Bonner Standort von Aleris bleibt bestehen

Trotz Insolvenz des US-Mutterkonzerns ist Werk nicht betroffen - Kurzarbeit für 440 Mitarbeiter

Bonner Standort von Aleris bleibt bestehen
Foto: Barbara Frommann

Beachwood/Bonn. Finanzielle Engpässe und ein massiver Absatzeinbruch haben dem US-Aluminiumkonzern Aleris so zugesetzt, dass das Unternehmen in den USA Konkurs anmelden musste.

Die amerikanische Konzernmutter des Aleris-Werks im Bonner Norden beantragte am Donnerstag Abend Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des amerikanischen Insolvenzrechts. Die deutschen Standorte des Konzerns seien von dieser Entscheidung nicht betroffen, betonte am Freitag Phoebe Kebbel, Sprecherin von Aleris Europe.

Die Aleris-Gesellschaften in Europa, Asien, Südamerika und Kanada seien vom Antrag auf Gläubigerschutz ausdrücklich ausgenommen. In Europa verfüge man über ausreichende Liquiditätsreservern, sagte der Präsident von Aleris Europe, Roeland Baan, am Freitag.

Alle Werke produzierten weiter, und für Lieferanten, Kunden sowie Mitarbeiter in Europa werde sich durch den Antrag des Mutterkonzerns nichts ändern. Dies sicherte auch der Bonner Werkleiter Walter Engelmann zu. Am Standort Bonn arbeiten rund 440 Menschen.

Der US-Konzern, der weltweit 8 400 Mitarbeiter beschäftigt und dem Finanzinvestor TPG (früher Texas Pacific Group) gehört, stellt Aluminiumteile für den Fahrzeugbau, die Bauindustrie, aber auch für Flugzeuge, Züge und Container her.

Aleris in Zahlen Von Januar bis September 2008 erreichte Aleris weltweit einen Umsatz von 4,9 Milliarden Dollar und wies einen operativen Gewinn von 253 Millionen Dollar aus. Neuere Zahlen liegen nicht vor. 2007 lag der Umsatz bei insgesamt rund sechs Milliarden Dollar. Zum 30. September 2008 standen einer Bilanzsumme von 4,9 Milliarden Dollar Verbindlichkeiten in Höhe von 4,2 Milliarden Dollar gegenüber.Ab dem vierten Quartal 2008 sei jedoch vor allem in der Automobil- und Bausparte die Nachfrage dramatisch eingebrochen, so die Firmensprecherin. Hinzu kamen sinkende Aluminiumpreise, wodurch einerseits die Lagerbestände abgewertet wurden und andererseits die Forderungen gegenüber den Kunden an Wert verloren.

Folge: Die Banken kürzten aufgrund der Neubewertung und der bestehenden Schuldenlast die Kreditlinien. Den finanziellen Engpass soll der Gläubigerschutz überwinden helfen. Das Management, das anders als nach deutschem Insolvenzrecht in den USA im Konkursfall weiter im Sattel bleibt, handelte nach eigenen Angaben inzwischen eine Kreditlinie von 1,975 Milliarden Dollar aus, um die laufenden Geschäfte während der Sanierung finanzieren zu können.

Davon sind bis zu 180 Millionen Dollar für Aleris Europe vorgesehen. Vorstandschef Steven J. Demetriou kündigte eine Restrukturierung an, die die Wettbewerbsfähigkeit langfristig "auf eine stabilere Grundlage stellt". Beim Betriebsrat des Bonner Aleris-Werks löste die Nachricht aus den USA keine Besorgnis aus.

"Ich sehe gute Zukunftsperspektiven", sagte Vorsitzender Markus Siegmann. In Bonn werden unter anderem für die Züge von Alstom und Siemens Seitenwände produziert. Diese Sparte laufe "hervorragend", so Siegmann. Außerdem solle in Bonn ein neues Bearbeitungszentrum entstehen.

Kurzarbeit sei jedoch seit Februar für knapp 100 Mitarbeiter angeordnet, die für die Autobranche produzieren. Nach Firmenangaben mussten zudem 26 Mitarbeiter mit Zeit- oder Leiharbeitsverträgen gehen. Aktuell sei in Bonn kein weiterer Personalabbau geplant, sagte Kebbel. Allerdings könnten weitere Anpassungen nicht ausgeschlossen werden, wenn sich die Wirtschaftskrise verschärfe.

Der US-Finanzinvestor TPG hatte Aleris 2006 für 3,3 Milliarden Dollar übernommen und von der Börse genommen. Kurz zuvor hatte der britisch-niederländische Corus-Konzern das Bonner Werk an Aleris verkauft.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Das Erbe der Heuschrecken"

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