Andernacher Rasselstein-Konzern versorgt weltweit Kunden mit Weißblech

Im Werk arbeiten in mehreren Schichten rund um Uhr rund 2 400 Menschen

Andernacher Rasselstein-Konzern versorgt weltweit Kunden mit Weißblech
Foto: dpa

Andernach. (dpa) Wer im Supermarkt Erbsen in einer Dose kauft, hat wahrscheinlich Weißblech aus Andernach in der Hand. Die am Rhein ansässige Rasselstein GmbH ist nach eigenen Angaben der einzige deutsche Hersteller von Weißblech. Die Tochter des ThyssenKrupp-Konzerns gehört zudem zu den größten Weißblech-Produzenten der Welt.

Doch das Geschäft ist nicht einfach. "Der Wettbewerb ist extrem scharf", sagt Pressesprecher Volker Lauterjung. Rasselstein konkurriert unter anderem mit dem weltweit größten Stahlhersteller ArcelorMittal. Zudem machen die steigenden Preise für Stahl, dem Grundstoff für Weißblech, dem Unternehmen derzeit zu schaffen. Lebensmittel- und Getränkedosen oder Spraydosen: Weißblech wird häufig als Verpackung verwendet. Nach Angaben des Verbandes Metallverpackungen in Düsseldorf schützt es Lebensmittel vor Licht, Feuchtigkeit, Sauerstoff und Fremdgerüchen.

Zudem sind die Inhalte auch ohne Konservierungsstoffe mehrere Jahre haltbar. Denn die Dosen können mit Hitze behandelt werden, wobei viele unerwünschte Mikroorganismen abgetötet werden. Wie Lauterjung ergänzt, gehen Dosen selten während des Transportes kaputt. Mit der Einführung des Pfandes auf Getränkedosen Anfang 2003 sei der Markt in Deutschland zwar eingebrochen. "Europaweit ist er aber gewachsen", sagt der Sprecher.

Rund 1,5 Millionen Tonnen Weißblech produziert Rasselstein jährlich für mehr als 400 Kunden in rund 80 Ländern. Nur ein Viertel der Ware bleibt in Deutschland - drei Viertel gehen ins vorwiegend europäische Ausland. Der Jahresumsatz liegt bei 1,1 Milliarden Euro. Rasselstein schreibe Gewinne, versichert Lauterjung. Allerdings könnten sich die steigenden Stahlpreise durchaus "gewinnkritisch" auswirken. Andernach ist laut Rasselstein der größte Weißblech-Produktionsstandort der Welt. Rund 2 400 Menschen arbeiten auf dem 700 Hektar großen Gelände in einem Schichtsystem rund um die Uhr.

Weißblech ist extrem dünnes und mit Zinn veredeltes Stahlband. Den Ausgangsstoff Stahl bekommt Rasselstein von der ThyssenKrupp Steel AG geliefert. Es ist 1,8 bis 3,5 Millimeter dick. Nach einer Vorbehandlung wird der Stahl in einer der beiden Kaltwalzen auf 0,125 bis 0,499 Millimeter geplättet. "Diese Anlage verbraucht mehr Strom als die ganze Stadt Andernach", sagt Lauterjung. Kräfte von bis zu 1200 Tonnen wirkten auf das Material ein. Dabei entstehe eine Hitze von bis zu 200 Grad Celsius - das Blech wird deshalb mit Wasser abgekühlt.

Aus einem ein Kilometer langen Stahlband kann so ein zehn Kilometer langes Weißblechband werden. In Rollen wird es per Schiff, Lastwagen oder Bahn ausgeliefert. Das Werk schaut auf eine lange Geschichte zurück: Bereits 1655 wurde eine Eisenhütte "am Rasselstein" bei Neuwied erstmals urkundlich erwähnt. "Rasselstein" war dabei der Name eines benachbarten Steinbruchs. Im Jahr 1760 pachtete der Unternehmer Heinrich Wilhelm Remy den Rasselstein. Neun Jahre später wurde das erste deutsche Blechwalzwerk schließlich in Betrieb genommen. 1835 stellte Rasselstein die Schienen für Deutschlands erste Eisenbahnstrecke Nürnberg-Fürth her. 1921 nahm Rasselstein die Produktion in Andernach auf.

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