Frank Mella Der 63-Jährige aus Oberdollendorf konzipierte den DAX

KÖNIGSWINTER · Den kommenden Montag wird Frank Mella an der Frankfurter Börse verbringen und Interviews geben. "Alle fünf Jahre", wie er erzählt, bricht über den Oberdollendorfer eine wahre Flut von Medienanfragen herein - immer dann,wenn der Dax einen besonderen Jahrestag begeht. Eine offizielle Einladung von der Börse zum Jubiläum hat Mella allerdings noch nicht erhalten. Dabei hat der 63-Jährige den Dax vor 25 Jahren konzipiert.

 Frank Mella vor dem Cäsarius von Heisterbach in Oberdollendorf, wo der Börsenexperte zu Hause ist.

Frank Mella vor dem Cäsarius von Heisterbach in Oberdollendorf, wo der Börsenexperte zu Hause ist.

Foto: Frank Homann

Mella war damals Redakteur der Börsen-Zeitung. Um die Entwicklung des Indexes hatte ihn sein damaliger Chef gebeten. In den achtziger Jahren gab es in Frankfurt nämlich eine Reihe von Indizes, die aber alle nur einmal am Tag und erst nach Handelsschluss berechnet wurden. Mella übernahm die Berechnungsgrundlage des Hardy-Indexes, benannt nach einer ehemaligen Frankfurter Privatbank.

Eine seiner zukunftsweisenden Ideen war dabei die Dividendenzahlungen in die Berechnung des Dax einzubeziehen. Dadurch zeichnet der Index nicht nur die Wertsteigerung der Aktien nach, sondern auch die Kapitalvermehrung durch Dividenden. Das ist heute weltweit üblich.

Darüber hinaus hat er empfohlen, den Index so zu konzipieren, dass er zur Grundlage für Termingeschäfte werden konnte. Und damit war Mella einem Finanztrend auf der Spur: Börsentermingeschäfte kamen zu der Zeit erst in Mode und wurden in Deutschland erst drei Jahre später gesetzlich verankert. 1990 eröffnete mit der Deutschen Terminbörse der erste professionelle Derivatemarkt im Land.

[kein Linktext vorhanden]Bei der Frankfurter Börse gehörte Mella zu den Gründungsmitgliedern des Arbeitskreises Aktienindizes. Dieses Gremium ist heute noch verantwortlich für die Aufnahme eines Wertes in den Dax. Für seine Entwicklung bekam Mister Dax bereits 1995 das Bundesverdienstkreuz.

Das Börsengeschehen war vor 25 Jahren noch gemächlicher. "Wir sind früher tatsächlich noch in den Handelssaal gegangen, um die Kurstafeln abzuschreiben", erinnert er sich an seine Zeit als Börsenberichterstatter. Heute könne jeder über das Internet in Sekundenbruchteilen die notwendigen Informationen beschaffen. Während Privatanleger früher eine Order persönlich bei der Bank abgeben mussten oder zumindest zum Telefon griffen, sei heute die Spekulation per Computer völlig üblich.

Das Börsengeschehen betrachtet Mella heute vom Fuße des Siebengebirges aus in aller Ruhe. Privat legt er sein Geld am liebsten in Indexfonds an: Exchange-traded funds (ETF) auf den Dax lassen ihn beruhigt schlafen. "Ich habe nicht mehr die Energie, den Dax zu übertreffen." Allerdings beobachtet er das Börsengeschehen genau und hat die Termine von Höchst- und Tiefstständen im Kopf.

Er war früh klar, dass sich Mella einmal derart intensiv mit der komplizierten Lebenswelt Börse auseinandersetzen würde. Bereits mit 15 Jahren kaufte der Schüler am Oberkasseler Ernst-Kalkuhl-Gymnasium erste Anleihen. "Doch das war mir schnell zu langweilig." Also stieg der Jung-Broker auf Aktien um. Einige Jahre später begann Mella, Volkswirtschaft zu studieren. "Das habe ich eigentlich nur gemacht, um mehr von der Börse zu verstehen." Aber wie das so ist mit Theorie und Praxis - die Frage, ob er nach seinem Studium mehr von Aktien und Anleihen verstand, beantwortet er klipp und klar: "Nein, denn Finanzmärkte kamen als Lehrfach damals überhaupt nicht vor".

Mellas Hobbys sind heute die Ahnenforschung und das Reisen. Letztere Leidenschaft führte ihn 2012 nach Australien, dieses Jahr steht noch Patagonien auf dem Programm. Sorgen, dass er auf Reisen Börsenentwicklungen nicht mitbekommen könnte, macht er sich nicht mehr. Dass die US-Notenbank jetzt einen schrittweisen Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik angekündigt hat, lässt ihn kalt: "Die Nervosität der Börsen halte ich für übertrieben."

Info: Wer mehr darüber nachlesen will, wie der Dax entstand und wie Statistiken rund um den Index ausfallen, kann das unter www.frank-mella.de tun.

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