"Aufschwung im Rheinland auch 2007"

Die Industrie- und Handelskammern der Region sehen Chancen für weiteres Wachstum und wollen ihre Zusammenarbeit stärken - Gemeinsamer Branchenreport: Optimismus in der Industrie, schlechte Stimmung im Einzelhandel

"Aufschwung im Rheinland auch 2007"
Foto: Max Malsch

Köln. Die Vertreter aus Köln und Düsseldorf saßen einträchtig nebeneinander, und auch die Herren aus Bonn, Aachen und vom mittleren Niederrhein zeigten gemeinsam Optimismus: "In fast allen Branchen ist die Stimmung so gut wie seit Jahren nicht mehr, die Auftragslage stimmt", hieß es am Dienstag in Köln bei der Vorstellung des ersten "Branchenreports Rheinland" der Industrie- und Handelskammern (IHK) aus der Region. Trotz einer leichten Eintrübung der Erwartungen bestünden gute Chancen für eine Fortsetzung des Aufschwungs auch im kommenden Jahr. Die meisten Unternehmen wollten investieren und keine weiteren Arbeitsplätze abbauen.

Für die Kammern war der Konjunkturoptimismus ein Anlass, erstmals ihre Umfragen in den einzelnen Bezirken zu einem Ergebnis für die gesamte Region zu kombinieren. "Der Wirtschaftsraum wächst zusammen, und wir wollen dem Rechnung tragen", sagte Detlev Sachse, Geschäftsführer der IHK zu Köln. Durch die größere Zahl der befragten Betriebe - insgesamt waren es 2 200 - erhielten die Statistiken außerdem eine stärkere Aussagekraft als die Ergebnisse in den Einzelbezirken.

Die Kammer-Vertreter betonten am Dienstag vor allem die Bedeutung der Industrie für den Wirtschaftsstandort Rheinland. "Viele Dienstleistungen wie Softwareentwicklung und Personalbeschaffung hängen ganz entscheidend vom Verarbeitenden Gewerbe ab", sagte Fritz Rötting von der IHK Aachen. Besonders erfolgreich seien in der Region der Maschinen- und Fahrzeugbau sowie die Chemie- und Kunststoffindustrie. In diesen Branchen hatte in der Herbstumfrage etwa jedes zweite Unternehmen seine Geschäftslage als gut bezeichnet. Vor allem der Export habe die Konjunktur im Maschinenbau vorangetrieben.

Die Pläne vieler Industrie-Unternehmen, ihre Produktion auszuweiten, scheiterten teils an einem Mangel an Fachkräften. "Die Unternehmer haben den Ernst dieses Problems noch nicht erkannt", sagte Sachse.

Zu den Schlusslichtern bei den Kammer-Umfragen zählt der Einzelhandel. Hier sprechen im Rheinland 20 Prozent der Unternehmer von guten Geschäften, mehr als die Hälfte stuft ihre Situation als schlecht ein. Für die Branche rechnen die Kammern mit weiterem Stellenabbau. "Der verlängerte Ladenschluss wir da auch nicht helfen", vermutete stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg, Kurt Schmitz-Temming. Es sei unwahrscheinlich, dass dadurch mehr Umsatz oder zusätzliche Stellen geschaffen würden.

Dafür setzt der Bonner auf wachsende Einnahmen aus dem Tourismus. Weniger die Restaurants als die Hotels im Rheinland profitierten von Reisenden. "Dem Zuwachs an Übernachtungen in NRW von knapp zwei Prozent 2005 stehen deutliche Steigerungen in Bonn (9,61 Prozent), Köln (9,39 Prozent) und Aachen (7,93 Prozent) gegenüber", so Schmitz-Temming. Vor allem Geschäftsbesucher sollen - unter anderem über Kongresse - an den Rhein geholt werden. Ihnen wird laut Schmitz-Temming neben guter Verkehrsanbindung auch ein hoher Freizeitwert geboten. Den gelte es nun gemeinsam deutlicher herauszustellen und sich damit von anderen Regionen abzugrenzen.

Als Vorbild nannten die Kammervertreter das Ruhrgebiet, das sich bereits erfolgreich als Kulturstandort profiliere. Schmitz-Temming: "Es reicht nicht, beispielsweise in den USA alleine für Bonn zu werben, da nehmen wir den Kölner Dom gerne mit." Die Handelskammern wollten mit ihrer Zusammenarbeit daher ein politisches Signal für einen "Schulterschluss" innerhalb des Rheinlands setzen.

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