Bonner Konzern entwickelt Plan zur Sanierung des US-Expressgeschäfts

Raus aus tiefroten Zahlen: Schlankere Strukturen am Boden, Partner in der Luft

Bonner Konzern entwickelt Plan zur Sanierung des US-Expressgeschäfts
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Bonn. Die Erleichterung stand Post-Chef Frank Appel ins Gesicht geschrieben. "Das ein ganz besonderer Tag für uns", sagte er am Mittwoch kurz nach einem Sitzungsmarathon in Vorstand und Aufsichtsrat des Bonner Konzerns.

Die Gremien hatten eben beschlossen, worauf im Post-Tower seit Monaten fieberhaft hingearbeitet wird: eine Lösung für das tief in den roten Zahlen steckende US-Expressgeschäft des Logistik-Riesen. Seit 2003 sind dort Verluste angefallen, die mal mit fünf, mal mit sieben Milliarden Euro beschrieben werden. Der Konzern gibt dazu keine genaue Auskunft. Ein Sanierungsprogramm, das bis zu zwei Milliarden Dollar kosten könnte, soll die Verluste nun bis 2011 deutlich zurückfahren.

"Es ist ein realistischer, umfassender und radikaler Plan", kündigte Appel vor Journalisten in Bonn und per Video-Konferenz in den USA an. Er sieht nach Angaben der Post vor, die Lufttransporte von DHL-Express-Sendungen innerhalb Nordamerikas in Zukunft vom Erzrivalen UPS erledigen zu lassen. Eckpunkte für eine Zusammenarbeit gibt es schon, Details müssen noch ausgehandelt werden. Der Vertrag soll zunächst zehn Jahre laufen. Die Post wird jährlich eine Milliarde Dollar an UPS zahlen.

Für die Sanierung verabschiedet sich die Post außerdem von ihrem ambitionierten Ziel, den amerikanischen Marktführern UPS und Fedex ernsthaft Konkurrenz zu machen. Um Kosten zu sparen, soll das Transportnetz am Boden, das weiterhin von der Post-Tochter DHL betrieben wird, deutlich verschlankt werden. So soll etwa die Zahl der Standorte um 34 Prozent reduziert werden. Aufträge aus weniger dicht besiedelten Gebieten sollen künftig nicht mehr automatisch angenommen werden.

Der staatliche Konzern US Postal Service wird DHL bei der Auslieferung "auf der letzten Meile" unterstützen. Durch die Sparmaßnahmen am Boden werden nach Angaben von DHL-Express-Chef John Mullen zwischen 1 500 und 1 800 der rund 40 000 Jobs wegfallen. Wieviele Mitarbeiter bei den zwei für die Post derzeitig tätigen Luftfrachtunternehmen gehen müssen, konnte Mullen am Mittwoch nicht sagen.

Bis 2011 will die Post mit dem Programm rund eine Milliarde Dollar einsparen. Zunächst aber bleibt die Sparte tief in den roten Zahlen. Für das laufende Jahr erwartet die Post im US-Geschäft einen Verlust von 1,3 Milliarden Dollar. 2009 soll der Verlust auf 900 Millionen Dollar sinken und bis 2011 auf 300 Millionen Dollar. Appel-Vorgänger Klaus Zumwinkel hatte vor einigen Jahren mit milliardenschweren Übernahmen in den USA den heimischen Platzhirschen UPS und Fedex den Kampf angesagt.

Die Probleme mit dem US-Markt begannen 2003, als die Post den US-Expressdienstleister Airborne übernommen hatte. Vor allem Mängel bei der Qualität warfen DHL im Wettbewerb mit UPS und Fedex immer wieder zurück. Die Zusammenlegung der Luftfahrt-Drehkreuze in Wilmington verschärfte die Situation, weil Mängel in der Organisation die Auslieferung beeinträchtigten. Die Anleger an der Börse zeigten sich amn Mittwoch enttäuscht von den Plänen Appels. Die Post-Papiere verloren fünf Prozent und schlossen am Abend bei 20,42 Euro.

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