Bessere Jobchancen für allein erziehende Mütter

Modellprojekt im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis ermöglicht Berufsausbildung in Teilzeit - Kreis und Arbeitsamt planen Initiative gegen Jugendarbeitslosigkeit

Siegburg. Wenn es auf dem Arbeitsmarkt eng wird, haben vor allem sie schlechte Karten: allein erziehende Mütter. Dagegen wollen das Arbeitsamt Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis mit einem Modellprojekt angehen. Am Mittwoch stellten Arbeitsamtsdirektorin Marita Schmickler-Herriger und Landrat Frithjof Kühn in Siegburg die Initiative Teilzeitausbildung für Frauen (TafF) vor.

22 junge Frauen aus dem rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis haben bereits einen Vorbereitungskurs für eine Berufsausbildung in Teilzeit begonnen. Zum Start des Lehrjahres im Herbst sollen sie 25 Stunden pro Woche in Betrieben in die Lehre gehen und die Berufsschule besuchen. "Die betriebliche Ausrichtung ist ein wichtiger Unterschied zu anderen rein schulischen Ausbildungen", sagte die Siegburger Arbeitsamts-Direktorin Uta Becher. "Sie vergrößert nach der Ausbildung die Jobchancen deutlich."

Arbeitsamt und Rhein-Sieg-Kreis unterstützen die Frauen bei der Ausbildung: Zum einen bezuschussen die Behörden die Betreuung der Kinder. Zum anderen beraten sie die Frauen bei Problemen während der Ausbildung und bieten zusätzlichen Förderunterricht an. Drei bis vier Jahre soll die Teilzeit-Ausbildung dauern. "Ich glaube, dass viele Betriebe ihre Auszubildenden gerne übernehmen werden", meint Arbeitsamts-Direktorin Becher.

Schließlich hätten die Mütter während ihrer Lehre jede Menge Organisationstalent und Durchhaltewillen unter Beweis gestellt. Bei Erfolg soll das Modellprojekt im kommenden Jahr auf den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis ausgeweitet werden. Schmickler-Herriger kann sich auch eine Einbeziehung der Stadt Bonn "durchaus vorstellen". Mehr als 50 Frauen haben laut Becher bereits die Informationsveranstaltung für TafF besucht. "Die Nachfrage ist groß, aber wir suchen dringend auch noch Ausbildungsplätze", zieht die Arbeitsamts-Direktorin eine Zwischenbilanz.

Entstanden ist das Modellprojekt im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Arbeitsamt und Kreis. Am Mittwoch trafen sich Vertreter der beiden Institutionen in Siegburg zu ihrem zweiten jährlichen Spitzengespräch. "Besondere Sorge bereitet uns die zunehmende Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe von 20 bis 25 Jahren", sagte Schmickler-Herriger. So lag deren Anteil an der Gesamtzahl von Arbeitslosen im Rhein-Sieg-Kreis im Dezember 2001 auf 9,3 Prozent nach 7,3 Prozent im Vorjahresmonat.

Viele junge Erwachsene verlieren laut Schmickler-Herriger ihren Arbeitsplatz nach Abschluss der Ausbildung. Andere hätten wegen mangelnder Qualifikation schlechte Chancen. In diesem Jahr wollen Kreis und Arbeitsamt ein spezielles Angebot für junge Arbeitslose entwickeln.

Das Modellprojekt TafF richtet sich an allein erziehende arbeitslose Frauen im Alter von unter 27 Jahren aus dem rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Weitere Informationen erteilt Marion Michaelis beim Kreissozialamt unter (0 22 41) 13 21 07.

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