Gründerin aus Bonn Dalia Hasan entwickelt nachhaltige Berufskleidung

Bonn. · Die Bonnerin Gründerin Dalia Hasan bietet nachhaltige Berufskleidung unter anderem für Kliniken und Pflegeheime an

 Ganz grün: Die von der Bonner Gründerin Dalia Hasan angebotene Berufskleidung, besteht fast ausschließlich aus Naturfasern und wird unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt.

Ganz grün: Die von der Bonner Gründerin Dalia Hasan angebotene Berufskleidung, besteht fast ausschließlich aus Naturfasern und wird unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt.

Foto: Benjamin Westhoff

Mal etwas ganz anderes machen – vom beruflichen Neustart träumen viele. Die Bonnerin Dalia Hasan hat es getan, das sichere Einkommen in einem Bonner Großkonzern gegen das Wagnis einer Unternehmensgründung eingetauscht.  Heute sagt Hasan: „Es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe.“ Auch wenn das Geld knapp sei, die Wochenenden oft voll mit Arbeit, „mich macht dieser Weg glücklich“, so die 42-Jährige. Die Geschäftsidee von Green Textile Solutions: Nachhaltige Berufskleidung für die Gesundheitsbranche.

Der Weg zur eigenen Firma führte Hasan über einige Umwege, unter anderem über Indien und die Cook Islands. Denn am Anfang stand für die Bonnerin nur fest: Neun Jahre am Schreibtisch eines Großkonzerns waren genug. „Ich hatte das Gefühl, mich nicht mehr entfalten zu können“, sagt sie. Daher kündigte die studierte Informationsmanagerin ihren Job. Eine Weltreise sollte die Inspiration für ihre berufliche Zukunft bringen. In Indien konnte Hasan bei einer Exkursion einen Einblick in die teils katastrophalen Arbeitsbedingungen der Textilproduktion gewinnen. Ein Ereignis, das sie ebenso nachhaltig prägte wie der Aufenthalt auf den südpazifischen  Cook Islands. „Hier habe ich gesehen, wie der Klimawandel die Existenz ganzer Dörfer durch steigenden Meeresspiegel gefährdet“, erzählt sie. „Überall waren für den Fall eines Hurricanes Fluchtwege ins Inselinnere ausgeschildert.“ Hasans Entschluss während der Reise: Ihr eigenes Unternehmen sollte einen Beitrag zum Erhalt der Umwelt und besseren Arbeitsbedingungen leisten.

Zu den Erlebnissen auf Reisen kam Hasans ganz persönliche Geschichte: Die in Deutschland aufgewachsene Tochter irakischer Flüchtlinge war aus der Familie sowohl mit Textilien als auch mit den Thema Nachhaltigkeit vertraut. „Meine Mutter hat als Kind traditionelle Stoffe bestickt und sich später mit selbstgemachtem Kajalstift aus Walnuss ein Taschengeld verdient“, sagt sie.

Stoffgemisch mit Biobaumwolle

Der Schritt zur nachhaltigen Berufskleidung hatte dann weitaus pragmatischere Gründe: „Ich habe den Markt für Textilien analysiert und bei Geschäftskunden mehr Bedarf als bei Endverbrauchern gesehen“, sagt die Bonnerin. Heute bietet sie ein erstes Sortiment aus Arztkitteln und den Kasack genannten Oberteilen für Pflegekräfte aus einem Stoffgemisch mit Biobaumwolle an. Die speziell entwickelte Textilzusammensetzung soll Körperfeuchtigkeit regulieren und Bakterien abwehren. Stoffe und Kleidung werden bei nach ökologischen und sozialen Anforderungen zertifizierten Partnerfirmen in Indien hergestellt.

Den Vertrieb hat Hasan 2019 nach fast drei Jahren Vorbereitung gestartet. Wie viel mehr als herkömmliche Berufskleidung die nachhaltigen Arbeitskittel kosten, möchte sie auf Nachfrage nicht sagen. Ob die unter chronischem Sparzwang stehenden Unternehmen der Gesundheitsbranche einen Aufschlag zu zahlen bereit sind, ist noch offen.

Doch die aktuellen Entwicklungen geben dem Geschäftskonzept der Bonnerin Rückenwind. „Seit dem Erfolg der Fridays-for-Future-Bewegung und durch den Einfluss von Greta Thunberg ist das Interesse an Nachhaltigkeit in Unternehmen deutlich gestiegen“, sagt sie. „Die Zeit, in der ich für meine Geschäftsidee von potenziellen Geldgebern belächelt wurde, ist vorbei.“

Vor allem die christlichen Träger von Kliniken und Pflegeheimen beschäftigten sich zunehmend mit dem Thema Nachhaltigkeit. Dort  sieht Hasan gute Chancen, ihre Produkte zu verkaufen oder Kooperationspartner zu finden. Noch bestreitet die in Hildesheim aufgewachsene Gründerin ihr Unternehmerdasein vorwiegend aus Eigenmitteln.

Langfristig will Dalia Hasan mit ihren Produkten über die Gesundheits- und Pflegebranche hinaus neue Märkte erobern. Dabei hat sie unter anderem die Hotellerie, den Einzelhandel, aber auch Haftanstalten und die Polizei im Auge. Neben Kleidung soll es nachhaltig produzierte Bettwäsche für Großeinrichtungen geben. Auch Kooperationen mit Wäschereien, die Berufskleidung oft nicht nur reinigen, sondern auch verleihen, sind ein Ziel der Bonnerin. „Es ist ein Milliardenmarkt“, meint die Unternehmensgründerin.

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