Unternehmen aus Bad Honnef Bei Coppeneur dreht sich alles um Schokolade

Bad Honnef · Oliver Coppeneur fertigt seit 25 Jahren Pralinen und Schokolade in Bad Honnef. In seiner 2015 eröffneten Firmenzentrale hat er eine Erlebniswelt geschaffen, für die es noch viele Ideen zur Weiterentwicklung gibt.

 Mit Feingefühl: Coppeneur-Mitarbeiter geben Pralinen den letzten Schliff.

Mit Feingefühl: Coppeneur-Mitarbeiter geben Pralinen den letzten Schliff.

Foto: Frank Homann

In der Schokoladen- und Pralinenmanufaktur Coppeneur in Bad Honnef hat die Osterzeit schon begonnen. Gefüllte Schokoeier sind bereits seit Mitte November in der Fertigung. Es duftet nach fruchtigen Füllungen. An einem Ende der Produktionshalle igeln zwei Mitarbeiter Pralinen, nachdem sie eine Schokoladendusche erhalten haben. Mit Gabeln werden die Pralinen über ein Gitter gewälzt: Durch das Igeln entstehen schöne Muster.

Die Produktion für das Weihnachtsgeschäft ist schon lange abgehakt. „Im August geht es damit los“, sagt Thomas Groepler. Der Schichtleiter gehört zu den ersten Mitarbeitern von Gründer Oliver Coppeneur und kann sich noch gut erinnern, wie 1993 alles mit einer kleinen Produktion in einer umgebauten Siegburger Halle angefangen hat. Coppeneur wird dieses Jahr 25 Jahre alt.

Oliver Coppeneur und Georg Bernardini, der die Firma 2010 verließ, starteten mit einfachsten Mitteln und entwickelten ihre ersten Pralinen, für die sie später ausgezeichnet wurden. Beide sind gelernte Konditoren. Relativ zügig gab es erste Auszeichnungen. Später investierten sie in modernste Technik investiert und begannen, selbst Schokolade herzustellen. Bean-to-Bar heißt das Fachwort für die Produktion vom eigenen Rösten der Kakaobohne bis zur fertigen Schokolade.

Wichtiger Leitsatz

In Bad Honnef gibt es die pralle Fülle ungewöhnlicher Geschmackskombinationen: Schokolade mit Ingwer und Kokos oder mit Himbeeren und Rosenblüten sind nur zwei Beispiele. Oliver Coppeneur hat viele Ideen. Mehr, als er umsetzen kann. Darunter leidet er auch zuweilen. Manchmal leiden auch andere unter dem Schwung seiner neuen Ideen: „Ihm dabei zu folgen, ist nicht immer einfach“, schreibt die Firma auf ihrer eigenen Homepage. Der 50-Jährige weiß, dass er mit seiner Art durchaus unterschiedlich aufgenommen wird: „Die einen nennen mich Visionär, die anderen Spinner.“

Coppeneur hat einen Leitsatz, der ihm sehr wichtig ist: „Schokolade ist Lebensfreude.“ Schokolade könne Gefühle erzeugen, an die der Mensch sich länger erinnere als an Ereignisse oder an Namen. Das erzeuge Lebensfreude. Dieses Botschaft liegt ihm am Herzen. Dementsprechend hat er seine Firmenzentrale mit der Adresse Gewerbepark Dachsberg 1, die 2015 fertig wurde, auch „Manufaktur für Lebensfreude“ getauft. Mit Museum, Kino, Lounge, Bistro, Kaffeerösterei, Eventküche und Shop hat Coppeneur eine Erlebniswelt geschaffen. Konzerte und Küchen-Partys veranstaltet er regelmäßig. Noch ist längst nicht alles fertig, wozu das Haus die Möglichkeit gäbe: „Wir können hier noch so viel machen“, sagt Coppeneur.

Nach den Anfängen in Siegburg war die Confiserie seit 1999 im Bad Honnefer Süden beheimatet. Die Firma wuchs schnell weiter. Das Unternehmen dehnte sich nach Rheinbreitbach aus und arbeitete zwei Standorten. Die Suche nach einem neuen Grundstück war schwierig.

„Es gab sogar die Idee, die Produktion aus Kostengründen nach Rumänien zu verlagern“, erinnert sich Coppeneur. Doch diese Idee wurde verworfen. Statt dessen gab es die Idee der Erlebniswelt: Im August 2013 war erster Spatenstich für die Schokoladen-Manufaktur am Dachsberg. Als erstes zog 2014 die Verwaltung um, es folgte die Produktion. Die Investitionssumme von 14 Millionen Euro war ein gewaltiger Kraftakt, der für Coppeneur nicht einfach zu bewältigen war. Seitdem hat der Bonner Unternehmer Johannes Zurnieden (Phoenix-Reisen) ein Drittel der Anteile, nachdem zuvor ein Familienunternehmen der Süßwarenbranche Anteile gehalten hatte.

Franchise-Geschäfte

Heute gibt es Coppeneur-Produkte in 1000 Fachgeschäften. Die Süßwarenkette Hussel ist ein wichtiger Abnehmer. Der Onlineabsatz gewinnt an Bedeutung. Es gibt Werksverkäufe im Stammhaus Gewerbepark Dachsberg und in Bad-Honnef-Süd. In Bonn und in Köln sind eigene Geschäfte, wobei es in Köln als Franchise-System ausgelegt ist. Franchising bedeutet die Weitergabe eines Geschäftskonzepts an einen Franchisenehmer gegen regelmäßige Gebühr.

Das Franchising soll in den nächsten Jahren deutlich ausgeweitet werden. Das hat sich Alexander Mehnert auf die Fahnen geschrieben. Er ist seit dem 1. Juli zusätzlicher Geschäftsführer bei Coppeneur. Zuvor war er als Geschäftsführer der Tee-Gschwendner GmbH in Meckenheim tätig. Seitdem kümmert sich Oliver Coppeneur vor allem um Weiterentwicklung, Qualität und Innovation und repräsentiert die Marke nach außen. Alexander Mehnert ist für die Organisation von der Produktion bis hin zum Vertrieb zuständig. Coppeneur unterrichtet auch an einer Solinger Fachschule künftige Chocolatiers.

Den ersten Kontakt mit der Süßwarenbranche hatte der gebürtige Beueler Coppeneur noch während der Schulzeit: „Ich habe mit 15 Jahren ein Praktikum bei Kessko gemacht.“ Die Idee, mit Naturprodukten zu arbeiten, habe ihn fasziniert. Weitere Stationen führten ihn über seine Konditorlehre zur Konditorei Nottebrock in Bad Honnef, das damalige Hotel Steigenberger auf dem Venusberg und das Bonner Maritim. Er holte das Abitur nach und besuchte die Meisterschule in Heidelberg. Danach arbeitete er wieder bei der Beueler Firma Kessko, die hochwertige Backgrundstoffe und Halbfabrikate herstellt, in der Produktentwicklung.

Dieser Job führte ihn regelmäßig zu Kunden, die er auch beriet. Und er war bei einer Konditorei in Gera, als der Inhaber ihm sagte: „Können Sie das nicht fertig machen?“ Es ging um hochwertige Pralinen. Die Idee zur eigenen Geschäftsgründung war geboren.

Zunächst fertigte die Confiserie nur für Kunden: „Coppeneur als eigene Marke gab es gar nicht.“ Das hat sich zwar in den vergangenen Jahren geändert, doch Mehnert und Coppeneur stellen fest, dass der Markenname im Rheinland wesentlich bekannter ist als in anderen Teilen Deutschlands. Künftig will Mehnert den eigenen Vertrieb viel stärker in der Vordergrund der Arbeit stellen: „Wir wollen die Marke entwickeln.“ Dazu sollen in den nächsten Jahren zehn weitere Franchisegeschäfte eröffnen. die Zeichen stehen auf Wachstum.

Besuche in Anbauregionen

Regelmäßig besucht Oliver Coppeneur seine Lieferpartner in den Anbauregionen in Süd- und Mittelamerika persönlich. Denn die Grundprodukte sind ihm extrem wichtig. Um Aromen und Geschmack der Schokoladen zu erhalten, verzichtet Coppeneur auf Zusatzstoffe. Für die Kreationen verwendet die Firma eigenen Angaben zufolge „ausschließlich natürliche Rohstoffe und Zutaten“.

Aber aber auch die Heimat spielt in seiner Gedankenwelt ein wichtige Rolle. Die Manufaktur soll Besucher von außerhalb in die Region locken: „Wenn wir es nicht schaffen, ein Mehrwert für Bad Honnef zu sein, dann haben wir unseren Zweck verfehlt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort