Jugendarbeitslosigkeit „Berufsbildung ist ein Schlüsselfaktor“

Bonn · Junge Menschen sind weltweit doppelt so häufig arbeitslos wie der Rest der Bevölkerung. Deshalb steht für die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) die Bedeutung der Berufsbildung für die Qualifizierung Jugendlicher ganz vorn.

 Junge Griechen warten vor einem Arbeitsamt in Athen. FOTO: DPA

Junge Griechen warten vor einem Arbeitsamt in Athen. FOTO: DPA

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Um dieses Thema ging es am Freitag bei einer Veranstaltung des in Bonn ansässigen Internationalen UN-Zentrums für Berufsbildung (Unesco-Unevoc). „Berufsbildung ist ein Schlüsselfaktor“, sagte Shyamal Majumdar, Leiter Unesco-Unevoc.

Beim Kongress stand die Rolle der technischen und beruflichen Aus- und Weiterbildung bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit im Vordergrund. Dabei ging es auch um die Förderung unternehmerischer Kompetenzen. Anlass für das Treffen war der zweite Welttag für den Kompetenzerwerb junger Menschen. „In vielen Teilen der Welt sehen jungen Menschen eine Berufsausbildung nur als zweitbeste Lösung an“, sagte Borhene Chakroun, Leiter der Sektion Jugend, Lese- und Schreibfähigkeit und Kompetenzentwicklung bei der Unesco. Alle strebten nach einer akademischen Ausbildung. Das sei aber ein Trugschluss. Gerade in Ländern mit hoher Geburtenrate sei eine berufliche Ausbildung wichtig, um Arbeit zu erhalten. Gute Ansätze gebe es beispielsweise in Marokko.

„Die Bedeutung von Berufsausbildung muss auf internationaler Ebene noch viel stärker deutlich gemacht werden“, sagte David Atchoarena, Direktor der Abteilung Politikmaßnahmen und Systeme für lebenslanges Lernen bei der Unesco. Es sei wichtig, auf die mit der Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit Jugendlicher verbundenen Probleme aufmerksam zu machen.

Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) waren 2015 weltweit 73,4 Millionen Jugendliche (13,1 Prozent) arbeitslos, und bis 2017 dürfte ihre Zahl in den meisten Regionen weiter steigen. Zwar stellten Jugendliche 2014 nur ein Sechstel der Weltbevölkerung, doch betrug ihr Anteil an der globalen Arbeitslosigkeit 36,7 Prozent. Zudem waren 2015 zwei von fünf erwerbsfähigen Jugendlichen entweder arbeitslos oder hatten Arbeit, lebten jedoch in Armut. Als Hauptgrund sieht die Unesco das Missverhältnis zwischen den von Arbeitnehmern in der Wirtschaft angebotenen und den von Arbeitgebern nachgefragten Qualifikationen.

Das deutsche System der Berufsausbildung mit einer Kombination aus praktischem Lernen im Betrieb und theoretischer Unterweisung in der Berufsschule gilt als weltweit einzigartig. In einigen anderen Staaten gibt es aber durchaus erste ähnliche Ansätze. Peter Thiel, als Ministerialrat im Bundesministerium für Bildung und Forschung für Berufsbildung zuständig, sieht die Slowakei und Griechenland auf gutem Weg. In Griechenland gebe es beispielsweise ein Projekt in der Tourismusausbildung. Auch auf EU-Ebene würden Projekte, in anderen Staaten Systeme der Berufsausbildung und Kooperationsmöglichkeiten einzurichten, gefördert.

Am Freitag brachte die Unesco auf der Veranstaltung ihre neue Berufsbildungsstrategie für den Zeitraum 2016 bis 2021 auf den Weg. Dabei geht es um die Förderung von Jugendbeschäftigung und Unternehmertum, Förderung der Geschlechtergleichstellung und die Erleichterung des Übergangs zu einer umweltverträglichen Volkswirtschaft. Das Unevoc-Netzwerk ist ein weltweites Netz von Einrichtungen im Bereich der Berufsbildung und bietet einen Rahmen für den Austausch und die gegenseitige Unterstützung.

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