Zukunft der Kommunikation Cloud-Tag bei der Telekom in Bonn

Bonn · Die Auslagerung von Speicher- und Rechenleistungen ins Netz befeuert die Geschäftsideen von Unternehmen.

 Milliardenschwerer Markt: Beim Cloud Computing will die Telekom vorn mitmischen.

Milliardenschwerer Markt: Beim Cloud Computing will die Telekom vorn mitmischen.

Foto: dpa

Die Deutsche Telekom hat Zehn- bis 16-jährige gefragt, wie sie sich die Zukunft der Telekommunikation vorstellen. Handys wird es nicht mehr geben, war die einhellig Antwort der Jugendlichen. Die virtuelle Welt wird mit der realen stärker zusammenwachsen. Die Jugendlichen erwarten, dass sie über Brillen und Kontaktlinsen die Informationen erhalten, die sie heute über das Smartphone abrufen. „Die Rechenleistung dafür muss im Netz stattfinden, sonst muss der Nutzer zur Brille auch einen Rucksack mit Computer tragen“, sagte Telekom-Innovationschef Christian von Reventlow am Mittwoch auf dem Cloud-Tag in Bonn. Sinnvolle Anwendungen für das Cloud Computing lassen sich zahlreich finden. Cloud-Lösungen sind externe Speicherplattformen, auf die Unternehmen und Privatpersonen ihre Daten auslagern können.

Dokumente und Daten, Fotos und Filme muss man nicht mehr unbedingt auf der Festplatte mobiler Geräte oder des Computers zu Hause bearbeiten und speichern. Sie können auf entfernte Server, also in die Cloud, ausgelagert werden. Besonders für Nutzer von Smartphones und Tablets sind solche Dienste sinnvoll, um auf ihren Geräten Speicherplatz zu sparen. Außerdem ermöglicht das zentrale Speichern von Dokumenten einen Zugriff von verschiedenen Standorten aus.

Digitales Einkaufsererlebnis

Auch für Unternehmen wie Rewe spielt Cloud Computing eine immer größere Rolle. Bei Rewe digital sind alle Online-Aktivitäten der Handelskette gebündelt, berichtete Julia Martin, Projektmanagerin für Softwareentwicklung bei Rewe Digital. 600 Mitarbeiter arbeiten in Köln für die Digitalsparte sowie 1700 Fahrer und Kommissionierer. Damit das digitale Einkaufen reibungslos klappt, setzt man bei Rewe auf eine Multi-Cloud: Rewe nutzt Dienstleistungen von verschiedenen Firmen.

Es geht nicht nur um die Online-Bestellung von Lebensmitteln, sondern auch Kundenrückfragen oder den richtige Zeitpunkt für die SMS, die mitteilt, wann der Lieferant vor der Tür steht. Für den Kunden solle das ganzheitliche Einkaufserlebnis im Vordergrund stehen, erläutert Martin. Im Hintergrund hat Rewe Digital alle Prozesse in einzelne Module zerlegt, an deren Verbesserung bis zu 30 IT-Teams gleichzeitig arbeiten. „Ohne Cloud wäre das gar nicht möglich“, erläuterte Martin.

Entwicklung für Forscher

Auch für Forscher beginnen Clouds eine immer größere Rolle zu spielen. Ihre Bedürfnisse an Rechenkapazität und Speicherleistung steigen stark an. Andreas Petzold vom Karlsruher Institut für Technologie sieht den Bedarf an Rechenleistung für seine Zunft binnen zehn Jahren um den Faktor zehn bis zwölf steigen. Mit finanzieller Unterstützung der EU ist ein Projekt gestartet worden: Die Europäische Cloud soll bestehende Infrastrukturen miteinander vernetzen. Europa gehört zu den weltweit größten Produzenten wissenschaftlicher Erkenntnisse. Forscher können die gewaltigen Mengen an Daten aufgrund zersplitterter Infrastrukturen kaum nutzen. Drei Konsortien, so Petzold, arbeiten parallel an der Entwicklung der Forschungscloud, an zwei davon ist die Telekom-Geschäftskundensäule T-Systems beteiligt.

Die Telekom will zu den führenden Cloud-Anbietern Amazon, Microsoft und Google aufsteigen. Der Bonner Konzern stellt riesige Server-Kapazitäten zur Verfügung Auf dem lukrativer Zukunftsmarkt werden heute schon Milliarden umgesetzt. Und die Telekom möchte ganz vorn mitmischen. Die Deutsche Telekom erweitert deshalb gerade das Rechenzentrum in Biere im Bundesland Sachsen-Anhalt. Wichtigstes Werbeargument der Bonner: Die Daten bleiben in Deutschland.

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