Foto: picture alliance / dpa

Tünnes und Schäl, der Fastelovend und das Bankhaus Sal. Oppenheim: Wie sehr der Name des Geldinstituts mit Köln verbunden wird, zeigt schon, dass Tommy Engel ihm in seiner musikalischen Liebeserklärung an die Stadt eine eigene Zeile widmet. „Bes Oppenheim un Cie“ heißt es in seinem Song „Du bes Kölle“. Das gehört bald der Vergangenheit an. Am Donnerstag gab die Deutsche Bank bekannt, dass sie die Marke Sal. Oppenheim aufgeben und deren Geschäft in den Konzern integrieren werde. Es sei nie gelungen, „die Marke Sal. Oppenheim wieder zu alter Stärke zurückzuführen, nachdem sie noch vor dem Kauf 2009 schweren Schaden erlitten hatte“, begründete der Deutsche-Bank-Chef John Cryan den Schritt. Damals hatte der Konzern die Kölner Traditionsbank gerettet, nachdem sie durch die Pleite des Handels- und Touristikkonzerns Arcandor sowie hohe Verluste im Wertpapierhandel in Schieflage geraten war.

Das Investmentbanking wurde aufgegeben, die Mitarbeiterzahl schrumpfte von 2000 auf aktuell noch 320 Mitarbeiter an sieben Standorten, 260 davon am Stammsitz Unter Sachsenhausen in Köln. Am Donnerstagmorgen um 9.30 Uhr informierte der Sal. Oppenheim-Vorstandsvorsitzende Martin Renker nun die Mitarbeiter über das Aus. Die Versammlung sei sehr emotional gewesen, sagt ein Teilnehmer. „Die Zerschlagung, von der seit April die Rede war, ist nun tatsächlich da. Das hat niemanden überrascht“, sagt ein anderer Mitarbeiter: „Es hat sich aber auch keiner gefreut, dass die Nachricht jetzt ,endlich‘ raus ist.“ Damals hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, dass die Privatbank vor der Zerschlagung stehe. Branchenkenner sagen, dass die Bank nicht wirklich profitabel arbeitete.

Nun wird das Oppenheim-Geschäft in den Gesamtkonzern integriert. „Während die Vermögenskunden künftig aus dem Wealth Management der Deutschen Bank betreut werden, geht die Vermögensverwaltung von Sal. Oppenheim mit seiner quantitativen Investmentexpertise in der Deutschen Asset Management auf“, heißt es in einer Pressemitteilung des letzteren Konzernbereichs.

Mit Vermögenskunden ist die Beratung von Kunden im privaten Bereich gemeint. Sehr erfolgreich agiert Sal.Oppenheim aber in der Vermögensverwaltung, die vor allem für institutionelle Kunden interessant ist. Die 50 Kölner Mitarbeiter aus diesem Bereich werden „auf die Betriebsstätte der Deutsche Asset Management übertragen“, heißt es offiziell – ihr Arbeitsplatz ist also gesichert. Der Konzernbereich ist vor allem für seine Fondsmarke DWS bekannt.

Das Gros der Mitarbeiter wird wohl aber um die Zukunft bangen, ihnen ist nicht klar, was der Abschied vom Markennamen bedeutet. In der Pressemitteilung heißt es dazu nur, es sei geplant, möglichst vielen Mitarbeitern im Wealth Management eine berufliche Perspektive im Deutsche-Bank-Konzern zu geben. „Der ICE fährt 1:03 Stunden nach Frankfurt, aber das zählt nur, wenn man in der Nähe des Hauptbahnhofes wohnt“, sagt ein Mitarbeiter. „Viele von uns sind seit vielen Jahren hier, haben Frau und Hund, ein Haus abzubezahlen. Und man verzichtet nicht gerne auf die lange Betriebszugehörigkeit.“

Die Ertragssituation hätte keine andere Entscheidung zugelassen, heißt es seitens der Deutschen Bank. Öffentlich ist nur eine Zahl: Das verwaltete Kundenvolumen von Sal. Oppenheim betrug Ende vorigen Jahres 49,2 Milliarden Euro. Gut 23 Milliarden davon sollen aber auf die Luxemburger Tochter entfallen sein, die inzwischen verkauft worden ist.

Das Geschäft mit der Vermögensverwaltung soll im ersten Quartal 2018 verlagert werden, das mit den Vermögenskunden im Laufe des Jahres. Danach bleibt nur noch die Abwicklung von Altgeschäften. „Es ist bedauerlich, dass der Name Sal. Oppenheim nach 228 Jahren aus dem Markt verschwinden wird“, sagt Ulrich S. Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. Gerade bis zum Jahr 2009 habe es eine starke Identität zwischen Bankhaus sowie Stadt und Region gegeben, sagt er. Nun verschwindet der Name Sal. Oppenheim bald vom Markt. Im kölschen Lieedgut von Tommy Engel bleibt er erhalten.

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