Eigene Suchmaschine Bonner Unternehmen Alpha9 will Google Kunden abjagen

Bonn · Mit eigenem Konzept bringt das Bonner Unternehmen Alpha9 eine regionale Suchmaschine auf den Markt. Bei auskunft.de bezahlen Nutzer ab Februar für die Überlassung ihrer Daten in der Kryptowährung Stellar Lumens - und dürfen über ihre Daten selbst entscheiden.

 Geschäftsführer Fabian Brüssel zeigt ein Bezahlterminal für Kryptowährungen.

Geschäftsführer Fabian Brüssel zeigt ein Bezahlterminal für Kryptowährungen.

Foto: Sachsenröder

Die Alpha9 Marketing GmbH & Co. KG hat sich keinen einfachen Gegner ausgesucht. Ausgerechnet mit dem Weltmarktführer Google will es das Bonner Unternehmen aufnehmen. Mit seiner Suchmaschine „auskunft.de“ sieht sich Alpha9 als regionale Alternative zur US-Datenkrake. Vor allem Informationen über lokale Geschäfte und Dienstleistungen sollen hier zu finden sein – allerdings zu anderen Bedingungen als beim US-Konzern.

„Wir haben einen anderen Blick auf personenbezogene Daten“, sagt Alpha9-Geschäftsführer Fabian Brüssel. Während die großen US-Internetriesen wie Google, Facebook und Whatsapp sich ihre gebührenfreien Dienste mit den Daten der Nutzer bezahlen lassen, biete die Bonner Suchmaschine Auskunft.de zwei Varianten an: Entweder der Nutzer bleibe anonym und seine Daten werden nicht weiterverkauft, oder er stimme einer Datennutzung zu und erhalte dafür ab Februar eine Entschädigung in der Kryptowährung Stellar Lumens (siehe Infokasten). „Diesen Service starten wir im Februar über unsere App“, kündigt Brüssel an. Wer Bewertungen oder Fotos von lokalen Unternehmen bei der Suchmaschine einstellt, erhält umgerechnet rund sieben Cent. Die kann er auf sein Konto gutschreiben und in Euro umtauschen, wenn er bei einer entsprechenden Währungsbörse angemeldet ist. Wer das nicht möchte, könne die Kryptowährung auch direkt an eine wohltätige Organisation spenden, so Brüssel: „Wir wollen einen ehrlichen Umgang mit Nutzerdaten.“

Bisher ist die Entwicklung der Suchmaschine vor allem ein immenser Aufwand. 21 Mitarbeiter beschäftigt Alpha9. Für die notwendige Finanzierung sorgen die Eigentümer, drei Adressbuchverlage, darunter der Kölner Greven Medien. Für sie ist „Auskunft.de“ ein Versuch, das angestammte Geschäft mit Telefonbuch und Gelben Seiten ins Internet-Zeitalter zu übertragen. „Es geht um eine langfristige Investition und kein schnelllebiges Startup“, sagt Brüssel. So seien die Umsätze (einstelliger Millionenbetrag aus Anzeigen) zwar niedrig, die Ziele aber hoch gesteckt: In fünf Jahren will Auskunft.de die führende regionale Suchmaschine in Deutschland werden. Den Anfang macht das Unternehmen in Bonn. Hier läuft die Suchmaschine bereits mit nach Unternehmensangaben 10 000 neu registrierten Unternehmen monatlich. Die selbst entwickelte Software fischt zum einen Informationen wie Öffnungszeiten aus dem Internet und aktualisiert sie laufend. Zum anderen können Unternehmen kostenlos ihre Daten für die Suche zur Verfügung stellen. „Auch für kleine Unternehmen ist es enorm wichtig, im Internet zumindest gefunden zu werden“, sagt Brüssel. Leider sei diese Erkenntnis noch nicht ausreichend verbreitet. Bonns Pläne zum Aufbau einer „Smart City“ mit besonders vielen internetbasierten Dienstleistungen seien für Auskunft.de besonders interessant, so Brüssel. Laufe das System hier, soll es auf andere Regionen ausgeweitet werden.

Das in Österreich produzierte Zahlungsgerät für die Kryptowährung, mit dem Kunden die Stellar Lumens bei Händlern einlösen könnten, bleibt bisher allerdings noch ein Ansichtsexemplar auf dem Konferenztisch von Alpha9. „Deutschland hinkt bei der Zulassung anderen Ländern hinterher“, sagt Brüssel. Wenn sich die Investition in die Zukunft auszahlt, können Verbraucher in Zukunft mit selbst verdienten Lumens ihren Kaffee in Bonn bezahlen, statt Google kostenfrei ihre Suchdaten zu überlassen.

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