Bundeskunsthalle Bonner Wirtschaftstalk über die Kunst der Menschenführung

BONN · Beim Bonner Wirtschaftstalk sprach Moderator Jörg Thadeusz mit seinen Gästen über die Kunst der Menschenführung. Alle waren sich einig: Patriarchale Führungsmethoden haben keine Zukunft mehr.

Je besser die Führungskraft, umso leistungsfähiger sind die Mitarbeiter. Auf diesen Nenner lässt sich ein arabisches Sprichwort bringen, mit dem der bekannte TV- und Radiomoderator Jörg Thadeusz den 31. Bonner Wirtschaftstalk zum Thema „Menschenführung in der Wirtschaft“ in der Bundeskunsthalle einleitete: „Ein Heer von Schafen, das von einem Löwen geführt wird, schlägt ein Heer von Löwen, das von einem Schaf geführt wird.“ Aus dem Kreis der vier Gesprächsgäste gab es für diese Weisheit keinen Widerspruch.

Allerdings, so die Business-Coachin und Autorin Regina Först, sei dies in der Realität längst nicht immer der Fall: „90 Prozent des Potenzials der Menschen liegt brach. Das trifft auch auf Führungskräfte zu.“ Als Beispiel für eine oftmals gute funktionierende Zusammenarbeit zwischen Anführer und Gefolge nannte die Unternehmensberaterin Sportmannschaften. „Island war bei der Fußball-EM 2016 nicht die beste Mannschaft, wurde aber vom Teamgeist getragen. Die Wirtschaft hat in diesem Punkt noch viel Luft nach oben“, sagte Först.

„Ich muss meine Spieler nicht lieben"

Wie wichtig eine gute Chemie in einem Team ist, davon konnte Michael Wichterich, Manager des Basketball-Bundesligisten Telekom Baskets Bonn berichten. Auf die Frage, wie man ein gut funktionierendes Team zusammenstelle, antwortete Wichterich: „Es ist ganz wichtig, die Charaktere der Spieler zu ergründen. Viele Teams schauen bei Neuzugängen aber nur auf die Statistiken.“ Während Först meinte, Menschen in Führungspositionen müssten ihre Mitarbeiter mögen, wenn nicht sogar lieben, sagte Wichterich: „Ich muss meine Spieler nicht lieben – und sie mich auch nicht.“ Vielmehr stehe für ihn der Respekt voreinander im Mittelpunkt und die Bereitschaft, auch bei Misserfolgen als Team aufzutreten.

Einig war sich die Gesprächsrunde darin, dass patriarchale Führungsstrukturen keine Zukunft mehr haben. Zwar würden Mitarbeiter klare Ansagen bevorzugen, sagte Först, doch zugleich sei eine spürbare Wertschätzung bei der Beurteilung des Geleisteten wichtig. Und Marco Westphal, Arbeitsdirektor bei den Stadtwerken Bonn, meinte: „Kritik muss im Dialog geäußert werden. Die Kunst der Führung ist ein stetiger individueller Bezug.“

Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch, die Mitarbeiter motivieren zu können. „Der größte Demotivator besteht darin, Menschen in ihrer Leistungsfähigkeit zu unterschätzen“, stellte Eric Daum, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Deutsche Telekom Service, klar und ergänzte: „Eine Führungskraft muss nicht die beste Fachkraft sein.“ Först legte Menschen mit Leitungsfunktion zudem nahe, sich an Sportlern zu orientieren: „Führungskräfte müssen es wie Sportler machen – und zwar trainieren.“

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