Fraunhofer-Institut in Bonn Der Kampf gegen gekaperte Computer

WACHTBERG/BONN · Am Freitag beginnen offiziell die Arbeiten an einem europäischen Advanced Cyber Defense Center (ACDC). Das hat nichts mit der australischen Rockband zu tun, sondern beschäftigt sich mit einer besonderen Art der Computerkriminalität.

 Die schematische Darstellung eines Botnetzes, das sich unerkannt auf heimischen Rechner ausbreitet.

Die schematische Darstellung eines Botnetzes, das sich unerkannt auf heimischen Rechner ausbreitet.

Foto: Fotolia

Partner aus 14 europäischen Staaten, darunter das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE, gehen in dem Projekt gemeinsam gegen sogenannte Botnetze vor mächtige Verbünde gekaperter Computer.

Das FKIE sitzt in Werthhoven und in Bonn an der B 9. Der Begriff "Bot" kommt von robot (arbeiten). Gemeint ist ein Programm, das ferngesteuert auf dem heimischen Rechner arbeitet. Die Bots schleichen sich still und heimlich auf den PC, vor allem wenn sie nicht entsprechend geschützt sind - etwa durchs Surfen im Internet oder das Öffnen von E-Mail-Anhängen.

"Von Botnetzen spricht man dann, wenn sehr viele PCs - meist mehrere Tausend, es können aber auch mehrere Millionen sein - per Fernsteuerung zusammengeschlossen und zu bestimmten Aktionen missbraucht werden", teilt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik mit.

So könnten dann über den Computer zu Hause etwa Spam-Mails versendet versendet werden, ohne dass man das merkt. "Es kann auch darum gehen, Informationen von dem Rechner abzuziehen", sagt Elmar Gerhards-Padilla vom FKIE. Über eine DDoS-Attacke könnte es sogar passieren, dass der private PC seinen Dienst versagt.

Das Malware-Analyse-Team (Malware ist bösartige Software) des FKIE in Wachtberg und Bonn erfragt mit ACDC deutsche Erwartungen an ein Abwehrzentrum, entwickelt Sensoren und bringt seine Kompetenzen in der Erkennung von Botnetzen und ihrer Verbreitung in das Abwehrzentrum ein.

"Kern des EU-Pilotprojekts mit einem Gesamtbudget von 16 Millionen Euro ist der Aufbau einer zentralen Datenbank mit Informationen über das Verhalten von schädlichen Programmen speziell von Botnetzen und die Ausführung koordinierter Gegenmaßnahmen durch die Mitgliedsstaaten", heißt es beim FKIE.

ACDC bringt rund 40 Organisationen aus ganz Europa zusammen. Darunter sind Vertreter von Industrie, Wissenschaft und Polizei. Im Projekt-Konsortium sind unter anderem das Telekommunikationsunternehmen Telefónica, Cassidian (EADS), Microsoft, der Internet-Knotenpunkt DE-CIX, mehrere Computer Emergency Response Teams (CERTs), der Verband der deutschen Internetwirtschaft eco und das Fraunhofer FKIE vertreten. Heute ist also offizieller Projektstart. Am 14. Februar treffen sich dann erstmals die Abordnungen der einzelnen Partner.

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