Bilanz und Kurs der Telekom stehen unter Druck

Bundesrechnungshof bemängelt die Immobilienbewertung des Bonner Unternehmens - Aktie sackt auf Rekordtief

Bonn/Frankfurt. (dpa) Die Hiobsbotschaften für die gebeutelten Aktionäre der Deutschen Telekom AG reißen nicht ab. Die T-Aktie fiel am Donnerstag an der Frankfurter Börse zeitweise um über sechs Prozent auf ein Allzeittief von 9,26 Euro. Das Papier gehörte mit einem Minus von rund sechs Prozent zu den größten Verlierern im wichtigsten deutschen Aktienindex Dax. Die T-Aktie war am vergangenen Freitag erstmals unter die Marke von zehn Euro gefallen.

"Wer damals gedacht hat, das Schlimmste sei ausgestanden, wird, heute eines Besseren belehrt", sagte einer der Aktienhändler an der Börse in Frankfurt. Die allgemein schlechte Marktstimmung, gesenkte Umsatzprognosen beim weltgrößten Handy-Hersteller Nokia und die neue Diskussion um die Immobilienbewertung der Deutschen Telekom haben nach Ansicht von Händlern der T-Aktie erneut einen Stoß versetzt.

Einem Zeitungsbericht zufolge zweifelt der Bundesrechnungshof an der Bilanz der Deutschen Telekom AG. Das gehe aus einem Geheimbericht an den Haushaltsausschuss des Bundestages hervor, hatte zuvor die "Financial Times Deutschland" am Donnerstag berichtet. Die Kritik entzünde sich dabei erneut an der Bewertung der Telekom-Immobilien. Schon vor einem Jahren gab es heftigen Streit um Bewertungsfragen.

Im vergangenen Jahr habe die Deutsche Telekom zwar den Wert ihrer Grundstücke um fast 2,5 Milliarden Euro nach unten korrigiert, nicht jedoch den ihrer Gebäude, hätten die Finanzkontrolleure des Bundes kritisiert. Im Ergebnis sei die gesamte Vermögensbewertung falsch. Der Bundesrechnungshof fordere Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) auf, auf eine erneute Korrektur der Immobilienbewertung hinzuwirken.

Der CDU-Haushaltsexperte Dietrich Austermann bestätigte indes, dass der Bundesgerichtshof die Bewertungsart der Telekom beanstandet hat. "Er (der BRH) hat falsche Bewertungen kritisiert."

Ein Telekom-Sprecher betonte dagegen, Gutachter hätten wiederholt bestätigt, dass die Bewertung der Immobilien in Ordnung gewesen sei. Die Darstellung, die Bewertung der Gebäude sei noch auf dem Niveau von 1995, könne nicht stimmen. Gebäude würden ähnlich wie technische Anlagen auch abgeschrieben. Es bestehe kein Wertberichtigungsbedarf.

Aktionärsschützer werfen dem Telekom-Vorstand vor, den Auftrag für eine erneute Prüfung der Immobilienbewertung nicht weit genug gefasst zu haben. "Wir erleben immer wieder dieselbe Diskussion", sagte die Geschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung Wertpapierbesitz, Jella Benner-Heinacher. Es sei offensichtlich trotz Gutachten nicht gelungen, endgültig Klarheit in der Immobiliendebatte zu schaffen.

Der Verkauf von France-Télécom-Aktien durch die Deutsche Telekom sei zu einem schlechten Zeitpunkt erfolgt, kritisierte Benner- Heinacher mit Blick auf den Aktienkurs bei der France Télécom. Das Bonner Unternehmen hatte am Vortag ein großes Aktienpaket für etwa 300 Millionen Euro verkauft. Der Telekom-Sprecher betonte, es habe Haltefristen gegeben. Das Geld werde zum Schuldenabbau eingesetzt.

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