Am Freitag will Post-Aufsichtsrat Zukunft der Bonner Postbank klären

Von einem baldigen Verkauf des Instituts geht kaum jemand mehr aus

  In der Schwebe:  Die Postbank in Bonn ist seit Wochen Gegenstand von Verkaufs-Spekulationen.

In der Schwebe: Die Postbank in Bonn ist seit Wochen Gegenstand von Verkaufs-Spekulationen.

Foto: dpa

Bonn. Nur 24 Stunden liegen zwischen den beiden Agenturmeldungen: Die eine, erschienen am Donnerstagmorgen, verkündet "deutliche Hinweise auf eine Verschiebung des Postbank-Verkaufs". Die andere, von Freitag, handelt von Gerüchten, die Deutsche Bank wolle der Post 50 Euro pro Postbank-Aktie zahlen.

Beide Nachrichten bleiben von den beteiligten Unternehmen unkommentiert. Doch allein, dass sie in der Welt sind, entwickelt sich für das Bonner Bankhaus mehr und mehr zum Problem. Eine quälend lange Zeit, seit Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel vor etwa einem Jahr zum ersten Mal laut über einen Verkauf der Mehrheitsanteile nachdachte, ist das Institut nun schon Gegenstand solcher Spekulationen.

Am Freitag kommender Woche könnte der Aufsichtsrat der Post einen Schlussstrich unter die andauernden Spekulationen ziehen - zumindest vorläufig. Nach Informationen des General-Anzeigers wird die Post dann bekannt geben, wie es mit der Postbank weitergeht. Es sei denn, der Aufsichtsrat vertagt das Thema noch einmal. Post-Chef Frank Appel hatte kürzlich in einem GA-Interview gesagt, bis zu einer Entscheidung werde es "nicht mehr ewig dauern."

Wenn sich nicht noch eine neue Chance ergibt, wird die Post den Verkauf ihrer Finanztochter allerdings wohl auf Eis legen. Denn jene Preisvorstellungen, wie sie sich Zumwinkel noch vor gut einem Jahr hatte machen können, sind längst Geschichte.

"Das Problem ist, dass es wegen der Finanzkrise derzeit sehr wenige gibt, die sich die Postbank leisten können", hatte Appel im GA-Interview eingeräumt. Und auch betont: "Wir werden die Postbank nicht verkaufen, wenn das Angebot nicht stimmt." Der Wert der Postbank ist in den vergangenen Monaten kräftig gesunken.

Statt zuvor bis zu zehn Milliarden Euro liegt der Börsenwert jetzt nur noch bei 7,3 Milliarden Euro. Der Zeitpunkt zum Verkauf ist damit denkbar schlecht. Die Post hält an der Postbank 50 Prozent plus eine Aktie, würde also bei einem Verkauf zu "Marktpreisen" über eine Milliarde Euro weniger erlösen als vor der Finanzkrise.

Auf der anderen Seite passt die Postbank nicht in das langfristige strategische Konzept der Post. "Das Bankgeschäft gehört nicht unbedingt zum Kerngeschäft eines Logistikkonzerns", sagt Appel. Die Post steckt damit in einem Dilemma: Der Verkauf wäre nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.

Ein Ende der Spekulationen wäre kaum absehbar, die Postbank bliebe ohne Perspektive. "Wir haben derzeit für die Postbank ein wirklich ungünstiges Szenario", räumt denn auch ein hochrangiger Postmanager ein. "So lange die Situation in der Schwebe ist, besteht die Gefahr, dass gute Leute das Institut verlassen."

Keine schlechte Nachricht wäre ein vorerst gescheiterter Verkauf für die Postbank-Belegschaft und die Zukunft der Konzern-Zentrale in Bonn. Die Arbeitnehmervertreter befürchten nämlich massive Stellenstreichungen, sollte das Institut etwa an die Deutsche Bank veräußert werden.

Die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank, bei der 9 000 Stellen wegfallen sollen, zeigt, wohin die Reise ginge. Ein Verkauf der Postbank ins Ausland hätte nach Einschätzung von Experten dagegen deutlich weniger negative Auswirkungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur Arbeitslosenquote Viel Potenzial bei Ungelernten
Zum Thema
Aus dem Ressort