In eigener Sache "Das passt gut zusammen"

BONN/ Düsseldorf · Nach der Übernahme des General-Anzeiger durch die Rheinische Post äußert sich Johannes Werle, Geschäftsführer der Rheinischen Post Mediengruppe, zur Zukunft des GA.

 Das Haupthaus des Bonner General-Anzeiger in Bonn-Dransdorf.

Das Haupthaus des Bonner General-Anzeiger in Bonn-Dransdorf.

Foto: GA

Seit dem 1. Juni ist die Rheinische Post Mediengruppe Eigentümerin des General-Anzeigers. Mit Geschäftsführer Johannes Werle sprach GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.

Die Rheinische Post Mediengruppe hat den General-Anzeiger übernommen. Was ändert sich für die Leser?

Johannes Werle: Die Abonnenten und Leser bekommen den Bonner General-Anzeiger selbstverständlich weiterhin in der ihnen bekannten Form und Qualität. Geändert hat sich die Eigentümerstruktur der Bonner General-Anzeiger-Gruppe. Dies hat keine Auswirkung auf die Chefredaktion der Zeitung oder die Geschäftsführung. Sie bleiben unverändert.

Die Verlagsgruppe der Rheinischen Post ist deutlich größer als der Bonner General-Anzeiger. Bleibt der General-Anzeiger ein eigenständiger Zeitungstitel?

Werle: In der Tat ist die Rheinische Post Mediengruppe ein breit aufgestelltes Medienhaus mit mehreren Zeitungstiteln, Anzeigenblättern, Digital- und auch Radioaktivitäten. Sämtliche Tageszeitungen der Gruppe zeichnen sich durch Eigenständigkeit aus, da sie den Lesern in ihrer Region die relevanten und interessantesten Inhalte anbieten möchten. Das gilt für den Bonner General-Anzeiger genauso wie für die Rheinische Post selbst oder für Saarbrücker Zeitung und Trierischen Volksfreund.

Bleibt der Name erhalten?

Werle: Der General-Anzeiger existiert seit über 125 Jahren. Er ist bekannt und geschätzt bei Lesern und Anzeigenkunden. Es würde weder publizistisch noch wirtschaftlich Sinn machen, eine solch starke Marke aufzugeben.

Wird die Zeitung weiter in Bonn produziert?

Werle: Die technische Produktion, also der Druck, erfolgt bereits seit zwei Jahren in Koblenz. Die journalistische Arbeit bleibt aber weiterhin in Bonn, also direkt im Verbreitungsgebiet der Zeitung. Generell muss die Redaktion einer guten Regionalzeitung "vor Ort", nah an ihren Lesern sein. Sie muss die Themen kennen, die die Menschen in der Stadt und im Kreis bewegen und über die gesprochen wird.

Der General-Anzeiger ist in der Region stark verankert. Wird es bei Ansprechpartnern vor Ort bleiben?

Werle: Ja.

Geht es um eine Sanierung des Verlages?

Werle: Die Bonner General-Anzeiger-Gruppe ist sicherlich kein Sanierungsfall. Aber die Vergangenheit zeigt, dass auch immer wieder Veränderungen notwendig waren, um den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens abzusichern. Das wird auch in Zukunft so sein, gilt aber für alle Unternehmen, nicht nur für den General-Anzeiger.

Die Zeitungsbranche ist mitten in einem Strukturwandel. Was hat sie bewogen, zu investieren und den General-Anzeiger zu kaufen?

Werle: Wie schon gesagt, ist der General-Anzeiger eine bestens etablierte Zeitung mit einer guten Marktposition. Wir glauben daran, dass regionale Medien auch in Zukunft gute Perspektiven haben, da sowohl Leser als auch Anzeigenkunden großes Interesse an ihrer Heimat haben. Im Verbund mit einer großen und stabilen Gruppe können dann auch Zukunftsinvestitionen zum Beispiel in neue, digitale Formate leichter bewältigt werden.

Hat die Lokalzeitung langfristig eine Chance gegen die digitalen Medien und die Umsonst-Kultur?

Werle: Ja. Sie muss sich aber immer wieder auf die Bedürfnisse und Interessen ihrer Leser einstellen. Das beginnt bei den Inhalten, geht über die Bildsprache bis zur Grafik und schließlich hin zur Darreichungsform. Wie im Buchmarkt auch werden die Leser zukünftig sowohl gedruckte als auch zunehmend digitale Zeitungen konsumieren.

Welche Chancen sehen Sie regional in den digitalen Medien?

Werle: Vor allem im digitalen Vertrieb, also der Zeitung als E-paper, liegen Wachstumspotenziale. Dies belegt auch ein Blick auf manche Titel in anderen Regionen Deutschlands oder internationale Medienmärkte.

Schöpfen die Verlage diese Möglichkeiten schon ausreichend aus?

Werle: Da gibt es heute signifikante Unterschiede. Unser Anspruch ist es, zur Spitzengruppe in Deutschland zu gehören.

Warum passen General-Anzeiger und Rheinische Post nach ihrer Einschätzung gut zusammen?

Werle: Journalistisch verfügen beide Häuser über große Seriosität und ein gemeinsames Qualitätsverständnis. Neben der Tageszeitung sind die Häuser aber auch bei Anzeigenblättern und im lokalen Rundfunk engagiert. Das passt unternehmerisch sehr gut zusammen.

Warum ist Bonn für Sie ein guter Ort, um in eine Zeitung zu investieren?

Werle: Bonn ist eine der dynamischsten Städte in Deutschland. Die Stadt wächst, verfügt über eine kaufkräftige Einwohnerschaft und eine gute Mischung aus mittelständischen Unternehmen und Konzernen. Das sind gute Rahmenbedingungen, um nachhaltig erfolgreich im regionalen Mediengeschäft tätig zu sein.

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