Bonner Händler hoffen auf "Kaufrausch" zum Saisonende

Start des Sommerschlussverkaufs - Verbraucherschützer bemängeln Irreführung der Kunden bei vereinzelten Rabattaktionen im Vorfeld - "Preise besonders kritisch vergleichen"

Bonner Händler hoffen auf "Kaufrausch" zum Saisonende
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Bonn. Die Einzelhändler setzen in den am Montag beginnenden Sommerschlussverkauf hohe Erwartungen: Ein "spektakuläres Rabattfeuerwerk" kündigt der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) an. Der Einzelhandelsverband Bonn Rhein-Sieg Euskirchen hofft nach Worten seines Hauptgeschäftsführers Dierk Sessinghaus gar auf einen "Kaufrausch" der Kunden.

Der traditionellen gemeinsamen Rabattaktion zum Saisonende haben die Händler in diesem Jahr allerdings selbst Konkurrenz gemacht. Bis zu 30 Prozent Preisnachlass haben große Kaufhäuser wie SinnLeffers, Kaufhof oder Karstadt ihren Kunden schon lange bevor am Montag die offzielle Schnäppchenjagd eröffnet wird eingeräumt.

Vom Rabatt-Coupon bis zur Reduzierung des gesamten Sortiments - in diesem Jahr haben sich die Einzelhändler gegenseitig darin übertroffen, die unwilligen Käufer anzulocken. Schließlich hat die Branche unter der Konjunkturflaute besonders stark zu leiden. Im Mai 2002 lag der deutsche Einzelhandelsumsatz nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 4,6 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats.

"Die Rabattaktionen im Vorfeld haben den Schlussverkauf nicht überflüssig gemacht", meint HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr. Allerdings räumte der Verbandsvertreter gegenüber dem General-Anzeiger ein: "Dadurch besteht die Gefahr, dass die Preisgestaltung der Händler beim Kunden an Glaubwürdigkeit verliert."

Ob die Rabattaktionen rechtlich zulässig sind, ist zum Teil fraglich. Das Wettbewerbsrecht wertet etwa zeitlich begrenzte Rabatte auf das gesamte Sortiment als "unzulässige Sonderveranstaltungen". Der Bekleidungsfilialist C & A musste für eine solche Aktion Anfang des Jahres eine Million Euro Strafe zahlen. "Nach dem Wegfall des Rabattgesetzes und der Sonderzugabenverordnung vor einem Jahr gibt es derzeit in der Rechtsprechung zu viele Unsicherheiten", kritisiert Pellengahr.

Verbraucherschützer empfehlen den Schnäppchenjägern, in diesem Jahr besonders aufmerksam die vermeintlichen Sonderangebote zu prüfen. "Bei dieser Menge an Preisnachlässen stellt sich die Frage, ob es sich wirklich immer um Sonderangebote handelt", warnt Jürgen Schröder, Jurist bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Er kritisiert, dass bei einigen Rabattaktionen der Kunde in die Irre geführt worden sei. "Da wird etwa ein Preisnachlass auf Sportbekleidung versprochen, Turnschuhe zählen dann aber als angebliche Sportgeräte nicht dazu", nennt Schröder als Beispiel. "Die Beschwerden der Verbraucher häufen sich in diesem Jahr."

Auch die Qualität der reduzierten Produkte sollten Käufer genau unter die Lupe nehmen, rät Schröder. "Die Ware wird zum Teil eigens für den Schlussverkauf angefertigt." Die Händler sprechen dagegen von "vollen Lagern, die geräumt werden müssen". Aufgrund der schleppenden Konjunktur sei Vieles in den Geschäften liegen geblieben, so der Bonner Verbandsgeschäftsführer Sessinghaus weiter.

Zu Beginn der Ferien hätten die Geschäftsleute bereits mehr Kunden in der Stadt verzeichnet. Sessinghaus zuversichtlich: "Wir rechnen damit, dass die Kunden zu Beginn des Schlussverkaufs ihre Kaufzurückhaltung aufgeben."

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