Bonner Callcenter meldet Insolvenz an

Pleite trifft 180 Beschäftigte - Mitarbeiter bangen um ihre Löhne - Gewerkschaft kritisiert niederländischen Mutterkonzern

Bonner Callcenter meldet Insolvenz an
Foto: Kohls

Bonn. Das Bonner Callcenter Vanad Contact Centers hat am vergangenen Freitag vorläufige Insolvenz angemeldet. Das bestätigte am Montag ein Gerichtssprecher dem General-Anzeiger. Rund 180 Mitarbeiter sind von der Zahlungsunfähigkeit des Tochterunternehmens der niederländischen Vanad-Gruppe betroffen.

Sie bangen nun um ihre Arbeitsplätze und die anstehenden Lohnzahlungen. Weitere etwa 100 Beschäftigte von Zeitarbeitsfirmen haben bereits in den letzten Wochen das Unternehmen verlassen. Die Geschäftsleitung wollte sich am Montag auf Anfrage nicht zu der Pleite äußern. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Bonner Anwalt Markus Lehmkühler benannt. Er verwies auf die Betriebsversammlung am Dienstag bei Vanad. Die Chancen auf eine Weiterführung des Unternehmens konnte er noch nicht beurteilen, da er erst am Montag die Akten erhalten habe.

Auch der Zeitpunkt, zu dem die Mitarbeiter Insolvenzgeld erhalten, sei noch unklar. Für die Beschäftigten kam das Aus nach Angaben aus Unternehmenskreisen "sehr schnell und überraschend". In der vorigen Woche sei der Betriebsrat über die Finanznöte informiert worden. Vorschläge von Seiten der Mitarbeiter, über Kurzarbeit oder vorübergehenden Gehaltsverzicht die Lage zu retten, seien "abgebügelt" worden. "Man hat richtig gemerkt: Die wollen uns loswerden", so ein Beschäftigter.

Vor allem für die vielen Geringverdiener unter den Callcenter-Beschäftigten sei die Unsicherheit, ob das ausstehende Gehalt gezahlt werde, ein großes Problem. "Viele sind auf jeden Cent angewiesen, damit sie etwa ihre Miete bezahlen können." Die Stimmung sei "total im Keller". "Managementfehler" macht Günter Töpfer von der Gewerkschaft Ver.di Bonn/Rhein-Sieg für das Scheitern des Unternehmens verantwortlich. Der niederländischen Unternehmensführung hätten Kenntnisse über den deutschen Markt gefehlt.

Die Vanad-Gruppe ist ein von zwei Brüdern geführtes Familienunternehmen mit nach eigenen Angaben rund 1 000 Beschäftigten weltweit. Davon arbeiten etwa 700 in Callcentern, die für andere Unternehmen zum Beispiel Kundenanrufe abwickeln oder den Vertrieb unterstützen. Vanad hatte das Bonner Callcenter erst zu Jahresanfang von der Firma Cendris mit damals 260 Beschäftigten übernommen. Zu Umsätzen macht das Unternehmen keine Angaben. Zu den Kunden von Vanad gehören die Konzerne Heineken, ABN Amro und Schenker.

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