Schuhproduktion Birkenstock baut Zentrallabor in Sachsen

Neustadt/Wied · Das Familienunternehmen setzt zukünftig auf eigene chemische Prüfungen von Materialien für die Schuhherstellung.

 Deutlich an der Innensohle zu erkennen: Schuhe von Birkenstock.

Deutlich an der Innensohle zu erkennen: Schuhe von Birkenstock.

Foto: picture alliance / dpa

Der Schuhhersteller Birkenstock will rund vier Millionen Euro in Sachsen investieren. In Bernstadt im Landkreis Görlitz soll bis Ende 2019 ein chemisches Zentrallabor gebaut werden, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Dort würden die eingehenden Materialien auf mögliche Schadstoffe sowie ihre Belastbarkeit getestet. Nach der Fertigstellung könnten bis zu sieben Mitarbeiter etwa 6000 Analysen pro Jahr durchführen. Bisher stellt das Unternehmen in Bernstadt Schäfte, Schnallen und Nieten für seine Schuhe her. Das Werks sei der zentrale Komponentenlieferant der Birkenstock-Gruppe.

Birkenstock nutzt derzeit noch externe Dienstleister für die Analyse der Materialien. Andreas Ludwig, Direktor für Qualitätsmanagement bei Birkenstock, rechnet auch nicht damit, dass das neue Labor die Externen komplett ersetzen wird. „Aber die Zusammenarbeit wird sich wandeln und dann vor allem auf spezielle Fragestellungen sowie auf Analysen beschränken, die auf die Ausstellung eines Prüfsiegels ausgerichtet sind“, sagte er. Mit der Laboreröffnung solle ein nach außen sichtbares Zeichen gesetzt werden, „dass wir den Verbraucherschutz sehr ernst nehmen“, so Ludwig. Das Unternehmen habe sich selbst verbindliche Richtwerte verordnet, die größtenteils deutlich strenger seien als die gesetzlich vorgeschriebenen Werte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich das Schuhunternehmen, dessen Geschichte sich bis 1774 zurückverfolgen lässt, in Bad Honnef angesiedelt. Carl Birkenstock führte die Idee seines Großvaters weiter, indem er die flexible Korkeinlage zur festen Innensohle von Schuhen machte. 1964 kam das erste Modell der Birkenstocksandale auf den Markt und legte damit den Grundstein für die Expansion des Unternehmens seit den 1970er Jahren. In den 1990er Jahren zog die Firmenzentrale nach Vettelschoß im nördlichen Rheinland-Pfalz. In Bad Honnef ist heute ein Werksverkauf. 2013 war einer der größten Einschnitte in der Firmengeschichte: Aus dem losen Verbund von 38 Unternehmen wurde ein Konzern. Die Leitung der Gruppe wurde erstmals in die Hände eines Teams gelegt, das nicht aus der Familie stammt. 2014 wurde die Verwaltung nach Rahms (Neustadt/Wied)) verlegt. Die Produktionsbetriebe befinden sich in Sankt Katharinen (Rheinland-Pfalz), Bernstadt (Sachsen) und Steinau/Uerzell (Hessen). Das Logistikzentrum ist in Vettelschoß.

Mit rund 3000 Mitarbeitern bezeichnet sich das Familienunternehmen in sechster Generation als größter Arbeitgeber der deutschen Schuhindustrie. Birkenstock hat im vergangenen Jahr rund 25 Millionen Paar Schuhe hergestellt und verkauft. „Es ist kein Zufall, dass Bernstadt den Zuschlag für das Zentrallabor erhalten hat“, erklärte Sean Harris, Chief Admin Officer der Birkenstock Group und Geschäftsführer der Birkenstock Productions Sachsen GmbH.

Zwar sei der Bereich beim zentralen Qualitätsmanagement in der Birkenstock-Zentrale aufgehängt. Doch nirgendwo anders sei der Bedarf an Laborkapazitäten so groß. „Mehr als zwei Drittel aller chemischen Laboranalysen fallen in Bernstadt an, da bei der Komponentenfertigung vorwiegend Flächenmaterialien wie Leder, Textil, Metall und Kunststoffe verarbeitet werden“, so Harris.

Die Investitionen seien auch ein klares Bekenntnis zum Standort Bernstadt, der in den letzten zwei Jahren bereits eine deutliche Aufwertung erfahren habe. Denn anders als die Endmontagewerke in Görlitz und St. Katharinen und die Bettungsproduktion in Steinau-Uerzell konzentriere sich das Werk in Bernstadt voll und ganz auf die Herstellung der Komponenten, also der Schäfte (Oberteile), Schnallen und Nieten, die das Markenbild der Firma wesentlich prägten.

Mit der Schaffung eines eigenen chemischen Zentrallabors beschreite Birkenstock in Europa, wenn nicht gar weltweit, einen Sonderweg, so Ludwig. Die meisten globalen Schuhmarken würden ihre Produkte überwiegend in Südostasien fertigen. Dort werde dann im Regelfall auch ein Großteil der chemischen Analysen vorgenommen.

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