3500 Stellen fallen weg Barmer GEK baut Filialen ab

BONN · Die mitgliederstärkste Krankenkasse Deutschlands hat ihr Sparkonzept festgezurrt: Die Barmer GEK will ab 2016 von ihren 760 Geschäftsstellen mehr als die Hälfte schließen. Auch andere Krankenkassen setzen stärker auf Beratung über das Internet.

 Eine von vielen: 132 gesetzliche Krankenkassen gibt es in Deutschland.

Eine von vielen: 132 gesetzliche Krankenkassen gibt es in Deutschland.

Foto: dpa

Vor allem kleinere Servicestellen sollen aufgegeben werden. Gleichzeitig sollen 3500 von 17.000 Stellen abgebaut werden. Die Barmer GEK erhofft sich davon Einsparungen von bis zu 300 Millionen Euro im Jahr.

In der Region trifft es die Geschäftsstellen Rheinbach, Lohmar und Eitorf, die geschlossen werden. Bonn wird Sitz einer sogenannten Hauptgeschäftsstelle, der künftig zehn Geschäftsstellen zugeordnet sind: Aachen, Bad Honnef, zwei Bonner Geschäftsstellen, Düren, Eschweiler, Euskirchen, Siegburg, Simmerath und Troisdorf. "90 Prozent unserer Kunden sollen weiterhin innerhalb von 20 Minuten in einer Geschäftsstelle sein", sagt Barmer-Sprecherin Sara Damirchi. Der Rest werde innerhalb von 30 Minuten eine Filiale erreichen, in Einzelfällen werde auf mobile Beratungsdienste zurückgegriffen, die Senioren besuchen und in Unternehmen Beratungstermine anbieten.

Die Umstrukturierung der Kasse solle schrittweise bis 2018 umgesetzt werden. Zusätzlich zu den Geschäftsstellen gebe es 39 Zentren für Fachthemen wie Krankenhaus, Hilfsmittel, Rehabilitation oder Pflege. In den Fachzentren werden jeweils 100 bis 200 Beschäftigte arbeiten. Bonn wird Sitz des Fachzentrums Pflege. Die Mitarbeiter in den Fachzentren sollen bei komplizierten Anfragen weiterhelfen. Kunden werden von den Geschäftsstellen weitergeleitet. "Es werden mehr Mitarbeiter als vorher in der Kundenberatung arbeiten", sagte der Kassenchef Christoph Straub. Der Stellenabbau soll ohne Kündigungen ablaufen. Die Kasse will stärker auf Service über das Internet setzen.

DAK: Bei der DAK gilt der Veränderungsprozess als Daueraufgabe. Die Zahl der Geschäftsstellen soll von 813 im Jahr 2010 kontinuierlich auf 574 am Ende dieses Jahr sinken, sagt Sprecher Frank Meiners. Die DAK reagiere damit auf veränderte Kundenbedürfnisse nach mehr Beratung über das Telefon, E-Mail und Internet. Trotz Fusion sank die Zahl der Beschäftigten deutlich: nach 13 319 im Jahr 2010 waren es zu Beginn dieses Jahres nur noch 11 045.

Techniker Krankenkasse: Stark auf Beratung über das Internet setzt schon länger die Techniker Krankenkasse. Mit bundesweit 253 Filialen ist die Techniker Krankenkasse eher schlank aufgestellt. Obwohl die mit 6,32 Millionen Mitgliedern zweitgrößte deutsche Krankenkasse weiter wächst, soll die Zahl der Geschäftsstellen stabil bleiben, sagt Sprecher Christian Elspas. Nur in Einzelfällen, beispielsweise an großen Universitäten, würden zusätzliche Geschäftsstellen eingerichtet.

BKK: Bei den 94 Betriebskrankenkassen (BKK) in Deutschland mit rund zehn Millionen Versicherten ist das Netz der Geschäftsstellen stabil, so Sprecherin Andrea Röder. Die BKK seien ohnehin eher schlank aufgestellt.

AOK: Ganz anders sieht die Strategie der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) aus. Bundesweit haben sie knapp 1400 Geschäftsstellen - rund 250 mehr als im Jahr 2009. "Die Kundennähe ist unsere Strategie", sagt Kai Behrens, Sprecher des AOK-Bundesverbandes. Es gehe darum, komplexe Beratungsdienstleistungen wie den Antrag auf Pflegeversicherung nicht nur online, sondern sondern persönlich anzubieten.

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