Bis zu 300 Euro Unterschied bei der Gasrechnung

Versorger müssen dem Kartellamt die geplanten Preiserhöhungen erläutern - Kosten in Bonn liegen unter dem Durchschnitt - Hauptlieferländer sind Russland und Norwegen

  Rund hundert  Milliarden Kubikmeter Erdgas verbrauchten die deutschen Haushalte im vergangenen Jahr.

Rund hundert Milliarden Kubikmeter Erdgas verbrauchten die deutschen Haushalte im vergangenen Jahr.

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Bonn/Hamburg. (dpa) Die Verbraucher in Deutschland müssen sich in diesem Herbst auf deutlich höhere Gaspreise einstellen. Zahlreiche Gasversorger vom Norden bis Süden Deutschlands wollen ihre Tarife anheben. Das Bundeskartellamt verlangt von den Gasversorgern Klarheit, wie sie die geplanten Preiserhöhungen exakt begründen.

Es gebe mehrere Ungereimtheiten, sagte die Sprecherin der Behörde, Anja Scheidgen, am Montag in Bonn.

Der Bund der Energieverbraucher ermittelte zwischen Oldenburg und Saarbrücken Unterschiede in der Gasrechnung für einen Haushalt von fast 300 Euro. Wie der Verband am Montag in Rheinbreitbach mitteilte, belegten diese extremen Preisunterschiede, dass mit den Gaspreisen etwas nicht stimme. Im Vergleich zum Bundesmittel zögen Gasversorger in einigen Städten wie in Schwerin, Bremen und Augsburg die Preise nach oben.

Versorger in Lübeck, Bonn, Eisenach, Koblenz und Nürnberg machten Gas dagegen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt günstiger. Insgesamt ermittelte der Verband für bundesweit 30 Städte die Gaspreise und veröffentlichte sie im Internet.

Die Gaspreiserhöhungen sind insbesondere eine Folge der rasant gestiegenen Ölpreise. Seit den sechziger Jahren gibt es eine Koppelung des Gaspreises mit den Ölnotierungen. Im Abstand von rund einem halben Jahr folgt der Gaspreis dem des Öls. Mit der "informellen Prüfung" reagiere das Bundeskartellamt auch auf Beschwerden, die darauf zielten, ob die Koppelung von Gas- und Ölpreisen noch zeitgemäß seien.

Das Bundeskartellamt will insbesondere prüfen, warum die Preissteigerungen für den Verbraucher deutlich höher liegen sollen als der Anstieg der Gasbezugspreise. "Wir wollen uns von den Unternehmen erörtern lassen, wie sie das beurteilen", sagte Scheidgen. Erst danach werde entschieden, ob möglicherweise gegen die Gasversorger ein formelles Verfahren eingeleitet werde.

Der Importpreis für Gas soll im einstelligen Bereich wachsen, sagte Scheidgen. Die geplante Preissteigerung im zweistelligen Prozentbereich würde für den Kunden wesentlich höher ausfallen. "Das ist so nicht nachvollziehbar", sagte Scheidgen.

In dem Endkundenpreis seien nicht nur die Rohstoffpreise, sondern auch andere Kosten wie für die Netzdurchleitung enthalten. Die Gaspreise für den Kunden dürften aber nur anteilig steigen. Das Bundeskartellamt will prüfen, ob die Gasversorger im Verdacht stehen, ihre Markt beherrschende Position zu missbrauchen.

Deutschland verbrauchte 2003 rund 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas und lag damit unter den Verbrauchsländern auf Platz vier. Erdgas ist mit einem Anteil von 22,2 Prozent die zweitwichtigste Primärenergie in Deutschland, nach dem Mineralöl (36,7 Prozent). Die Haupt-Lieferländer sind Russland (31 Prozent des Marktes), Norwegen (25 Prozent) und die Niederlande (16 Prozent). Die einheimische Förderung, vor allem aus Niedersachsen, deckt 21 Prozent des deutschen Bedarfs ab.

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