Telekom verstärkt sich in den Niederlanden Bonner Telekom übernimmt das niederländische Geschäft

Bonn · Die Telekom übernimmt das niederländische Geschäft des kleineren Konkurrenten Tele2. Jetzt soll der Markt des nördlichen Nachbarn aufgerollt werden.

Die Deutsche Telekom geht in den Niederlanden in die Offensive. Mit der Übernahme des kleineren Konkurrenten Tele2 will der Bonner Konzern zu den größeren Konkurrenten KPN und Vodafone Ziggo aufschließen, die den Markt beim nördlichen Nachbarn beherrschen. Mit dem Erwerb von Tele2 hat die Telekom dort auch ein Festnetz.

Die Telekom und Tele2-Group haben eine Vereinbarung geschlossen, nach der die Telekom-Tocher T-Mobile NL das niederländische Geschäft der schwedischen Tele2-Group für eine Beteiligung an der dann vergrößerten T-Mobile NL zuzüglich einer Barzahlung erwirbt. Nach Wirksamwerden der Übernahme wird Tele2 einen Anteil von 25 Prozent an der vergrößerten T-Mobile NL sowie eine Barzahlung von 190 Millionen Euro erhalten. Die Telekom wird über 75 Prozent der Anteile an T-Mobile NL verfügen und ein Gesellschafterdarlehen von 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Die Übernahme in den Niederlanden kommt nicht unerwartet, da Telekom-Chef Tim Höttges bereits im November erklärte, dafür offen zu sein.

„Wir haben gerade erst begonnen, den niederländischen Markt aufzurollen“ sagte Thorsten Langheim, Leiter des Segments Group Development der Deutschen Telekom, zu dem auch T-Mobile NL gehört. Durch diese Transaktion entstehe ein schlagkräftiger Wettbewerber, der das Duopol aus KPN und Vodafone Ziggo nachhaltig attackieren könne. Größenvorteile, die verbesserte Ausstattung mit Mobilfunk-Lizenzen und Synergiepotenziale sollen genutzt werden. Der frühere Staatsmonopolist KPN kommt in den Niederlanden auf einen Marktanteil von rund 43 Prozent und das Gemeinschaftsunternehmen von Vodafone und Liberty, Ziggo, auf 30 Prozent. Gemeinsam mit Tele2 dürfte T-Mobile NL künftig etwa bei 26 Prozent liegen.

In den Niederlanden soll Kehrwende eingeleitet werden

Für die Telekom ist es der erste expansive Schritt nach dem Rückschlag in den USA, wo die Fusionsgespräche zwischen T-Mobile US und dem Wettbewerber Sprint abgebrochen wurden. In den Niederlanden soll eine ähnliche Kehrtwende wie vor einigen Jahren in den USA eingeleitet werden. Dort ist Tochter T-Mobile US mit aggressiven Methoden wie hohen Rabatten erfolgreich und erzielt satte Gewinne.

„Wir werden die Branche nachhaltig umkrempeln“ , sagte Søren Abildgaard, Chef von T-Mobile NL. Mit dem gemeinsamen Unternehmen werde man effektiver mit den beiden Platzhirschen konkurrieren können. Der Erwerb von Tele2 NL und die Stärkung der Position bei konvergenten Angeboten aus Festnetz und Mobilfunk sei Teil einer langfristig ausgerichteten Strategie der Telekom.

Wie in den USA hat die Telekom nach Jahren des Kunden- und Umsatzschwunds in den Niederlanden hohe Investitionen in den Netzausbau getätigt. Durch das Zusammengehen des Kabelbetreibers Ziggo mit der niederländischen Tochter von Vodafone nahm der Konkurrenzdruck zuletzt erneut zu. Im vergangenen Jahr hatte die Telekom noch einen Verkauf des Geschäfts in den Niederlanden geplant, aber niemanden gefunden, der bereit war, den geforderten Preis zu zahlen.

Das künftige Gemeinschaftsunternehmen soll einen Umsatz von rund zwei Milliarden Euro erzielen sowie rund 4,3 Millionen Mobilfunk-Vertragskunden haben. Die jährlichen Synergiepotenziale werden von der Telekom ab dem dritten Jahr auf rund 150 Millionen Euro veranschlagt.

Vor dem Abschluss werden die Funktürme und Antennenstandorte aus der T-Mobile NL in eine separate Gesellschaft eingebracht. Deren Eigentum liegt vollständig beim Bonner Konzern.

Die Vereinbarung muss noch von den Wettbewerbsbehördengenehmigt werden, was durchaus nicht als Selbstläufer gilt. Die Verfahren sollen in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres abgeschlossen werden.

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