Entsorgung von Verpackungsmüll Bonner Unternehmen ELS ist pleite

Bonn · Das Bonner Unternehmen ELS sucht einen Investor. Es ist das erste duale System, das in derartige Schwierigkeiten gerät. Aber auch Wettbewerber stehen unter Druck.

 Gelbe Säcke stehen an einem Grundstück zur Abholung bereit. Das Bonner Unternehmen ELS sammelt bundesweit den Verpackungsmüll, zusammen mit neun anderen dualen Systemen.

Gelbe Säcke stehen an einem Grundstück zur Abholung bereit. Das Bonner Unternehmen ELS sammelt bundesweit den Verpackungsmüll, zusammen mit neun anderen dualen Systemen.

Foto: picture alliance / Patrick Pleul

Nach dem ersten Insolvenzantrag eines Anbieters des dualen Systems in Deutschland ist die Abholung von Verpackungsmüll nach Angaben des zuständigen Rechtsanwalts gesichert. „Die Entsorgung der Abfälle ist zu keinem Zeitpunkt gefährdet“, sagte der Sanierungsexperte und Sachwalter Rüdiger Weiß der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf.

Es geht um die Europäische Lizenzierungssysteme GmbH (ELS) mit Sitz in Bonn, die Mitte März beim Amtsgericht Antrag auf Sanierung in Eigenverwaltung gestellt hatte. ELS ist eins von zehn dualen Systemen in Deutschland, die im Auftrag des Handels und der Hersteller die Entsorgung von Verpackungsabfall organisieren. Das bekannteste System ist der Grüne Punkt.

ELS ist nun das erste dieser Unternehmen, das in die Insolvenz gerutscht ist. Es hatte zuletzt einen Marktanteil von etwa sechs Prozent. Das heißt, dass es in sechs Prozent der deutschen Sammelgebiete die sogenannte Ausschreibungsführerschaft hat – dort vergibt es Aufträge an Müllabfuhren. ELS ist bundesweit vertreten. Weiß ist zuversichtlich, dass das Unternehmen einen Investor findet. Als Sachwalter begleitet er nun die Firma, die aber weiter vom Management geführt wird. Die Perspektiven des Unternehmens seien gut, sagte der Jurist.

Schon vor dem Insolvenzantrag habe es Übernahmegespräche gegeben, sagte Weiß. Als sich die Verhandlungen verzögerten, musste der Insolvenzantrag gestellt werden – nun würden die Gespräche weitergeführt. Wer zu den Interessenten zählt, wollte der Anwalt nicht sagen.

Möglicherweise gehört der Entsorgungsriese Remondis aus Lünen dazu: Der größte deutsche Recyclingkonzern mit einem Jahresumsatz von zuletzt gut sechs Milliarden Euro hatte in den vergangenen Monaten Branchenkreisen zufolge eine Übernahme des Grünen Punktes angestrebt. Die Gespräche hatten sich dann aber doch zerschlagen – auch wegen kartellrechtlicher Bedenken.

ELS ist deutlich kleiner als der Grüne Punkt und dessen Firma Duales System Deutschland (DSD) mit Sitz in Köln, deren Marktanteil 2016 bei schätzungsweise 50 Prozent lag. ELS kam 2017 nach eigenen Angaben mit 31 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 82 Millionen Euro. ELS gehört zur Bonner Finanzholding Ascon, deren andere Tochterfirmen ebenfalls in der Abfallbranche tätig sind.

Die dualen Systeme sind schon seit langem unter Druck. Sie werden von Handelskonzernen oder Lebensmittelerzeugern für die Abholung des Abfalls bezahlt. Damit beauftragen die Anbieter wiederum Müllabfuhren. Das Problem: Diese Betriebe sammeln bisweilen mehr Abfall ein, als von den Handelsfirmen und Lebensmittelfirmen bezahlt wird. „Seit es duale Systeme gibt, gibt es Trittbrettfahrer“, erklärt ELS-Sprecherin Angela Emons. Viele Firmen ließen ihre Verpackungen zwar entsorgen, allerdings ohne dafür zu bezahlen und einen Lizenzvertrag mit einem der Anbieter zu schließen, wie es der Gesetzgeber vorgegeben hat. „So entsteht eine Schere“, sagt Emons. Das sei zwar bei den Wettbewerbern ähnlich, ELS als kleineren Anbieter treffe das allerdings besonders hart.

Das größte System Grüner Punkt hatte bereits vor Jahren eine Deckungslücke in Millionenhöhe. Um den Grünen Punkt zu retten, schoss der Einzelhandel am Ende 20 Millionen Euro zu. (mit Material von dpa)

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