Börse Bonner Aktien überwiegend schwach

FRANKFURT/BONN · Die Aktie ist wieder da. Noch 2011 schockte die Schuldenkrise die Märkte. Ein Jahr später scheinen die Sorgen um Griechenland und Co. eingepreist. Investoren vertrauen auf die Zusage von Währungshütern und Politikern, den Euro um jeden Preis zu retten. Auch dunkle Wolken für Solarwerte und der Flop der umjubelten Facebook-Aktie taten der allgemeinen Euphorie keinen Abbruch.

 Blick aufs Parkett: Börsenhändler in Frankfurt.

Blick aufs Parkett: Börsenhändler in Frankfurt.

Foto: dpa

Nach dem besten Jahresstart seit seiner Geburtsstunde 1988 legte der Deutsche Aktienindex (Dax) 2012 fast 30 Prozent zu. Das ist das größte Plus seit 2003. Schon seit Monaten hält sich der deutsche Leitindex in einem nach wie vor unsicheren Umfeld stabil über 7000 Punkten.

Unter den großen Bonner Aktiengesellschaften konnte in diesem Jahr allerdings nur die Aktie der Deutschen Post überzeugen. Sie legte sogar noch etwas stärker als der Dax zu. Der Kurs der Telekom-Aktie schwankte im Jahresverlauf und kratzte sogar kurzzeitig an der Zweistelligkeit, unterm Strich stagnierte der Wert aber. Immerhin gab es im Mai 70 Cent steuerfreie Dividende. Der Bonner Immobilienkonzern IVG war in diesem Jahr wie schon in den Jahren zuvor kein Lichtblick. Rund zehn Prozent verlor die Aktie an Wert. Zappenduster sieht es für die Aktionäre von Solarworld aus. Mit gut einem Euro notiert die Aktie nur noch ganz knapp über Ramschniveau; seit Jahresbeginn hat sie mehr als zwei Drittel an Wert verloren.

Optimisten sehen für den Dax noch Luft nach oben: Geld ist billig und Aktien sind gefragt in Zeiten historisch niedriger Sparzinsen. "Ohne EZB wäre das systemische Risiko in den Märkten viel höher", meint der Chefanlagestratege der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS, Asoka Wöhrmann. Europäische Aktien seien derzeit billig und wert, wieder angeschaut zu werden. In einer Umfrage sehen Experten den Dax Ende 2013 im Schnitt bei 8304 Punkten - ein weiterer deutlicher Anstieg verglichen mit dem Jahresschlussniveau 2012 von 7612,39 Punkten im gestern verkürzten Handel.

Die Rettungsmilliarden der Europäischen Zentralbank (EZB) verdarben Sparern zwar beliebte Geldanlagen wie Tages- und Festgeld. Zugleich jedoch verhalfen sie Aktien zu einer Renaissance - auch bei eher börsenscheuen Deutschen. Im ersten Halbjahr 2012 steckten laut Deutschem Aktieninstitut (DAI) 10,2 Millionen Anleger in Deutschland Geld in Aktien und/oder Aktienfonds. Das waren 1,5 Millionen mehr als Ende 2011. Ein stärkeres Plus gab es nur im Jahr 2000, als die vermeintliche "Volksaktie" Telekom die Massen lockte.

"Die Aktie ist in einer Niedrigzinsphase, wie wir sie aktuell erleben, das einzige Papier, das mindestens Vermögenserhalt und zusätzlich Rendite verspricht", wirbt Aktieninstituts-Chefin Christine Bortenlänger. "Wer einen Siemens-Kühlschrank kauft, Apple-Produkte mag oder gerne BMW fährt, kann guten Gewissens auch Geld in solche Unternehmen investieren", findet Bortenlänger. Das dachte sich vermutlich auch mancher Facebook-Fan, der im Mai Geld in den Mega-Börsengang des Sozialen Netzwerks steckte - und dann erleben musste, dass das Investment eher nicht für einen "Gefällt mir"-Daumen taugt.

Auch manches deutsche Unternehmen lockte das gute Klima aufs Parkett: Zum Eisbrecher wurde - nach langem Hin und Her - der Versicherer Talanx mit seinem Börsendebüt Anfang Oktober. Experten rechnen 2013 mit weiteren Börsengängen. Siemens will seine Lichttochter Osram im Frühjahr an die Börse bringen.

Manche Experten sind auch bei der Kursentwicklung für das kommende Jahr optimistisch, das Plus dürfte nach Ansicht vieler aber nicht mehr so deutlich ausfallen wie in diesem Jahr. Etliche rechnen angesichts anhaltend niedriger Zinsen beim Dax mit einem Sprung über die 8000er Marke. Das bisherige Rekordhoch vom Sommer 2007 von 8151 Punkten könnte fallen.

Absturz bei Öko-Papieren
2012 war für die Anleger grüner Aktien das dritte Jahr in Folge mit massiven Verlusten. Der internationale Leitindex der Regenerativen Energiewirtschaft RENIXX World (Renewable Energy Industrial Index) notiert zum Jahresschluss mit 168,69 Punkten um 30,1 Prozent niedriger als vor einem Jahr (241,28 Punkte), teilte das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster mit. Hauptursache ist der Einbruch der Solarwerte. Bereits 2010 verlor das regenerative Börsenbarometer 29,3 Prozent, im Jahr 2011 sackte der Index um 54,4 Prozent ein.

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