Interview mit Axel Menneking „Bonn muss attraktiver für Talente sein“

Die Deutsche Telekom ist der größte Konzern mit IT-Bezug in Bonn. Mit dem 2012 in Berlin gegründeten hub:raum bietet sie ein Förderprogramm an, das sich speziell an Start-ups aus dem IT-Bereich richtet. Mit dem Leiter Axel Menneking sprach Joshua Bung.

Herr Menneking, welche Möglichkeiten bietet Ihr Förderprogramm für IT-Start-ups?

Axel Menneking: Unsere Unterstützung orientiert sich an den Anforderungen der Start-ups. Wir bieten zum Beispiel Coworking Spaces in Berlin und Krakau an, wo wir Mentoren, externe Experten und einen Zugang zur Deutschen Telekom zur Verfügung stellen. Bei uns gibt es zwei Arten der Förderung: Entweder investieren wir in ein Start-up mit einer Minderheitsbeteiligung von etwa zehn bis 15 Prozent oder es findet eine Zusammenarbeit ohne Investment statt.

Wonach entscheiden Sie, ob es zu einer Zusammenarbeit kommt?

Menneking: Es muss einen strategischen Fit geben. Das heißt: Das Team muss zu uns passen und die Qualität des Produkts muss stimmen. Die Start-ups müssen auf dem Markt bereits Erfolge erzielt haben, diese Lehre haben wir früh für uns gezogen.

Was verspricht sich die Telekom von diesem Modell?

Menneking: Der große Wert für uns besteht nicht in der Vervielfältigung unseres Investments in ein Start-up. Stattdessen ist es so, dass uns diese Unternehmen helfen, effizienter zu werden, und wir bessere Angebote für unsere Kunden bieten können – zum Beispiel durch Analysetools, Smartcity-Angebote, Indoortracking oder intelligente Handschuhe.

Und dann kaufen Sie diese Technologien?

Menneking: Nein, es gibt derzeit keine exklusiven Vereinbarungen mit Start-ups oder eine Kontrolle von unserer Seite. Bis jetzt gab es auch noch keine Technologie, die so einzigartig war, dass wir sie allein für uns haben wollten. In der Regel kaufen wir auch keine Unternehmen im Frühstadium, wenn, dann sind das eher größere Unternehmen.

Wie kommt es, dass Sie bislang kein Start-up aus Bonn in Ihr Programm aufgenommen haben?

Menneking: Dafür gibt es keinen speziellen Grund. Die Wahrscheinlichkeit ist natürlich höher, mit Start-ups aus Berlin, München oder Hamburg zusammenzuarbeiten, weil dort das Angebot einfach größer ist, aber auch in Köln oder Bonn schauen wir uns um.

Es könnte aber auch daran liegen, dass Ihr Fokus derzeit auf dem Standort Berlin liegt...

Menneking: Logisch, an unserem hub:raum-Standort in Berlin sind wir natürlich besonders präsent. Hier finden etwa 200 Veranstaltungen pro Jahr statt. In Bonn gibt es aktuell leider keine Start-up-Veranstaltungen, die groß genug wären, als dass wir uns dort beteiligen würden. Wenn Bonn ein solches Event auf die Beine stellen würde und wir davon mitbekommen, sind wir natürlich gerne dabei.

Woran liegt es, dass Bonn im Start-up-Bereich im Vergleich zu Berlin noch Nachholbedarf hat?

Menneking: Die Stadt hat eine vergleichsweise kleine Infrastruktur und ist außerdem teurer als Berlin. Bonn muss sich zu einem Standort entwickeln, der attraktiv und anziehend für Talente ist. Darüber hinaus braucht die Stadt ausreichend Investoren, Mentoren und Coworking Spaces. All diese Zutaten müssen im Topf drin sein, damit es ein gutes Gericht wird.

Haben Sie Tipps, wie Bonn für Start-ups aus dem IT-Bereich attraktiver werden könnte?

Menneking: Vielleicht sollte man über eine Kooperation mit Köln nachdenken. Ein Start-up-Ökosystem lebt nämlich vom Austausch. Mit einem größeren Netzwerk wäre die Region attraktiver für Start-ups und Investoren, Abschottung ist der falsche Weg. Außerdem sollte man nicht versuchen, hier ein neues Berlin aufzubauen, sondern ein Bonner Ökosystem mit eigenem Charakter entwickeln.

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