Deutscher Asphaltverband in Bonn Der Anspruch an die Straßenbeläge in Deutschland wächst

Bonn · Die meisten Straßen in Deutschland bestehen aus Asphalt. Doch insbesondere die fehlenden finanziellen Mittel führen zum schlechten Zustand der Straßen in Deutschland.

 Die A 565 mit neuer Fahrbahn: Die Bauarbeiten zwischen der Nordbrücke und dem Kreuz Bonn-Nordost konnten im Dezember 2019 nach fast anderthalb Jahren beendet werden.

Die A 565 mit neuer Fahrbahn: Die Bauarbeiten zwischen der Nordbrücke und dem Kreuz Bonn-Nordost konnten im Dezember 2019 nach fast anderthalb Jahren beendet werden.

Foto: Benjamin Westhoff

Ob auf der Römerstraße, der Nordbrücke oder der Oppelner Straße: In ganz Bonn fallen immer wieder die Warnbaken ins Auge, Baustellenfahrzeuge kreuzen den Weg der Autofahrer und einzelne Abschnitte sind nicht befahrbar. Die Straßen weisen Löcher oder Spurrinnen auf, sorgen für zu viel Lärm oder sind veraltet. Mit frischem Asphalt können viele dieser Probleme meist beseitigt werden. Das Geld für die Renovierungen ist jedoch oft knapp. Der Deutsche Asphaltverband (DAV) mit Sitz in Bonn weiß, welche Probleme es in Zukunft auf den deutschen Straßen geben wird.

„Asphalt ist der dominierende Baustoff für Straßen“, erklärt André Täube, Geschäftsführer des Verbandes. Rund 90 Prozent der Gemeindestraßen, die 67 Prozent des deutschen Straßennetzes ausmachen, bestehen aus Asphalt. Bei den Autobahnen, die von den rund 690.000 Kilometern Straße bundesweit noch nicht einmal zwei Prozent ausmachen, liegt der Anteil des Baustoffes bei 75 bis 80 Prozent. Der DAV vertritt den Baustoff und kümmert sich um das Wohl der Branche sowie seiner rund 300 Mitglieder.

Betonfahrbahnen finden sich abschnittsweise auf Autobahnen

Auf Autobahnen finden sich neben Asphaltabschnitten hin und wieder auch Betonfahrbahnen. Im Asphalt können zwar im Gegensatz zum starren Beton bei großer Hitze Spurrinnen entstehen, sagt Täube, dafür sei der Baustoff allerdings lärmarm und leicht zu reparieren. „Die oberste Schicht wird runtergefräst und eine neue aufgelegt. Das ist über Nacht möglich. Bei Beton ist es viel aufwendiger“, so Täube. Dies müsse etwa alle 15 Jahre geschehen. Doch lange Zeit spielte die Verkehrspolitik in Deutschland keine große Rolle.

Nach der Investitionswelle im Zuge der Wiedervereinigung – in den 1990er Jahren wurden bis zu 69 Millionen Tonnen Asphaltmischgut pro Jahr produziert – sei der Straßenbau Anfang der 2000er Jahre etwa eine Dekade lang vernachlässigt worden, beschreibt Marco Bokies, ebenfalls Geschäftsführer des DAV. Viele aktuelle Baustellen seien durch die drastischen Einsparungen zustande gekommen. „Der Politik von heute kann man eigentlich nichts vorwerfen. Die Versäumnisse liegen in der Vergangenheit“, so Bokies. Die Brücken seien dabei am schlimmsten betroffen. Die Rheinbrücke in Leverkusen habe beispielsweise ein Umdenken in der Politik bewirkt. „Die Warnungen sind angekommen“, berichtet Täube.

Schätzungen gehen von 15 Prozent mehr Lkw bis 2030 aus

Der Bund plant bis zum Jahr 2030 Investitionen von 132,8 Milliarden Euro in das Bundesfernstraßennetz. Das scheint mit Sicht auf die Prognosen für das zukünftige Fahrtenaufkommen auch nötig zu sein. Das Bundesverkehrsministerium sieht für das Jahr 2030 rund 15 Prozent mehr Lkw und fünf Prozent mehr Pkw auf den Straßen Deutschlands voraus. „Und bisher wurden die Prognosen immer übertroffen“, erklärt Bokies. Die Lkw würden den Straßen dabei am meisten zusetzen: Ein Lastwagen könne so viel Schaden anrichten wie 16.000 Pkw. Ein gut funktionierendes Straßennetzwerk werde in Zukunft durch das größere Verkehrsaufkommen noch wichtiger. „Es ist eine große Herausforderung, den Erwartungen gerecht zu werden“, sagt Bokies.

Auch wenn Bund und Länder nun mehr investieren, gebe es auf kommunaler Ebene ein weiteres Problem. Dort seien die Schäden am größten, weil die Gelder meist nicht ausreichen. „Da sind andere Themen dann wichtiger und haben Vorrang“, erklärt Täube. Einsparungen würden häufig bei der Verkehrspolitik vorgenommen.

Neue Asphalte bestehen anteilig aus recycelten Baustoffen

Durch die Corona-Krise sei das Geschäft bisher nicht eingebrochen. Doch der DAV befürchtet, dass in Zukunft noch weitere Mittel wegbrechen könnten. Ob die Prognosen für die zukünftige Entwicklung des Verkehrs in Deutschland weiterhin Geltung haben werden, lasse sich ebenfalls schwer einschätzen.

Fest steht, dass Asphalt weiterhin insbesondere für Erhaltungsmaßnahmen produziert wird. In den vergangenen acht Jahren waren es pro Jahr etwa 40 Millionen Tonnen. 20 bis 70 Prozent – je nach Schicht – des neuen Asphalts bestehen dabei aus wiederverwertetem Baustoff. Denn über 80 Prozent des Ausbauasphalts werden für die Produktion von neuem Baustoff benutzt. Für noch mehr Nachhaltigkeit will der DAV in Zukunft auch sorgen. Mit neuen Technologien gelang es in Deutschland, Niedrigtemperaturasphalte herzustellen. Die Temperatur des normalerweise in heißem Zustand aufgetragenen Baustoffs könne laut DAV um bis zu 15 Grad reduziert werden. „Bei einer Absenkung um 30 Grad, können bereits 80 Prozent der Emissionen eingespart werden“, erklärt Täube. Das Ziel sei immer ein robuster und nachhaltiger Baustoff.

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