Neuer Bildungsweg in Bonn Berufsabitur in vier Jahren

Bonn · Ab dem kommenden Schuljahr gibt es in Bonn das Berufsabitur. Schüler mit mittlerem Bildungsabschluss können sich dafür bewerben und in vier Jahren nicht nur die allgemeine Hochschulsreife sondern parallel noch eine Berufsausbildung absolvieren.

 In Bonn machen mehr Schüler Abitur als in anderen Regionen Deutschlands. Das Handwerk bietet jetzt eine interessante Alternative mit dem Berufsabitur.

In Bonn machen mehr Schüler Abitur als in anderen Regionen Deutschlands. Das Handwerk bietet jetzt eine interessante Alternative mit dem Berufsabitur.

Foto: picture alliance / Jens Büttner/

Bonn wird Modellregion für einen neuen Ausbildungsweg. Ab dem kommenden Schuljahr können sich erstmals 24 Schüler am Heinrich-Hertz-Europakolleg auf das so genannte Berufsabitur vorbereiten. Das heißt, in vier Jahren machen die Schüler nicht nur die allgemeine Hochschulreife sondern parallel auch noch eine duale Berufsausbildung zum Elektroniker. Es gibt noch weitere Modellregionen in Deutschland, in Nordrhein-Westfalen gibt es zunächst jedoch nur in Bonn die Möglichkeit dieser Ausbildung.

„Das Abitur überschattet heute alles“, erklärt der stellvertretende Geschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln Markus Eickhoff, bei der Vorstellung des Berufsabiturs am Mittwoch in Bonn. Die Schüler wollten sich so lange wie möglich alle Optionen offen halten. Das Berufsabitur biete einen guten Einstieg ins Berufsleben, einen sicheren Arbeitsplatz im Handwerk und dazu die Möglichkeit, danach an einer Universität zu studieren. Dazu verdienen die Schüler bereits während der Vorbereitung auf die Hochschulreife Geld: im ersten Jahr cirka 420 Euro bis etwa 525 Euro im vierten.

Eine Chance für das Handwerk

Dazu sieht Eickhoff im Berufsabitur eine Chance für das Handwerk, das zunehmend unter Fachkräftemangel leide, wie er erklärt. Ihm sei klar, dass auch mit dem Berufsabitur nachher viele Schüler an die Unis strömten, aber „in der Schweiz und Österreich gibt es bereits ähnliche Modelle. Dort bleiben nach dem Abschluss etwa 50 Prozent in den Betrieben.“

Die Verfassung des Handwerks zeigt sich auch an den zahlreichen freien Lehrstellen. Aktuell gibt es in der Ausbildungsbörse der Handwerkskammer zu Köln noch knapp 200 unbesetzte Ausbildungsplätze in der Region Bonn/Rhein-Sieg. Da die Zahlen nicht meldepflichtig seien, vermutet die Handwerkskammer insgesamt einen Bedarf im hohen dreistelligen Bereich. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge sei zwar zwischen Januar und April im Gegensatz zum Vorjahr um zehn Prozent gestiegen, so Eickhoff. Aber insgesamt sei der Abiturientenanteil in Bonn höher als in den meisten anderen deutschen Regionen.

Voraussetzung für die Vorbereitung auf das Berufsabitur ist ein mittlerer Bildungsabschluss. Unterricht und Praxis erfolgen in mehrwöchigen Blöcken. Entwickelt haben die Ausbildung der Zentralverband des Deutschen Handwerks und die Kultusministerkonferenz. In Bonn ist das Berufsabitur im ersten Jahr auf die Ausbildung in Elektrobetrieben begrenzt. Später sollen weitere Ausbildungen hinzukommen.

Einen Infoabend zum Berufsabitur gibt es am Montag, 29. Mai, ab 18 Uhr, im Heinrich-Hertz-Europakolleg in Bonn (Herseler Straße 1, Gebäude H, Untergeschoss). Telefonisch informiert Angela Arndt von der Handwerkskammer über Ausbildungsmöglichkeiten, freie Lehrstellen und Berufsabitur unter 0228/ 6047983 oder per Mail unter arndt@hwk-koeln.de

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